Test von Objektiven

Hallo, liebe Fotografierfreunde,

ich habe mal eine Frage zu den vielen Tests, hier explizit zu Zoom-Objektiven. Wenn man die Testergebnisse liest und miteinander vergleicht, sich die Tabellen anschaut, evtl. auch Beispielbilder, ist man der Versuchung erlegen, sich das Objektiv zu kaufen, welches die besten Testergebnisse liefert oder das beste Preis-/Leistungsverhältnis bietet. So weit ist alles gut, also gekauft und ausprobiert.

Doch wenn ich nun mit den Objektiven fotografiere, ergeben sich folgende Eigenarten: im Nahbereich bis zu ca. 200 Metern sind die Ergebnisse tadellos und entsprechen den Testergebnissen. Fotografiere ich allerdings über eine größere Distanz, bilden die Objektive nicht mehr scharf ab, wo auch immer ich den Fokuspunkt platziere. Mir ist klar, dass entfernte Objekte durch Lufttrübungen und Luftfeuchtigkeit an Detailgenauigkeit verlieren, aber selbst bei klaren Wetterverhältnissen, kleiner Blende, niedriger ISO und kurzen Verschlusszeiten werden die Bilder nicht wirklich scharf. Auf kurze Distanz allerdings, bis ca. 200 Mtr, knackscharf.

Insofern erscheinen mir die Tests doch etwas fragwürdig, da nicht angegeben wird, auf welche Motive und aus welcher Distanz man die Testfotos gemacht hat. Meines Erachtens müsste man Testfotos auch in der "Freien Wildbahn" machen, was für viele Fotografen, auf Reise oder auf Touren, fotografischer Alltag ist, und so die Objektive sowohl im Nahbereich, als auch in mittlerer Entfernung und im Fernbereich auf ihre Qualität hin testen.

Das wäre zwar mehr Aufwand, ermöglichte aber eine detailliertere und aussagekräftigere Aussage über die Alltagstauglichkeit der Objektive. Was meint Ihr dazu?

Ich meine dazu, dass du das nicht verallgemeinern kannst!

Weiterhin dienen Testfotos dazu, zum Verkaufen zu animieren.

Da sucht man sich Fotografen aus, die ihr Handwerk verstehen und vielleicht auch noch selektierte Objektive, die auf den Punkt genau justiert sind. Da werden dann eben Vorzeigebilder unter optimalen Bedingungen (keine 30° im Schatten und nicht um die Mittagszeit) gemacht und präsentiert, meist noch in ansprechender Location.

Dann spielt hier sicherlich auch noch die optische Qualität/der Preis eine wichtige Rolle! Ein DA 55-300 z. B. wird sicherlich nicht so scharf abbilden wie ein FA 80-200!

Als das DA*55 angekündigt wurde, gab es aus Japan Beispielbilder zu Herunterladen, die waren dermaßen knackig von der Schärfe und den Farben her, dass ich mir das Objektiv blind bestellt hatte. Ich hab es dann nach einer Woche Testung wieder zurück gegeben, weil ich zumindest von meinem Exemplar bezüglich seiner Leistung doch enttäuscht war.

Hannes21 hat geschrieben:Weiterhin dienen Testfotos dazu, zum Verkaufen zu animieren.

Natürlich dienen sie dazu, doch meine Frage war eine andere, nämlich die nach Euren Erfahrungen im Vergleich zu den Testergebnissen. Und weil eben optimierte Objektivexemplare unter optimalen Bedingungen von erfahrenen Fotografen für die Tests benutzt werden, ergibt sich für mich daraus ein nicht relevantes Ergebnis der Testergebnisse für die fotografische Praxis in Alltagssituationen. Die Frage lautet also: wer hat ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht und was haltet Ihr von meinem Vorschlag, eine standardisierte Testmethode für alle Tester einzuführen, die nachgewiesen und mit einem Zertifikat ausgewiesen werden sollte, meinetwegen auch mit einer Überwachung der Tester und ihrer Testmethoden und der Forderung, die Objektive auch im praxisnahen Alltag zu testen und die Testbedingungen jeweils zu erläutern mit Angaben der jeweiligen Aufnahmesituation, zugunsten einer transparenten Überprüfung der Qualität anhand vergleichbarer Testbedingungen auch im fotografischen Praxisalltag durch den Kunden?

Ich glaube, du schießt da übers Ziel hinaus.
Der beste Test findet immernoch an deiner Kamera und in deinen Händen statt.

Meenzer hat geschrieben:Ich glaube, du schießt da übers Ziel hinaus.
Der beste Test findet immernoch an deiner Kamera und in deinen Händen statt.

Naja, schon richtig, aber es geht doch um eine Konsumerinformation, die dem Käufer die Entscheidung vor dem Kauf erleichtern soll, nämlich BEVOR man sich für ein Objektiv entscheidet. Natürlich kann ich alle möglichen Objektive selbst testen, doch welcher Händler erlaubt mir dies wochen- oder monatelang, ohne dass ich das Objektiv zuvor kaufe oder teuer miete?

Und damit ist noch immer meine Frage nicht beantwortet, welche Erfahrungen Ihr gemacht habt!?

Ich bin der Meinung, dass Tests (Print oder digital) dahingehend gar nicht weiter helfen. Was man standardisieren kann, sind Tests wie z.B. Siemenssterne. Wer sich aber sowas genauer anschaut, der hat schon oder bekommt dadurch einen Dachschaden.

