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 Betreff des Beitrags: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Di 3. Jan 2012, 12:30 
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Das Tutorial richtet sich an Leute, die bisher wenig oder keine Erfahrungen mit Nachtfotografie haben. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll nur ein paar Basics vermitteln und widerspiegelt nur meine eigenen Erfahrungen.
Ich beziehe mich auf die K-5 und die K20D, das sind die Kameras, bei denen ich ein paar Einstellugen kenne.

Vorüberlegungen
(Ein paar theoretische Sachen zur Nachtfotografie)

ISO
Man sollte niedrige ISO- Werte wählen, da sowieso mit Stativ gearbeitet wird und niedirge ISO immer noch die besten sind. Aber nicht die niedrigste ISO, die man einstellen kann! (K-5 wäre ISO80)
Man sollte die niedrigste "native" ISO wählen. Ich nehme an, dass bei der K-5 diese bei ISO160 anliegt, da ab hier bei der Kamera die Funktion "Spitzlichtkorrektur" möglich ist, also die größten Dynamikreserven anliegen.
Wer sich nicht sicher ist, lieber ISO200 als ISO100. Bei der K20D z.B. ISO200 mit D-Range.

Blende
Häufig sieht man bei ersten Versuchen, dass die Offenblende des Objektives benutzt wird, um Belichtungszeit zu "sparen". Das ist aus meiner Sicht ein Fehler.
Die Kamera, die ja nicht weiß, dass sie auf einem Stativ steht, will so Verwacklungen vermeiden, bzw. gering halten.
Nachtfotografie ist Landschaftsfotografie! und bei Landschaftsfotografie braucht man Schärfentiefe.
Außerdem bekommen die vielen Lichter erst ab einer etwas geschlosseneren Blende ihren Strahlenkranz:
Bild

Belichtungszeit
Das ist natürlich abhängig von Blende und ISO, klar. ;)
Bisher bin ich immer im Bereich bis 30 Sekunden geblieben, da es an den Orten recht viel Umgebungslicht gibt. Das kann in den Bergen oder der Natur ganz schnell anders aussehen.
Dafür muss man dann die Abhängigkeiten zwischen Blende und Belichtungszeit kennen, um einen entsprechenden Wert zu erechnen.
Z.B.: Wenn ich bei einer Blende 4 eine Belichtungszeit von 15 Sekunden hätte, ich aber mit Blende 8 fotografieren möchte(+2 volle Blenden), vervierfacht sich die Belichtungszeit, ich muss also 1 Minute belichten.
Jeder sollte sich zumindest die vollen Blendenwerte merken:
1 - 1,4 - 2 - 2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22
Eine Blendenstufe bedeudet Verdopplung bzw. Halbierung des einfallenden Lichtes und erfordert somit eine Halbierung oder Verdopplung der Belichtungszeit für eine korrekt Belichtung.
Einfaches Beispiel Wasserhahn: Wenn ich den Querschnitt des Durchflusses halbiere, brauche ich die doppelte Zeit, um die gleiche Menge Wasser im Glas zu haben.
Genug schwadroniert! :D

Die richtige Belichtung
Da die Kamera sich immer an der 18% Graukarte orientiert und Nachtaufnahmen in tendenziell dunklerer Umgebung stattfinden, muss für eine korrekte Belichtung unterbelichtet werden.
Ich bin mit den Ergebnissen zwischen -0,7 und -1,3 ganz zufrieden.

Welches Programm? Tv, Av, Sv, TAv, M?
Es gibt Situationen, in denen die Belichtungszeit selber sehr wichtig sein kann.(Wie lange braucht ein Auto, um durchs Bild zu fahren?) Dann richten sich alle anderen Einstellung genau danach und ich nehme Tv.
Ansonsten machen wir Landschaftsfotografie, also wir bestimmen, von wo bis wo scharf sein soll. Av!
Ich persönlich ziehe M vor, man hat Zeit und kann gut am vorderen und hinteren Rädchen hin- und herdrehen, bis einem alles gefällt.

Belichtungsmessmethode
...richtet sich natürlich nach der Art des Motives, ich bin bei den hier gezeigten Beispielen eigentlich immer mit der Matrixmessung ganz gut gefahren.

