Łódź

Weiter geht's mit Skulpturen, von denen es in der ganzen Stadt auch sehr viele gibt. Identitätspolitik mal wieder ... Fangen wir mal mit ein paar von denen an, die auf der Route "Łódź märchenhaft" zu finden sind.

Den Auftakt macht Miś Uszatek (Teddy Segelohr), ein Zeichentrickheld aus dem Trickfilmstudio Se-ma-for in Łódź, der in der ganzen Welt Abenteuer erlebt. Außer in Polen ist er in Japan ein Superstar. Was man dort nicht weiß, ist die Geschichte von der Verabschiedung, die der Sprecher des Bären einmal live in die Kamera gesprochen hat, fälschlicherweise davon ausgehend, dass die Übertragung schon beendet sei: "Und jetzt, liebe Kinder, leckt mich alle am Arsch." Meine Frau fand's lustig, das Zentralkomitee der Polnischen Arbeitspartei weniger.


#54

Vom gleichen Studio stammt Piotrek mit seinem Hündchen, der Titel der Serie lautet "Verzauberter Bleistift".


#55

Als nächstes der Held aus der Kindheit meiner Frau, ebenfalls vom Studio Se-ma-for: Miś Colargol, ein Teddy, der in etwa dem deutschen Sandmännchen entspricht.


#56

Überall in der Stadt findet man Trinkbrunnen, mit einem spielenden Mädchen und Jungen und jeweils anderen Tieren versehen. Jeder Brunnen sieht dabei etwas anders aus, erzählt eine andere Geschichte.


#57

Eine andere Route zeigt die "Galerie der Großen aus Łódź". Den Auftakt macht Władysław Reymont, Literaturnobelpreisträger aus Łódź, ausgezeichnet vor allem für sein Hauptwerk "Das gelobte Land", meisterhaft verfilmt von Andrzej Wajda. Im Roman und Film werden in erster Linie die Schattenseiten der Industrialisierung und Urbanisierung in der Stadt gezeigt, die Fabrikanten kommen auch nicht besonders gut weg. Ganz im Gegenteil ...


#58

Nochmal Rubinstein, dessen Skulptur ich lieber von der anderen Seite gezeigt hätte, da hatte es sich aber ein italienischer Pfarrer mit Gitarre bequem gemacht. Seine Gesangskünste würde ich nicht unbedingt als himmlisch bezeichnen. Auch die Skulptur stieß wie die meisten anderen von der Galerie der Großen auf wenig Liebe. Die Nachfahren von Rubinstein wollten sie sogar entfernen lassen.


#59

Und zum Abschluss wieder der Schriftsteller und Poet Tuwim, dessen Skulptur von einem anderen Bildhauer stammt und besser aussieht. Im Hintergrund sind die Altbauten auf der ul. Piotrkowska zu sehen, Europas längster Boulevard.


#60

... also , ich bin ja ganz hin und weg
Ich komme nicht hin in die Unaussprechliche weil ich nicht weg komme vom Monitor
Nennt sich so etwas eine Corona Sightseeing Tour ... mit Abstand die Beste , tolle Bilder zu ebensolchen Erklärungen
Besten Dank für die bisherige Tour und es darf gerne weitergehn

Hervorheben möchte ich jetzt keines der Bilder denn alle haben ihren Charme

die ganze Serie von Bild #1 bis #60 einfach spitze

Du kannst eine Reiseführer über die Unaussprechliche herausbringen. Deine Bilder machen echt Lust, dort einmal hin zu fahren

...mensch Krakauer,....heilige Scheiße,....hab' den Thread jetzt zum ersten mal gesehen

...was soll ich sagen,....könnte eigendlich 'nen Roman schreiben ,....aber ich erspar's uns

....wirklich eine außergewöhnlich Fotoserie von Dir wie ich finde!

....erstklassige Motive und Stadtansichten sowas von geil fotografiert und betextet ....hast meinen vollsten Respekt für Deine Arbeit!

