Di 6. Nov 2012, 09:34
Hallo zusammen!
Hier das angekündigte "Howto".
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Disclaimer:
Es geht hier nicht drum was die "wahren" Partybilder sind, ob meine Bilder toll oder geil sind, ob man Blitzen darf oder sonstige Streitpunkte sondern um Partyfotografie wie
ich sie betreibe. Niemand ist gezwungen diese Tipps zu befolgen, vielleicht helfen sie aber dem ein oder anderen bei seiner Orientierung weiter. Teile dieses Tutorials habe ich bereits an diversen Stellen veröffentlicht, dies ist eine Zusammenfassung.
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Bevor ich jetzt hier groß einen vom Pferd erzähle kurz zu mir:
Ich bin vor deutlich über 2 Jahren einfach mal auf eine Anzeige gestoßen "Suchen Partyfotograf!" und habe mich dort gemeldet.
Das war mein relativ unkomplizierter erster Schritt im Bereich der Party- & Eventfotografie und hat sich dann weiter entwickelt.
Anfangs ab und zu bei kleine Feiern für regionale Partyportale schließlich weiter zu größeren Feten bis hin zum "Stammgast" in diversen Clubs. Wie anfangs erwähnt muss man diese Art von Bildern nicht gut finden aber ich kann definitiv sagen, dass sie ziemlich "Massenkompatibel" ist, sowohl für die Gäste als auch die verschiedenen Betreiber von Partyportalen, Discotheken oder Clubs.
Damit klar ist um welche Bilder es überhaupt geht hier ein paar Beispiele (nur als Thumbnail da es hier nicht hauptsächlich um die Bilder geht sondern die Technik).
Relativ aktuelle Stimmungsbilder in einer ziemlich dunklen Location gibts auch hier in der
So. Wie kommt man jetzt zu diesen Bildern?
Dafür folgende Gliederung:
- Kamera
- Objektiv - Lichtstärke über alles?
- Blitzgerät - P-TTL oder Automatik? Oder direkt manuell?
- Die Einstellungen all dieser Geräte oder: "Wo ist mein Patentrezept?"
KameraBei der Partyfotografie kommt es zu relativ geringen Maßen auf die Ausrüstung an. Eine "normale" DSLR reicht erstmal prinzipiell.
Vorteile bringt ein abgedichtetes Gehäuse, da es sich stellenweise einfach nicht verhindern lässt, dass betrunkene Gäste mal ihr Getränk über der Kamera verteilen. Nicht erstrebenswert aber kann auch nicht in letzter Instanz verhindert werden.
Ein Sensor mit guter Performance in hohen ISO Bereichen ist definitiv von Vorteil da er einfach mehr Möglichkeiten eröffnet.
Nichtsdestoweniger nutze ich auch sehr viel meine K-7 und die ist nicht gerade als großes High-ISO Wunder bekannt.
Allerdings spielt einem der Umstand in die Hände, dass die Ausgabegröße für solcherlei Partybilder meist nicht allzu groß ist.
Wenige kommen auf die Idee sich davon einen großen Ausdruck an die Wand zu hängen - für die Facebook Alben oder Partyportale wird auch selten mehr als 1200 Pixel Kantenlänge verlangt - häufig sogar maximal 800 Pixel damit Facebook komplett abgedeckt ist.
Bei solchen Ausgabegrößen verschwindet eine Große Menge Rauschen und selbst wenn - darauf kommt es überhaupt nicht an.
Es geht vor allem um Andenken und Stimmung. Insofern: Jede DSLR mit manuellen Einstellmöglichkeiten ist brauchbar!
ObjektivIch selber nutze so ziemlich alles was mein Objektivpark hergibt solange es nicht zu lang ist.
Brot & Butter ist mein Standardzoom (18-55mm Kit oder DA* 16-50).
Gute weitere Verwendung sehe ich für Ultraweitwinkel oder Fisheyes (jedoch natürlich spezieller - das muss zum Publikum passen).
Als Objektiv würde ich zuallererst ein Zoom empfehlen.
