Eigentlich sollte die kurze Reihe mit den Inuit-Kindern
40456504nx51499/reisefotografie-f20/groenland-2014-die-kinder-der-inuit-dokumentation-nmz-t50960.html#p893525 alles sein, was ich von der Grönlandreise zeigen wollte. Die Reise liegt immerhin 9 Jahre zurück. Und auch, wenn das Erlebte mich nie losgelassen hat, hielt ich so alte Fotos für nicht zeigenswert. Einige von Euch haben mich ermutigt, ein wenig mehr von dieser Reise zu zeigen. Bei mir rennt Ihr damit offene Türen ein. Deshalb fahre ich gern fort mit einigen Bildern vom Alltag der Grönländer.
Vorab (für die, die es interessiert) kurz zu den Umständen der Reise: Es handelte sich um eine sog. Expeditionsreise mit der MS Fram der Hurtigruten. Ein relativ kleines, intimes Schiff mit etwa 130 bis 150 Reisenden. Nach ein paar Tagen kennst Du jeden zumindest vom Sehen. Insbesondere diejenigen, die rund um die Uhr mit der Kamera an Deck standen. Wir starteten etwas oberhalb des Polarkreises in Kangerlussuaq (das „Q“ nimmt in der grönländischen Sprache eine wichtige Rolle ein). Der dortige Flughafen diente der US Air Force im 2. Weltkrieg als Zwischenstop Richtung Europa, nach dem Krieg als Zwischenstop zur Versorgung West-Berlins (Hier findet man dasselbe Luftbrückendenkmal, das man von Berlin, Frankfurt und Keflavik (Island) kennt).
Die Reise führte uns die Küste entlang bis nach Upernavik am 72 Breitengrad, wo wir zur Sommersonnende den Nationalfeiertag der Grönländer erleben durften. Südwärts ging es dann u.a. nach Ilulissat in der Diskobucht, dem legendären Ort mit dem riesigen Gletscher, von dem die meisten Eisberge kalben, u.a. auch der, der die Titanic versenkt hat. Hier sind die letzten Bilder der Kinderserie entstanden.
Ein Forumsfreund fragte mich vor einigen Tagen, warum ich geschrieben habe, wieder nach Grönland reisen zu wollen. Ich habe ihm geantwortet, dass es schwer ist, Grönland jemandem zu beschreiben, der selbst noch nicht dort war. Hier nur dies: Als wir auf dem Rückweg in Kopenhagen landeten und ich mich in der „Zivilisation“ wiederfand, kamen mir die Tränen. Und ich habe zuhause mehrere Wochen gebraucht, wieder anzukommen.
Es war eine Reise voller Gegensätze und voller Kontraste. Die Natur ist einfach überwältigend. Das unbeschreibliche Licht, die Mitternachtssonne, der Moment, in dem Du den ersten großen Eisberg siehst. Die anrührenden Begegnungen mit den liebenswerten Grönländern. Die Erkenntnis, dass sie ein hartes, entbehrungsreiches Leben führen, das uns so fremd ist. Dass die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte wahrscheinlich gut gemeint waren, aber nicht immer gut gemacht. Wo man früher mit der Familie in einfache Verhältnissen zusammenlebte, sind inzwischen anonyme Wohnblocks entstanden, wie wir sie aus dem Osten kennen. Obwohl Alkohol teuer und teilweise schwer zu beschaffen ist, soll der Alkoholismus eines der größten Probleme sein. Die Selbstmordrate ist überdurchschnittlich hoch. Bei den Teenagern hatte ich den Eindruck, sie lernen über Social Media die westliche Welt kennen und sehnen sich nach einem Leben in Europa oder den USA. Das Mädchen mit der grünen Brille in #3 des Kinderthreads hatte bei mir diesen sehnsüchtigen Eindruck erweckt. Umgekehrt hatten wir eine aus dem Süden Grönlands stammende Reiseleiterin bei uns, die als junge Frau nach Dänemark gegangen und dann wieder nach Grönland zurückgekehrt war, weil sie die Sehnsucht nach der Heimat nicht ausgehalten hatte. Mit ihr habe ich mich während der Reise immer wieder gern über das Leben der Grönländer unterhalten; von ihr habe ich viel gelernt.
An dieser Stelle eine persönliche Anmerkung: Die Grönländer leben seit je ein hartes und entbehrungsreiches Leben in einer unwirtlichen Natur. Sie trotzen dieser – oft feindlich erscheinenden – Natur ihren Lebensunterhalt ab. Sie jagen, sie fischen, sie halten sich Schlittenhunde. Sie fangen auch einige wenige Wale und fangen und schlachten (im Folgenden auch von mir dargestellt. Wer das nicht sehen kann, sei hier gewarnt) Robben wegen des Fleisches und des Fells. Die Hunde sind fast das ganze Jahr über angekettet (auch das werde ich zeigen). Für westeuropäische Tierfreunde möglicherweise schwer zu ertragen. Es geht hier darum, zu dokumentieren, nicht zu werten. In meiner Kindheit oder Jugend gab es eine vom „Stern“ unterstützte Kampagne von Greenpeace (denen ich ansonsten durchaus Sympathie entgegenbringe) gegen die Robbenjagd der Grönländer. Da wurden Bilder von Robbenbabys mit großen braunen Kulleraugen solchen von abgeschlachteten Robben gegenübergestellt. Der satte deutsche Besserwisser (freilich nicht nur der) empörte sich über diese grausamen Wilden und der Handel mit Robbenfellen brach komplett und dauerhaft ein. Was wiederum zahlreiche Jäger in Grönland um ihre wirtschaftliche Existenz, in Sozialwohnungen und zum Alkohol gebracht hat. Auf diese Zusammenhänge wurden wir während der Reise mehrfach hingewiesen. Und darauf, dass sich die Grönländer hiervon nie erholt haben. Mir gab das zu denken. Auch ein Grund, warum ich mich dazu entschieden habe, im Folgenden mehr vom Alltagsleben als der großartigen Natur zu zeigen. Sagt bitte Bescheid, wenn es zu viel oder langweilig werden sollte.
Es geht harmlos-harmonisch los:
#1 Kangerlussuaq, Ausflug in die Tundra und zum Gletscher. Neben dieser malerischen, mit bunten Fässern gesäumtem Straße konnten wir auch eine Teststrecke von VW besichtigen,
https://taz.de/Groenlands-Eis-kommt-unt ... /!1177262/, womöglich die Konkurrenz von Alex (snafu)?
#2 Der Fischer fischt. Was sonst?