Di 24. Mai 2016, 11:45
M.E. besteht das Problem zum Einen, in der hier häufig verhandelten, Problematik des Verlusts der Privatheit und des Missbrauchs von Bildern, es gibt aber noch einen zweiten, nicht zu vernachlässigenden Aspekt, Oliver hat das angeschnitten, nämlich die Person des Einstellers.
Eine kurze Geschichte mag das erläutern: Die Tochter eines Freundes versucht im Kindergarten ihre Jacke anzuziehen, der Reißverschluss klemmt, genau über dem Genitalbereich. Die Erzieherin versucht zu helfen, das Kind sagt: "Papa fummelt da auch immer so lange rum". Die Erzieherin wird hellhörig und hegt einen Verdacht, merkt dann aber, dass der Reißverschluss defekt ist und fragt beim Kind genauer nach, die Sache ist geklärt - alles gut gegangen.
Die Geschichte ist 20 Jahre her, Internet noch wesentlich unbekannt. Verlegen wir sie aber ins heute und die Erzieherin handelt anders, sieht die Sache anders aus. Die Erzieherin googelt nach dem Vater, der in seinem jugendlichen Sturm und Drang auf Facebook Kommentare zum Thema "sexuelle Befreiung von Kindern" (siehe das Beispiel der Grünen) gepostet hat, Kinderbilder ins Netz stellt (wenn auch harmlose) und auch noch Lehrer ist - hmm, denkt die Erzieherin, und spricht ihre beste Freundin an - mit ein wenig Pech ist die Geschichte im Ort rum, da hilft nur noch ein Identitätswechsel, das wird man nie wieder los...
Natürlich kann man sagen: Weit hergeholt - aber EIN Fall würde wohl ausreichen.
Ich denke, dass das was im Netz und im sozialen Umfeld über mich vermutet wird ist sowohl langlebiger, als auch wesentlich wichtiger als das was/wer ich tatsächlich bin. Von daher ist die Vermutung (das öffentliche Profil, die Vermutung) über BUDDI sozial wesentlich wichtiger als das was er tatsächlich ist (entschuldige bitte, dass ich dich hier als Beispiel nehme).
Die "dumme Angebotsmaschine" von Amazon etc. versucht zur Zeit noch Produkte für mich zu finden die irgendwo ZWISCHEN Ornette Coleman und Bibbi Blocksberg liegen, sie hat noch nicht gerafft, dass es nichts DAZWISCHEN gibt, sondern es eigentlich zwei Profile sind - ihr Profil ist also falsch, dadurch aber eventuell wesentlich "gefährlicher" (in diesem Fall natürlich nicht).
Wenn sie einmal rafft (und das ist nur eine Frage der Zeit), dass es sich anders verhält, wird sie ein anderes Profil erstellen (Jazzfan, Vater, Tochter etc.). Ob das richtiger ist sei dahingestellt (Coleman war für einen Freund, Bibbi für die Nachbarstochter) - es wird aber für den Auswerter, der ja weiß, dass die Auswertung genauer ist, "wahrer" - und da sehe ich das Problem.
Die "Bilder" einer Person enstehen im Kopf des Betrachters - und darauf haben wir kaum Einfluss.
Ich glaube tatsächlich auch nicht, dass irgendein Entscheider, der seinen Job seriös macht, auf Kinderbilder eines Bewerbers abzielt (obwohl, bei bestimmten Diensten mit hoher Geheimhaltungsstufe oder so..., oder bei der Suche nach einer "Schwachstelle", womit man jemanden unter Druck setzen kann, bei Profilern, die versuchen ein "Gesamtbild" zu erstellen).
Ich denke aber, dass man es nicht mit dem Attribut "Paranoia" nicht so ganz trifft (Nur weil du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.).