Die Flexibilität ist schon
fast ein KO-Kriterium für Festbrennweiten. Mit einer Optik die genug Weitwinkel hat und etwas Erfahrung kann man durchaus auch Festbrennweiten einsetzen, für den Einstieg würde ich das absolut nicht empfehlen. Das Sigma 30/1.4 (analog das FA 31 oder das DA 35) ist im Getümmel auf der Tanzfläche häufig schon zu lang - wenn man einen Showact im Detail fotografieren will aber schon wieder zu kurz. Ein Brennweitenbereich wie 18-55mm beim Kitobjektiv ist ziemlich ideal.
Gleichzeitig hat ein Zoomobjektiv einen Vorteil:
Lichtspurenerzeugung durch Veränderung der Brennweite während des Belichtungsvorgangs: Einfach während der Belichtung (sollte natürlich dann im Rahmen von ~ 1/6s oder länger sein) mal von 18 auf 55 mm Zoomen und schauen was passiert. Wichtig dabei: KEINESFALLS auf den zweiten Vorhang blitzen.
Die Lichtspuren sind selbstverständlich nicht jedermans Sache und man kann theoretisch auch die Kamera einfach bewegen um mit einer Festbrennweite Lichtspuren zu erhalten - in der Praxis ist es mit einem Zoom einfacher und flexibler.
Lichtstärke: Absolut sekundär zu sehen. Ich nutze sowohl das 18-55mm Kitobjektiv als auch ein DA* 16-50 f2.8 in der Partyfotografie.
Hierbei erhält letzteres aufgrund der Haptik häufig den Vorzug - Bildqualitative Vorteile spielen dabei keine Rolle. In den ISO Regionen, den Lichtverhältnissen und co kommt es sowieso nicht auf das letzte Quentchen Bildqualität an - zudem ist die Ausgabegröße solcher Bilder meist im Bereich von 800 Pixeln Kantenlänge - da fällt eine leichte Unschärfe und auch etwas Rauschen kaum auf. Mit dem f2.8 Objektiv fotografiere ich zudem quasi immer mit f4 aufgrund der Tiefenschärfe - hier muss aber jeder seine eigenen Erfahrungen machen - möglich ist es mit dem Kitobjektiv auf jeden Fall.
Lichtsituation und co haben meist einen höheren Einfluss auf die "Bildqualität" als das gewählte Objektiv in der Partyfotografie wobei das keineswegs heißen soll dass es da eine so massiv große Streuung gibt, dass es relevant wird.
Das Kitobjektiv reicht in meinen Augen definitiv aus.
Insofern:
Ich empfehle für den Einstieg immer das Kitzoom - damit geht schon einiges.
Blitzgerät - P-TTL oder Automatik? Oder direkt manuell?Zum Blitz:
Den Blitz wählen der einem am besten gefällt. Ob p-TTL oder (Komfort-)Automatik. Es funktioniert alles.
In der Partyfotografie würde ich mich definitiv zuerst mit dem direkten Blitzen und einer starken Korrektur im Minusbereich vertraut machen.
Die erste Korrektur weils eine K-5 ist, die zweite damit das frontal geblitzte nur ein leichter Aufheller ist.
Zudem ist direktes Blitzen einfach universeller als indirekt mit der Umgebung zu arbeiten. Es kann immer mal vorkommen, dass indirektes Blitzen nicht oder nur schwer möglich ist (dunkle Decke, zu hohe Decke etc. pp.). Direktes Blitzen mag stellenweise etwas "platter" wirken, mit einer Blitzbelichtungskorrektur im Minusbereich geht das aber mehr als gut und sollte ohne große Probleme machbar sein.
Ich selber nutze die Pentaxblitze (AF-540 FGZ & AF-360 FGZ) aus einem simplen Grund:
wireless-pttl funktioniert bei denen extrem zuverlässig.
Ich bin häufiger mit einem Blitz auf der Kamera und einem in der Hand unterwegs und blitze entfesselt. Mit Blitzen anderer Hersteller hatte ich da nicht ganz so ideale Erfahrungen. Überarbeitete Modelle sollen da jetzt aber nachgezogen haben.
