Liebe Freunde der georgischen Sonne. Nach zwei Jahren Abstinenz haben wir es mal wieder nach Georgien geschafft. Auch wenn es dieses Mal nahezu ein reiner Familienbesuchsurlaub für meine Frau war und wir – bis auf einen zweitägigen Ausflug zur Familie auf's Land – immer in Tiflis waren, habe ich zumindest ein paar Fotos machen können. Leider ist mir ja kurz vor der Reise mein wichtigstes (weil liebstes) Objektiv, das FA43 Limited, kaputt gegangen, was ich sehr bedauere. Manchmal habe ich es mir sehr herbeigewünscht.
Wie dem auch sei, wenn Ihr Interesse an einer kleinen Fortsetzung habt, zeige ich hier gerne noch die paar Bilder, die in den paar Tagen entstanden sind. Ich habe mir fest vorgenommen in zwei Jahren abermals nach Georgien zu fahren, dann aber wirklich zum Fotografieren. Ich hege sogar die (tollkühne) Absicht, dann auch einen Mietwagen zu nehmen, um die Schönheit der Natur dieses Landes entdecken und mit meinen Mitteln dokumentieren zu können. Dieses mal war ich doch arg auf ein paar Quadratmeter begrenzt und jede weitere Fahrt als Mitfahrer lässt einem das Herz bluten. So viele interessante Fotomotive rauschen an einem vorbei...
Seit 2012 hat sich einiges getan. Präsident Saakaschvili hat, entgegen meiner Einschätzung, 2013 tatsächlich nach demokratischen Wahlen den Stuhl geräumt. Damit ist der westlich orientierte (manche/viele sagen, der Vasall der USA) zumindest als Präsident Vergangenheit. Georgien hat, obwohl man sich Russland gegenüber wieder offener und weniger abweisend zeigen möchte, seinen Westkurs beibehalten und möchte am liebsten noch heute in die NATO bzw. in die EU. Letzteres halte ich für utopisch, nachdem ich das Land nun schon zweimal in Teilen gesehen habe, ersteres hat die neue Bedrohungslage durch Russland auf längere Zeit wohl unmöglich gemacht. Russland (oder viel mehr Putin) hat mehrmals öffentlich bekundet, dass seine zwei "roten Linien" die Ukraine sowie Georgien sind. Die Lage meiner Rückkehr war mit der sich parallel jeden Tag weiter dramatisierenden Ukrainekrise natürlich zugespitzt. So mancher Georgier fürchtet, dass Georgien das nächste Opfer der russischen Aggression werden könnte, nachdem Putin der Regierung in Tiflis im letzten Krieg 2008 nur Südossetien entrissen hat. Mehr zum politischen "Wohlbefinden" vielleicht später. Ach ja, zur weiteren "Verwestlichung" kann ich sagen, dass Tiflis weiter von westlichen Firmen "eingenommen" wird. So haben neben McDonalds nun auch Fastfoodketten wie Wendy's (wusste gar nicht, dass es die noch gibt...) und KFC Fuss gefasst. Wer schon mal in Frankreich war, wird auch mit der Kette "Carrefour" etwas anfangen können. Zwei dieser Megamärkte gibt es nun auch in Tiflis (Tbilisi). Diese stellen einen enormen Kontrast zu den sonstigen Einkaufsgewohnheiten in Tiflis, aber noch viel mehr im übrigen Land dar. Viele Georgier kaufen auf Märkten oder am Straßenrand, Armut ist nach wie vor ein großes Thema.
Der Mann von der Schwester meiner Frau, arbeitet in Tiflis in der Logistikbranche für ein deutsches Unternehmen (Socken "nur die") und verdient bei Vollzeitarbeit ca. 200 Euro pro Monat... Er hat studiert und "Aviation" gelernt. Er ist sehr froh um seinen Job, auch wenn es ihn nicht glücklich macht. Man kämpft täglich um's Überleben.
Die einzige nennenswerte Industrie in Georgien ist die Weinindustrie, die zwar nach dem Krieg gegen Russland 2008 enorme Einbrüche zu verzeichnen hatte, aber zumindest bestrebt ist im Westen weiter Fuß zu fassen. Ich selbst liebe die beiden georgischen Weine Kindzmarauli und Khvanchkara (liebliche Rotweine).
So findet man in Tiflis einige nette Läden, die Wein an den Man zu bringen versuchen. Diese sind durchaus ansprechend gemacht.

#75
Bewegt man sich durch Tiflis, sieht man mittlerweile einige (wenige?) recht schön restaurierte Straßen bzw. Plätze. Daneben aber auch sehr viel Verwahrlosung. Dabei wäre die Stadt, vor allem "Old Tiflis", also der historische Stadtkern, renoviert sicher eine Pracht. Ob es jemals dazu kommen wird, diese Stadt wieder in der alten Pracht zu erleben bleibt abzuwarten (oder eben zu bezweifeln), bis dahin dominiert das Verfallene vielerorts die Szenerie.

#76
Lichtblick und fester Anker im Leben bleibt den Georgiern nach wie vor der Glaube. Wie schon vor zwei Jahren berichtet, ist die Kirche und der christliche Glaube für die Mehrheit der Georgier wichtiger Lebensbestandteil und tief im Inneren verankert – und dies keineswegs nur bei der älteren Generation.

#77
Über Anmerkungen jeder Art freue ich mich wie immer.