Ein kleines Bisschen Information:
Einem gut scharf sehenden Menschen attestiert der Augenarzt einen Visus von 100%.
Dieser Visus wird gemeinhin so definiert, dass man 1 Winkelminute auflösen kann.
Das sagt den meisten Leuten nichts, aber man kann mit ein wenig Trigonometrie ableiten, dass man bei "normalem Betrachtungsabstand" (= bei einem Betrachtungsabstand gleich der Bilddiagonalen) ca. 1/3.450 des Abstandes und damit eben der Bilddiagonalen auflösen kann.
In dem ganzen Foto-Theoriegehampel gibt es nun die Größe des "maximal zulässigen Zerstreuungskreises", welche ausdrückt, wann man noch glaubt einen Punkt und keinen flächigen Kreis zu sehen. Der Durchmesser davon stellt auch dar, was man also noch auflösen kann.
In den üblichen Schärfentiefe/DoF-Rechnern wird nun seit Anno Dunnemal ein maximal zulässiger Zerstreuungskreis von 1/1500 der Bilddiagonalen angenommen.
Daraus kann man ableiten, dass jegliche Schärfentiefeberechnung auf solcher Basis nur Leute mit einem Visus von etwa 44% zufrieden stellt.
Ergo: man sollte einen um den Faktor 2,3 kleineren zulässigen Zerstreuungskreis einstellen, wenn das überhaupt geht.
Dadurch sinkt die Schärfentiefe natürlich erheblich.
Nebenbei kann man leicht ausrechnen, wo die Grenze für "pixelscharfes" sehen liegt. Nämlich natürlich bei einer Diagonale von ca. 3.450 Pixeln.
Und das bedeutet bei den bei DSLRs üblichen Formaten von 3:2 eine Bildauflösung von ca. 5,8 Megapixeln.
Mithin ist es keineswegs Quatsch, wenn manche behaupten, dass man nicht mehr als 6 MPx "braucht". Zumindest bei üblichen Betrachtungsabständen braucht das Endergebnis (wer die Bilder wild zusammenschneidet braucht natürlich beliebig mehr) wirklich nicht mehr.
Nur muss sich jeder darüber im klaren sein, dass eben das Beschneiden und näher ran gehen in gleichem Masse das Bildrauschen steigert.
Wer also zu den Rausch-Sensibelchen zählt sollte dringend davon Abstand nehmen, Bilder zu beschneiden oder näher an sie ranzugehen.
Umgekehrt, wer denn der Forenmode folgt und Objektive sucht, "die den Sensor ausreizen", kann das überhaupt nur beurteilen, wenn er bei der Bildbetrachtung entsprechend nah ran geht (das Bildschirmstarren auf 100% ist ja nix anderes als brutal nah an ein Bild ranzugehen).
Wer nun 24 MPx "ausnutzt" genießt automatisch und zwangsweise zwei volle Blenden mehr Bildrauschen als derjenige, der das Bild "normal" betrachtet, also wirkt das ISO 800 Bild wie eines mit ISO 3.200.
Anders ausgedrückt: Menschen mit solchen Betrachtungsgewohnheiten (oder entsprechenden Beschnittgewohnheiten) erzielen mit einem 24 MPx KB-Sensor und weit offenem lichtstärksten Objektiv das gleiche Rauscherlebnis, das die meisten anderen aus einem mFT-Sensor bei
gleicher Blendenzahl erzielen.
Nebenbei erleiden sie aber auch eine um den Faktor 2 einbrechende Schärfentiefe, d.h. gerade bei Landschaftsaufnahmen wo man davon eher mehr haben will, bekommt man eben deutlich weniger davon.
Wenn man sich das mal so vor Augen führt, erkennt man schnell, wie hirnlos das ganze Megapixelrennen und die ganzen Forendebatten um "pixelscharfe" Objektive sind.
Das nur als kleine Übung zum Nachdenken.
Ergänzung 1: (09.08.15)Da das hier ja ein wenig zum allgmeinen Verständnis beitragen soll, hier noch ein Stück Trivia:
Ebenfalls mit simpler Trigonometrie kann man sich ausrechnen, was denn überhaupt dieser "normale Betrachtungsabstand" bedeutet, von dem ich und andere immer faseln.
Man kommt hier schnell darauf, dass ein Abstand gleich der Bilddiagonalen einem diagonalen Bidlwinkel von ca. 53 Grad entspricht.
Und das kann man ebenso leicht in die Technokratensprache der Fotografen übersetzen:
Es entspricht nämlich zufällig dem Bildwinkel eines 43mm Objektivs am Kleinbildformat und 28mm an APSC.
Eventuell kennt ja der eine oder andere Pentaxianer diese Brennweiten.
Wer derlei also beim Knipsen als angenehme und natürliche Brennweite ansieht, der wird auch keine Probleme damit haben, diesen zunächst willkürlich erscheinenden Normbetrachtungsabstand als vernünftig und lebensnah auch für sich selbst anzuerkennen.
Umgekehrt müsste man vermuten, dass die Fraktion derjenigen, die angeben, Fotos immer viel näher zu betrachten und daher mehr als die 5,8 MPx zu "benötigen" auch in der Regel Motive weitwinkliger als 28mm aufgenommen bevorzugen.*
*=ja, mir ist klar, dass Leute im extremen Telebereich gerne mal "die Brennweite verlängern" durch fettes Beschneiden. Das sei als Spezialthema aber hier nicht der Fokus.
Auch das mal als kleines Fragment zum Nachdenken.