Find ich gut, dass es dafür nun ein extra-Thema gibt. Zugegebenermassen sind solche Diskussionen, in Bilder-Threads, eher fehl am Platz. Asche auf mein Haupt.
Hannes, mit "bitte nicht persönlich nehmen", meinte ich, dass ich weder Dich, noch andere Fotografen, die sich mit der Street Thematik, aktiv befassen, negativ angreifen wollte. Ich kann aber auch nachvollziehen, wenn man angenervt ist, wenn man in jedem Forum mit dieser Diskussion konfrontiert wird. Letztendlich finde ich diese Diskussion aber auch durchaus relevant, weil, meiner Meinung nach, oft sehr leichtfüssig damit umgegangen wird, was eigentlich sehr schade ist.
Ich habe nichts, gegen Streetfotos. Kaum eine andere Form der Fotografie, kann so ungestellt das Leben und Momente einfangen. Ich sehe mir Streetfotos sehr gerne an. Jedoch fühle ich mich beim Ansehen auch immer zwischen zwei Stühlen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Bild in besagtem Thread, von Hannes, von dem Mann, der auf den Stufen sitzt, zu Boden blickt und neben sich zwei Bierflaschen stehen hat. Einerseits ist das Bild spannend, weil es Raum für Interpretation lässt. Auf mich wirkt er traurig, nachdenklich, "fertig". Ärger im Job, vielleicht gekündigt worden? Wurde er von seiner Frau verlassen? Hat er einen Menschen durch Krankheit oder Unfall verloren? Aus fotografischer Sicht, ein super-Bild. Aus zwischenmenschlicher Sicht, stelle ich mir die Frage, ob ich wollen würde, dass jemand mit seiner Kamera auf der Lauer liegt, um mich in so einem Moment, in dem es mir augenscheinlich nicht gut geht (vielleicht genießt er aber doch nur einfach sein Feierabendbier?), abzulichten und mich im Netz "zur Schau zu stellen".
Ich für meinen Teil, kann und muss diese Frage mit "nein" beantworten.
"Im Internet gibt jeder quasi sein Profil oder sein Konto frei."
Richtig, aber genau das ist der Punkt. Ich entscheide selber, ob das für mich OK ist, oder nicht. Bei der Streetfotografie, nimmt mir jemand diese Entscheidung ab und genau das, stört mich an der Streetsache. Viele Street Fotografen argumentieren damit, dass der Moment kaputt geht, wenn man jemanden fragt, ob man ein Bild von ihm machen darf. Das ist korrekt, aber wenn ich die Eier in der Hose habe, um auf der Straße, mir fremde Menschen, "abzuschiessen", sollte ich auch die Eier haben, anschließend zu ihnen zu gehen, das Gespräch zu suchen und sie entscheiden zu lassen, ob es OK ist, dass ich sie A: abgelichtet habe und B: ich das Bild auch anderen gerne zeigen würde. Für mich hat das was mit Respekt zu tun - nicht mit der Gesetzeslage. Ich bin auch der Meinung, dass ein Streetfoto nochmal einen ganz anderen, höheren (idellen) Wert für den Fotografen - "Künstler" hätte, bzw. haben könnte, wenn neben dem Foto auch ein (im Idealfall), gutes Gespräch dabei zustande kommt. Das kostet Zeit, Mut und man muss mit negativen Reaktionen rechnen und letztendlich bringt man vermutlich auch nicht 100, sondern vielleicht nur 5 Bilder mit nach Hause - aber ich glaube, dass die Reaktionen gar nicht immer so negativ sind, wie man eigentlich vermuten würde. Klar, Korinthenkacker gibt es immer - aber ich könnte mir auch vorstellen, dass einige der Korinthenkacker wesentlich sanftmütiger wären, wenn man auf sie zugeht. (Vielleicht ist das aber auch nur eine naive Traumvorstellung meinerseits).