...ich sammel jetzt erstmal meine Kinnlade wieder ein,..... mach mir 'n Bier auf,....und dann schaue ich mir die Fotos nochmal an

...noch nen entspannten für Dich

Bernd

Dann mache ich mal mit dem Boulevard von Łódź weiter, der ul. Piotrkowska, 4 Kilometer lang. Wir haben wegen Zeitmangel und der Hitze nicht alles abgelaufen. Über eine Sache habe ich mich sehr geärgert, vor allem, weil ich es schon beim letzten Mal schmerzlich vermisst habe. Die Straße ist zwar lang, aber relativ schmal, die Häuser ziemlich hoch. Das 24-70er hat am kurzen Ende nicht gelangt, das 15-30er hätte es sein müssen. Insofern habe ich hier ziemlich wenige Bilder, obwohl es tolle Altbauten zu sehen gibt: im Jugendstil, Eklektizismus, Klassizismus und den ganzen Neoarchitekturstilen.

Fangen mir mal mit der Kamienica pod Gutenbergiem (Haus unterm Gutenberg) an, die der aus Dresden eingewanderte Johann Petersilge hat bauen lassen. Der Name bezieht sich nicht etwa auf die Drachen an der Fassade, sondern darauf, dass hier das Zentrum der deutschsprachigen Lodzer Zeitung war. Interessanterweise waren die meisten deutschen Einwanderer Protestanten (so auch Petersilge), die russischen Orthodoxe, die Polen Katholiken oder Juden, so dass Łódź nicht nur multikulturell, sondern auch multireligiös war.


#61

Als Filmhauptstadt Polens gibt es natürlich auch einen Walk of Fame. Hier ein Stern für einen der besten Schauspieler des Landes, Janusz Gajos. Ich habe zuletzt Kamerdyner mit ihm im Kino gesehen, ein unglaubliches dichtes Drama über eine unerfüllte Liebe und die ersten Jahrzehnte in der Kaschubei. Gajos spielt dort den König der Kaschuben. Interessanterweise geht es auch da um mehrere Völker, genauer gesagt, um Deutsche, Polen, Kaschuben, ihr Verhältnis zueinander und das Thema Heimat. Der Film hat mich jedenfalls so beeindruckt, dass ich noch Minuten nach dem Ende nicht aus dem Kinosessel aufstehen konnte. Von daher habe ich hier nicht den erstbesten Stern fotografiert.


#62

Wie gesagt, das UWW wäre nötig gewesen, ich musste ein bisschen tricksen. Viel mehr von den sehenswerten Altbauten habe ich also nicht.


#63

Sehr komisches Licht gab es dann abends bei der Straßenbahnumsteigehaltestelle Piotrkowska Centrum, ein Gewitter hatte sich angekündigt, kam aber nicht. So wurde es nur noch schwüler. Die Haltestelle wird im Volksmund übrigens Stall der Einhorne genannt. Die Skulptur des Einhorns in der Nähe habe ich aber versemmelt, nur Ausschuss.


#64

Bei der #65 hätte ich gerne besseres Licht und mehr Zeit gehabt und dann auch einen anderen Standort gewählt. Die ganz Straße entlang ziehen sich dort die Straßenlaternen. Vom richtigen Ort aus, vielleicht zur Goldenen Stunde, kann man mit einem Tele traumhafte Fotos machen. Mit ein bisschen Zeit und Geduld, so dass man auch keine Fahrradfahrerin köpfen muss.


#65

Gäbe es kein Corona, hätte ich auch die OFF Piotrkowska gefotet, ein Kneipen-, Club- und Kulturzentrum. Aber da war uns dann um einiges zu viel los. Abstand halten wäre nicht drin gewesen. Erwähnen will ich es trotzdem für diejenigen, die es vielleicht irgendwann mal in der Nachcoronazeit nach Łódź bringen sollte.

Methusalem hat geschrieben:...mensch Krakauer,....heilige Scheiße,....hab' den Thread jetzt zum ersten mal gesehen

...was soll ich sagen,....könnte eigendlich 'nen Roman schreiben ,....aber ich erspar's uns

....wirklich eine außergewöhnlich Fotoserie von Dir wie ich finde!

....erstklassige Motive und Stadtansichten sowas von geil fotografiert und betextet ....hast meinen vollsten Respekt für Deine Arbeit!