Noch ein paar Tipps
Arbeite immer mit RAW! Kunstlicht kann tückisch sein, Fotografen können doof sein.(Ich bin gestern den ganzen Abend mit Weißabgleich "Sonnenlicht" durch die Nacht gerannt...)
Stabilisator ausschalten!
Regen macht Spaß! Nicht nur, weil wir Pentaxians sind, sondern weil er die Lichter auf den Straßen leben lässt, seht selbst.
Die K-5 hat eine Liveview, mit der sich arbeiten lässt. Nutze sie! In absoluter Dunkelheit, mit dem rechten Zeigefinger LV fokussieren lassen, während Du in der linken Hand eine Taschenlampe hälts und das dunkle Fokusobjekt anstrahlst, um den AF zu unterstützen. Dann Fernauslöser zünden! Genial! Probier es aus!
(Wichtig: Im Menu AF bei Fernauslösung deaktivieren!)
Hier war es z.B. extrem finster(dunkler, als das Bild vermuten lässt), mit Hilfe des LV und der Taschenlampe korrekt fokussiert:
Bild

Vorbereitungen
(Ein paar praktische Hinweise zur Nachtfotografie)
Bild

Wichtigstes Zubehör: Ein stabiles Stativ! Es vermeidet Verwacklungen und man kann sein Bild in Ruhe komponieren.
Taschenlampe! Ohne Taschenlampe bist Du und u.U. der AF aufgeschmissen. Außerdem kann man damit nette Spielereien machen, hab jetzt kein Bsp., hab aber mal einen gesehen, der z.B. ein Graffiti nachgezeichnet hat. Cool!
Mütze und Schal! Es wird kalt, wetten? Handschuhe (ich habe hier ein paar Baumarkthandschuhe mit abgeschnittenen Zeigefingern und Daumen (links und rechts), das hilft einigermaßen und lässt einen noch gut Gegenstände in Rucksack und Hosentaschen ertasten.
Fernauslöser.
Uhr und für Bulb ist es wichtig, dass es eine mit eigener Beleuchtung ist, weil man sonst mit der Taschenlampe rumfummelt und selber für Störlicht sorgt.
Aufgeladene Akkus für die Kamera. Es ist kalt und LV frisst Akkus!

Und dann kann es losgehen!

Ich war gestern mal auf der Halde Rheinpreußen gegenüber von Duisburg und auf der Friedrich-Ebert-Brücke.

Bild 1, weswegen ich die Halde hochgekraxelt bin, aber dann davon überrascht wurde. Bei Thyssen-Krupp war gerade Abstich und der Himmel wurde rot erleuchtet. Leider war ich noch beim Einstellen der Kamera. Leider ereignete sich dieses Schauspiel auch erst wieder nach über einer Stunde, als ich mit zusammengepackter Ausrüstung in Richtung Auto unterwegs war! :P



Das zweite Bild zeige ich Euch, weil ich da echt Bedenken hatte, noch trockenen Fußes zum Auto zurück zu kommen. Könnt Ihr den Regen von links hereinstürmen sehen?



So, und dann noch das, was mir perönlich am besten gefällt, man sieht den Rhein durchs Bild mäandern, die A42 mit Straßenverkehr, Thyssen und ganz hinten noch den Landschaftspark Nord mit den blauen Schornsteinen:



Und dann ging es auch schon weiter zur Friedrich-Ebert-Brücke:

Reflexe


Speed


Brückenturm


Mein Bild des Abends


Rheinhausen


Ich hoffe, Ihr hattet Spaß beim lesen und angucken, hoffe alles ist verständlich beschrieben und würde mich freuen, wenn jemand das Tut' zum Anlass nimmt, selber mal loszuziehen und die Tipps auszuprobieren.
Ich freue mich über Feedback, Fragen und Ergänzungen!

_________________
LG Frank





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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Di 3. Jan 2012, 14:18 
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Beiträge: 748
Danke für den interessanten beitrag. :thumbs
Hab zwar schon etliche Nachtaufnahmen gemacht, aber das mit den ISO Wert kannte ich jetzt noch nicht. :shock:

_________________
Sorry ........ keine Zeit
Ich gehe lieber fotografieren.
:ja:
:hat:


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Di 3. Jan 2012, 14:35 
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Ich hätte da gleich mal 'ne Frage:
Mit welchen Einstellungen fotografiert man am besten den Vollmond?

_________________
Viele Grüsse von Knipsoline


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Di 3. Jan 2012, 15:14 
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Knipsoline hat geschrieben:
Ich hätte da gleich mal 'ne Frage:
Mit welchen Einstellungen fotografiert man am besten den Vollmond?

Die Frage gebe ich gerne an jemanden weiter, der sich vielleicht damit auskennt. Evtl. auch ein Thema für ein Tutorial "Mond- und Astrofotografie"?

_________________
LG Frank





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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Di 3. Jan 2012, 17:34 
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Registriert: So 25. Dez 2011, 11:18
Beiträge: 45
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1. Eine wichtige Ergänzung zur Nachtfotografie:
Die rückwärtige Sucherabdeckung anbringen um ggf. Lichteinfall von hinten in die Kamera zu vermeiden!

2. Mondfotografie:
Hier ein Bildausschnitt mit Mond, aufgenommen mit 500mm Brennweite, ISO 100, F8, 1/350 sec. (1/750 sec. geht auch noch):
Bild

_________________
Gruß
Herbert


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Mi 4. Jan 2012, 19:37 
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Registriert: Mo 19. