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Streetfotografie ... wie?

Mo 28. Sep 2020, 08:05

Hallo zusammen,
bei einer Fridays for Future-Demo habe ich mich mal an Streetfotografie versucht. Es hat echt Spass gemacht. Allerdings tauchten dabei ein paar Fragen auf.
Weil ich eigentlich Musiker auf der Bühne fotografieren wollte hatte ich das 150-450mm auf der Kamera. Zuerst dachte ich, das sei für "Street" nicht geeignet, zu groß, zu auffällig, zu lange Mindestbrennweite. Beim Fotografieren stellte ich dann aber fest, dass das garnicht so schlecht war, die Leute fühlten sich nicht portraitiert, sie sahen zwar, dass da jemand fotografierte, gingen aber wohl nicht davon aus, dass ich gerade sie fotografierte. Anstrengend war´s, Foto machen, den/die Fotografierte suchen, auf Kamerdisplay Foto zeigen, um Erlaubnis bitten. Manche habe ich aber nicht wiedergefunden. Bis auf zwei ältere Damen hatte niemand was dagegen, das Foto habe ich dann gleich in ihrem Beisein gelöscht.
Macht ihr das auch so? Oder sagt ihr euch, sie werden wohl nichts dagegen haben?
Ich habe gesehen, dass die meisten deutlich kürzere Brennweiten nehmen, ist natürlich deutlich unauffälliger. Aber hat dieses "unauffällige" nicht was von Voyeur? Ich unterstelle das nicht, war einfach nur eine Frage, die ich mir stellte.
Ich habe vor, mich demnächst nochmal in die Innenstadt mit dem gleichen Equipment in die Innenstadt zu setzen und das nochmal zu probieren.
LG
Norbert
Zuletzt geändert von Warrick am Mo 28. Sep 2020, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Streetfotografie ... wie?

Mo 28. Sep 2020, 08:25

Ich mache Streetfotografie fast NUR mit dem 150-450 mm von Pentax (und davor mit dem 120 - 400 mm von Sigma).

Denn ich kann deine Beobachtung teilen: Damit lassen sich Personen am besten ablichten, ohne ihnen auf die Pelle zu rücken und damit auch die Situation zu verändern, in der man die Personen gerade entdecken konnte.
Außerdem wirkt das Objektiv "professionell" auf Außenstehende. Selbst erfahrene Canon/Nikon-Fotografen können es einfach nicht einordnen :-) Es kommt weit professioneller rüber, als z. B. das kleine 55 - 300 mm PLM mit seinen Zoom-"Bechern".

Dennoch halte ich es für enorm egoistisch, Personen ungefragt zu porträtieren und deren Porträts zu veröffentlichen. Rechtlich okay ist es ebenso nicht.

Daher folgende Einschränkungen, mit Foto-Beispiel [ANMERKUNG VON MIR SELBST: NACHTRÄGLICH ENTFERNT]
Zuletzt geändert von XiYi am Di 29. Sep 2020, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Streetfotografie ... wie?

Mo 28. Sep 2020, 09:07

Nun ja, was soll man noch dazu sagen. Das Thema wurde schon einige Male hier auch kontrovers diskutiert, und es kommt immer wieder auf:
40456504nx51499/small-talk-f33/gespraechsthema-people-street-persoenlichkeitsrechte-t872.html

Hält man sich streng an die Regeln, ist street-Fotografie in meinem Augen tot.
Auch vor der neuen DSGVO war street-Fotografie schon ein zweischneidiges Schwert, bei dem man sich immer wieder rechtfertigen musste.

Und es gibt auch wie sonst im Leben immer wieder Leute, die meinen, mahnend ihren Zeigefinger heben zu müssen, die selbst niemals über eine rote Ampel gehen würden oder sich sonst etwas zu schulden kommen lassen.

Ich habe nichts gegen Landschaftsfotografie, Blümchen und Tierchen, mag halt aber auch gerne Menschen, interessante Charaktere, Menschen in ihrer Umgebung und besondere Momente mit Menschen. Ohne Menschen wäre für mich die Fotografie auf Dauer langweilig und unbefriedigend.

Je nach Situation frage ich hinterher um Erlaubnis, aber eben auch nicht immer. Das ist mein persönliches Risiko, das gehe ich ein.
Ansonsten würde ich wohl die Kamera aus der Hand legen.

Re: Streetfotografie ... wie?

Mo 28. Sep 2020, 09:12

Jo Hannes,
kann ich alles unterschreiben, was du sagst. Eine Frage bleibt aber: Wenn ich die Masse deiner Streetfotos noch richtig im Kopf habe, nimmst du gewöhnlich kleine Brennweiten. Das hat doch sicher einen Sinn?
LG
Norbert

Re: Streetfotografie ... wie?

Mo 28. Sep 2020, 09:34

Warrick hat geschrieben:Jo Hannes,
kann ich alles unterschreiben, was du sagst. Eine Frage bleibt aber: Wenn ich die Masse deiner Streetfotos noch richtig im Kopf habe, nimmst du gewöhnlich kleine Brennweiten. Das hat doch sicher einen Sinn?
LG
Norbert

Hmm, kleine Brennweiten sind für mich so um die 35mm!
Und echte Streetfotografie geht ja nur mit diesen kleinen Brennweiten, so sagt man. :ugly:
Ich nehme bevorzugt eher das 55-300er PLM, also eher keine kleinen Brennweiten.