Pentucky hat geschrieben:Und damit ist noch immer meine Frage nicht beantwortet, welche Erfahrungen Ihr gemacht habt!?

Frei nach Carl Friedrich Gauß: einige schlechte, viele mittelmäßige und einige gute.

Schön bei Pentax ist doch, dass man sich mit der Auswahl von Brennweite, Lichtstärke und Abmessungen/Gewicht meistens schon auf 0-2 verfügbare Objektive eingrenzt.

Pentucky hat geschrieben:Doch wenn ich nun mit den Objektiven fotografiere, ergeben sich folgende Eigenarten: im Nahbereich bis zu ca. 200 Metern sind die Ergebnisse tadellos und entsprechen den Testergebnissen. Fotografiere ich allerdings über eine größere Distanz, bilden die Objektive nicht mehr scharf ab, wo auch immer ich den Fokuspunkt platziere. Mir ist klar, dass entfernte Objekte durch Lufttrübungen und Luftfeuchtigkeit an Detailgenauigkeit verlieren, aber selbst bei klaren Wetterverhältnissen, kleiner Blende, niedriger ISO und kurzen Verschlusszeiten werden die Bilder nicht wirklich scharf. Auf kurze Distanz allerdings, bis ca. 200 Mtr, knackscharf.

Könnte an der Kamera, dem Objektiv oder dem Mensch dahinter liegen.
Bitte entscheide dich, ob man dir vielleicht bei der Problemlösungen helfen soll oder ob wir hier über Testverfahren von Dritten meckern wollen.

Wenn ich Deinen Eingangsbeitrag richtig verstehe (200 m +) und mir Dein Profil anschaue (Sigma 70-300), kann ich mir vorstellen, was Du meinst.
Genauso habe ich mich auch gefühlt vor einigen Jahren, da ist einfach so eine Erwartungshaltung da.

Man darf nicht vergessen, dass 200 Meter schon eine ganz schön große Distanz ist. Wenn man da etwas relativ kleines, wie ein Tier o.ä. abbilden will, ist man ganz schnell an der Grenze des Machbaren! Ruckzuck ist man am Display auf die 100% Ansicht oder darüber gescrollt und ist vom Ergebnis maßlos enttäuscht.
Wenn Du als Fotograf sauber arbeitest, also sinnvoll abblendest, ein stabiles Stativ verwendest (gerade auf so lange Distanzen macht der winzigste Wackler viel kaputt) und vor allem als Fotograf alles daran setzt, möglichst formatfüllend abzubilden, also eher mal den Turnschuhzoom verwendest als zu croppen, werden Dich die Ergebnisse mehr befriedigen. Ein paar Schwäne auf der anderen Seite des groooßen Sees, möglichst noch mit Offenblende und freihand, sehen auch mit wesentlich teuren Linsen kacke aus, das hat nichts mit falschen Tests zu tun, das wirst Du mit allen Objektiven der Welt reproduzieren können.

Das sehe ich auch so.

Um auf deine Frage einzugehen: Ich hab mit Tests im Grunde nur gute Erfahrungen gemacht. Nicht, weil ich die Ergebnisse hinterher hätte reproduzieren können oder wollen, sondern weil ich Tests (von Photozone und anderen, aber auch von Benutzern der Objektive, Lens Clubs, usw) nur benutze, um mir einen generellen Eindruck zu verschaffen und abzuschätzen, ob das Teil etwas für mich sein könnte. Tests sind dabei ein Faktor, aber nur ein kleiner, der mit einer gehörigen Prise Skepsis genossen werden will. Damit bin ich bisher gut gefahren.

Pentucky hat geschrieben:.....Die Frage lautet also: wer hat ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht und was haltet Ihr von meinem Vorschlag, eine standardisierte Testmethode für alle Tester einzuführen, die nachgewiesen und mit einem Zertifikat ausgewiesen werden sollte, .....

Also um deine erste Frage zu beantworten:

Natürlich kaufe ich im allgemeinen kein Objektiv "blind", sondern versuche mich an Hand von Tests, Usererfahrungen in den Foren, lens clubs, etc. ein wenig schlau zu machen. Zumindest bekommt man da einen ersten Eindruck, und wenn man mit der Zeit ein wenig Erfahrungen gesammelt hat, wo man welche Tests wie einzuorden hat, dann fährt man damit auch gar nicht so schlecht.

Bei den meisten meiner Einkäufe bin ich nicht von dem enttäuscht worden, was ich erwartet habe. Und wenn doch, dann lag es nicht an einer schlechten Qualität des Objektiv bzw. an einem "falschen" Test, sondern meist auch daran, dass mir die Brennweite nicht lag, oder das Objektiv doch zu groß oder zu schwer war. Und dann habe ich es eben wieder verkauft.
Natürlich macht man dann eventuell Verluste, aber wenn man auch Objektive zu einem fairen Preis gebraucht erwirbt, hält sich das in Grenzen.

Von deinem zweiten Vorschlag einer standardisierte Testmethode für alle Tester halte ich eigentlich wenig, weil er sich nur in der Theorie gut anhört, aber in der Praxis nicht durchsetzen lässt und du damit, wie schon gesagt, deutlich übers Ziel hinaus schießt. Einen wirklich objektiven Test gibt es nicht.