Thema Blitzen auf den 1. oder 2. Vorhang:
Es existieren extrem viele Meinungen voller Falsch- und Halbwissen über das Blitzen auf den 1. oder 2. Vorhang.
Ich nutze fast immer den 1. Vorhang außer ich will die Lichtspuren "hinter" den Personen haben wenn ich zur Erzeugung eben jener die Kamera bewege. Nützlich beispielsweise bei Schwarzlichtpartys - ansonsten nutze ich das gar nicht. Beim Erzeugen der Lichtspuren per Zoom funktioniert das Beispielsweise nicht, da der Bildausschnitt auf (z.B.) 55 mm dann das "fertige" Bild darstellt. Einfach mal ausprobieren - der zweite Vorhang hat keinen Einfluss auf "Lichtstimmung" etc. abseits von diesen Lichtspuren. Ausprobieren und für sich selber ein Urteil fällen.
Zudem: Mit p-TTL ist der zweite Vorhang bei Verschlusszeiten um die 1/10s oder länger fast nicht brauchbar da die Leute dann den Messblitz deutlichen sehen können und meist denken "jetzt ist das Foto im Kasten" und sich direkt bewegen obwohl der Blitz, welcher das eigentliche Foto macht erst noch kommt. Hier hilft nur ein vorwarnen der Motive: "Es blitzt zwei mal!"
Thema Schlafaugen:
Kommt vor, sowohl mit Automatikblitzen als auch P-TTL.
Eine signifikante Steigerung bei letzterem Modus kann ich nicht feststellen - zudem sind andere Faktoren meist viel "Bildstörender" wie Stroboskoplichter die während der Aufnahme aufleuchten.
Das ist aber kein großer Beinbruch - Partyleute bringt man sehr schnell dazu noch ein Bild zu machen oder gleich 2-3 zur Sicherheit.
Häufig wollen die Leute von sich aus mehrere Bilder weil die Frisur blöd sitzt, man blöde schaut oder weiß der Geier.
EinstellungenTja, leider kann ich nicht
die Einstellungen für die Partyfotografie mitteilen da es soetwas einfach nicht gibt.
In jeder Location gibt es unterschiedliche Scheinwerfer, unterschiedliche Lichtsituationen.
Allerdings gibt es bei mir ein Standardvorgehen:
Ich messe das Hintergrundlicht an und belichte entsprechend, dass das Hintergrundlicht gut zur Geltung kommt.
Hierbei am besten einen ISO Höchstwert wählen je nachdem wie die verwendete Kamera performed.
Beispielsweise gehe ich bei der K-7 selten über 1600, meistens bleibe ich sogar bei ISO 800 da ich in der Nachbearbeitung gerne nochmal 1-2 Blenden pushe - aber eben selektiv und nicht einfach komplett aufs Bild. Mit der K-5 gehe ich auch ohne Probleme bis ISO 6400 - die hat eh extrem viel Nachbearbeitungspotential.
Bei der Wahl dieser Einstellungen sollte man absolut
keine Angst vor extrem langen Verschlusszeiten haben. Werte wie 1/20s oder gar 1/5s sind absolut kein Problem bei meinem Vorgehen da wir den Blitz zum "Einfrieren" von Bewegung nutzen.
Als Blende wähle ich einfach mal f4 - das geht mit dem Kit gut und man hat damit eine Schärfentiefe die meistens ausreichend ist.
Im oben verlinkten Thread sieht man ja einige Beispiele wo selbst f4 an sich eine zu geringe Schärfentiefe besitzt - Größere Blenden würde ich also nur wählen wenn es wirklich notwendig ist (kann immer mal vorkommen).
Also 1. Punkt: Hintergrundlicht anmessen, ruhig 1-2 Testaufnahmen machen.
Ich nehme jetzt einfach mal an, dass wir dann bei den fiktiven Werten von ~ 1/6s f4 und ISO 800 sind.