...ich sammel jetzt erstmal meine Kinnlade wieder ein,..... mach mir 'n Bier auf,....und dann schaue ich mir die Fotos nochmal an

Freut mich. Und lass Dir das Bierchen schmecken.

mein Krakau hat geschrieben:Dann mache ich mal mit dem Boulevard von Łódź weiter, der ul. Piotrkowska, 4 Kilometer lang. Wir haben wegen Zeitmangel und der Hitze nicht alles abgelaufen. Über eine Sache habe ich mich sehr geärgert, vor allem, weil ich es schon beim letzten Mal schmerzlich vermisst habe. Die Straße ist zwar lang, aber relativ schmal, die Häuser ziemlich hoch. Das 24-70er hat am kurzen Ende nicht gelangt, das 15-30er hätte es sein müssen. Insofern habe ich hier ziemlich wenige Bilder, obwohl es tolle Altbauten zu sehen gibt: im Jugendstil, Eklektizismus, Klassizismus und den ganzen Neoarchitekturstilen.

Absolut sehenswerte Fotos lieferst du hier mal wieder ab! Und leg dir ruhig das 15-30er zu - es macht trotz seiner Ausmaße und seines Gewichts Spaß, und es hat auch mir schon ein paar Mal in schwierigen Situationen den Allerwertesten gerettet...

mein Krakau hat geschrieben:Sehr komisches Licht gab es dann abends bei der Straßenbahnumsteigehaltestelle Piotrkowska Centrum, ein Gewitter hatte sich angekündigt, kam aber nicht. So wurde es nur noch schwüler. Die Haltestelle wird im Volksmund übrigens Stall der Einhorne genannt. Die Skulptur des Einhorns in der Nähe habe ich aber versemmelt, nur Ausschuss.

Bei der Aufnahme kann ich den Ausschuss verschmerzen!

Edgar.Jordan hat geschrieben:Und leg dir ruhig das 15-30er zu - es macht trotz seiner Ausmaße und seines Gewichts Spaß, und es hat auch mir schon ein paar Mal in schwierigen Situationen den Allerwertesten gerettet...

Da spare ich mir die Anschaffung, meine Frau hat es nämlich schon. Ich habe zusätzlich noch das Irix 11er, das kommt das nächste Mal vielleicht auch mit. Um auf Nummer sicher zu gehen.

... herrlich deine Serie- macht richtig Spaß hier reinzuschauen
... ich kann mich noch an die Zeichentrickserie Bolek und Lolek erinnern- haben meine Kinder geschaut (ab und an auch ich )

NG
Ernst

ErnstK hat geschrieben:... ich kann mich noch an die Zeichentrickserie Bolek und Lolek erinnern- haben meine Kinder geschaut (ab und an auch ich )

Die kamen allerdings als eine der wenigen polnischen Serien nicht aus Łódź, sondern aus Bielsko-Biała. Auch eine schöne Stadt mit viel Jugendstil, aber ein bisschen kleiner.

Weiter geht's mit dem letzten Rest aus Łódź. Es kommen nur noch ein paar Gebäude, die ich auch eher aus dokumentarischen Gründen zeigen will als aus fotografischen. Wer aufmerksam mitgelesen hat, wird vielleicht den Palmengarten vermissen. Da hatte ich in den dunklen Innenräumen mit dem Ersatzmakro PLM Orchideen fotografiert. Auf dem Display der KP sah's gut aus, auf dem Rechner ein bisschen weniger.

Fangen wir an mit dem Fabrikantenpalast von Izrael Poznański, der heute als Museum dient. Hier und anderswo versteht man, glaube ich, so richtig, woher der Begriff Geldadel stammt.


#66

Auch die Willa Kindermanna gehörte einem Fabrikanten: Leopold Kindermann. Die Villa befindet sich auf der Liste der Iconic Houses und gilt als eines der stilprägendsten und schönsten Jugendstilgebäude Europas. Auch hier hatten wir leider zu wenig Zeit, um die Details und die Innenräume festzuhalten.


#67

Angesprochen hatte ich ja schon die Multireligiosität. Für die Synagogen und die evangelischen und katholischen Kirchen blieb keine Zeit, aber für eine orthodoxe, nämlich die Alexander-Newski-Kathedrale. Auch hier hätte ich mit einem UWW die unschönen Kabel vermeiden können. Von der Seite gab es leider Bauarbeiten neben der Kathedrale, wäre auch nicht besonders gut gewesen.


#68

EIne weiteres Beispiel für den Jugendstil in der Stadt ist die Kamienica Abrahama Dudaka. Abraham Dudak war kein Fabrikant, "nur" ein Kaufmann.


#69

Zum Abschluss dann noch ein Backsteinfabrikgebäude, das gerade restauriert wird. Ich lasse mich überraschen, was beim nächsten Besuch drin sein wird.


#70