Ach ja, so ewas geht natürlich immer, den Masken sei Dank:

Erst hat die eine den Kopf weg gedreht.

#1

Dann die Andere .... :(

#2

Na also, geht doch! ;)

#3

Re: Streetfotografie ... wie?

Di 29. Sep 2020, 15:38

35 - 50mm Brennweite, so habe ich das einmal gelernt.

Ich bin aber der Meinung, dass man sich an das Thema herantasten sollte, gleich mit 35mm anfangen bedeutet sehr nahe am menschlichen Motiv zu sein.
Das kostet schon Überwindung! Und man braucht eine Struktur, ein Verhaltensmuster wie man sich nach dem Bild gegenüber den fotografierten Personen verhält.

Dein Anfang mit der langen Brennweite bei der Demo war schon ganz richtig.

Re: Streetfotografie ... wie?

Di 29. Sep 2020, 16:44

Street mit langen Brennweiten ist natürlich einfacher. Und ich will jetzt niemandem zu nahe treten aber für mich ist es auch noch mal ein Stück indiskreter. Die Distanz und Deckung führt für mich erst recht zu einem eigenmächtigen Eindringen in die Privatsphäre. Ich selbst wäre nicht begeistert, wenn ich das bemerken würde.

Für mich findet Streetphotography zwischen 28 und 50 mm (KB äquivalent) statt. Was mich selbst angeht: bei 32 mm (also mit dem 21er Limited). Wenn es die GR mit 35 mm (KB äquivalent) gäbe...

Tatsächlich fotografiere ich aber momentan kaum noch 'Street'. Eben weil die DSGVO sehr viel strenger ist, als in diesem Thread dargelegt. Die überwiegende Zahl der hier gezeigten Bilder ist meiner Meinung nach ohne Zustimmung der abgebildeten Personen nicht in Ordnung. Leider reicht es nämlich in letzter Konsequenz, wenn sich jemand auf einem Bild selbst erkennen kann. Trotz Sonnenbrillen oder Coronamasken. Wenn der junge Mann in der Sonne oben eine brünette Freundin hätte und sie das Bild sähe, würde sie ihn sicher auch ganz ohne Gesicht erkennen. Hannes hat das gut ausgedrückt. Jeder muss sein Risiko selbst einschätzen denn jeder muss es auch selbst tragen.

Re: Streetfotografie ... wie?

Di 29. Sep 2020, 17:24

le spationaute hat geschrieben:Tatsächlich fotografiere ich aber momentan kaum noch 'Street'. Eben weil die DSGVO sehr viel strenger ist, als in diesem Thread dargelegt. Die überwiegende Zahl der hier gezeigten Bilder ist meiner Meinung nach ohne Zustimmung der abgebildeten Personen nicht in Ordnung. Leider reicht es nämlich in letzter Konsequenz, wenn sich jemand auf einem Bild selbst erkennen kann. Trotz Sonnenbrillen oder Coronamasken. Wenn der junge Mann in der Sonne oben eine brünette Freundin hätte und sie das Bild sähe, würde sie ihn sicher auch ganz ohne Gesicht erkennen. Hannes hat das gut ausgedrückt. Jeder muss sein Risiko selbst einschätzen denn jeder muss es auch selbst tragen.


Ehrlich gesagt gestehe ich ein: Du hast Recht. Selbst meine "entschärften" Fotos sind nicht ganz DSGVO-konform.

Daher habe ich entschieden, die Fotos aus meinem Post rauszunehmen. Selbst bei dem Mann, der mir seine Zustimmung gab oder bei dem türkischen Pärchen, dass zum Fotografieren aufforderte.... etwas schriftliches habe ich nicht. Wenns drauf ankommt, darf ich blechen.

Nein danke, ich bleibe bei No-People-Photography (zumindest no publish).

Re: Streetfotografie ... wie?

Di 29. Sep 2020, 17:34

Das war aber nicht mein Anliegen, das weißt Du?!

Re: Streetfotografie ... wie?

Di 29. Sep 2020, 17:45

Ich erzähle noch eine kleine Geschichte dazu. Vor einigen Jahren ist mir in der Stadt ein Mann begegnet, der so eine kleine Espressokanne auf einem etwa DIN A4 großen Wägelchen hinter sich her gezogen hat. Er war leger aber mit Anzug gekleidet. Ich hatte meine alte Nikon F301 mit einem Schwarzweißfilm in der Tasche und bin hinterher. Hab avom langen Arm weg den halben Film verknipst. Ein Bild war am Ende wirklich gut. Aber ich habe mich nie getraut es zu veröffentlichen, obwohl er nur von hinten zu sehen ist und das Bild qualitativ eigentlich schlecht ist. Scharf ist nur die Kaffeekanne und Korn gibt's reichlich. Aber natürlich erkennt sich der Mann. Und womöglich wäre es ihm heute peinlich. Also hüte ich das Bild eben als kleinen Schatz.
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