Ein dann entstehendes Bild ist ziemlich dunkel bis auf den Hintergrund und hier kommt dann unser Blitz ins Spiel.
Er fungiert als Aufheller, aufgrund der negativen Blitzbelichtungskorrektur nur dezent und fertig ist das tolle Partybild.
-> Meine Grundregel fürs Blitzen / Einstellungen für die Partyfotografie mit P-TTL:
- Hintergrundlicht anmessen. Als Grundlage der Einstellungen wählen (M-Modus!)
- Personen so stellen, dass das Hintergrundlicht eben Hintergrundlicht ist. Idealerweise sind die Personen nun dunkler als das Hintergrundlicht.
- Blitz mit einer negativen Blitzbelichtungskorrektur als Aufheller nutzen.
Punkt Nr. 2 ist dabei wichtiger als es scheint. Wenn ihr plötzlich mitten auf der Tanzfläche seid und die Scheinwerfer eure Motive direkt beleuchten ist es natürlich VIEL heller als im zuvor angemessenen Bereich. Da müsst ihr dann nachregulieren.
Davon ab, dass Lichter im Hintergrund immer besser ausschauen als eine dunkle Wand.
Ich drehe meine Motive also fast immer so, dass im Hintergrund die Discolichter zu sehen sind.
Wenn man sich später mit dem Manuellen Blitzen vertraut gemacht hat kann man das nutzen - dazu gehört aber schon einiges an Vertrautheit mit der Location und den Einstellungen. Für mich bleibt M-Modus mit P-TTL Automatik beim Blitz die Kombination der Wahl.
Thema Farbtemperatur:Meistens gibt es in Partylocations sehr warme Scheinwerfer - Gelb / Orange und co mit einer sehr warmen Farbtemperatur - das kalte, bläuliche Blitzlicht erzeugt damit häufig einen Mischlichtmatsch der nicht schön anzusehen ist.
Dabei können Farbfolien für den Blitz helfen. Ich nutze häufig eine Lee 204 und einen manuellen Weißabgleich von ca 3200 Kelvin mit einer Lee 204.
Speziell bei einem hohen Rotanteil ist eine solche Folie Gold wert.
Wichtig: Falls man sich dafür entscheidet muss man bei Pentaxkameras im Menü die Koppelung des Weißabgleichs an die Blitzbenutzung lösen, ansonsten hilft der manuell eingestellte Weißabgleich nicht, und der im Menü gekoppelte Weißabgleich wird genutzt.
Leider helfen diese Farbfolien gegen die immer mehr aufkommende (RGB-) LED Seuche überhaupt nicht :/
Zum Thema LED poste ich gleich noch etwas.
Fragen? Anmerkungen?
Immer her damit.
Gruß,
Tom
P.S.:
Mit einer K-5 definitiv vorher testen ob die Kamera Probleme mit den Lichtverhältnissen hat. Dieser Fehler
kann auftreten - insofern besser vorher testen. Meine hatte da ein massives Problem und war deshalb beim Service. Die Focusproblematik ist nun deutlich entschärft, tritt in Extremsituationen immer noch auf.
Workaround der solide funktioniert: Per Hand das Objektiv zudecken / abdunkeln, sodass der Blitz das AF-Hilfslicht einsetzt. Mit diesem Hilfslicht fokussieren lassen resultiert in exakter Fokussierung auch in Lichttemperaturverhältnissen die sonst Focusprobleme erzeugen. Also Hand wieder schnell wegnehmen

Diese Beschreibung einer Focusproblematik bezieht sich speziell auf die Farbtemperaturproblematik der K-5 und nicht auf die "normalen" Probleme in der Lichtsituation einer typischen Partylocation. Beispielsweise direkt ins Gegenlicht zu fokussieren klappt sowieso sehr selten, speziell wenn es rote Scheinwerfer sind - egal ob Nikon, Canon, Sony oder Pentax auf der Kamera steht.
Zuletzt geändert von kollege_tom am So 17. Mär 2013, 19:10, insgesamt 1-mal geändert.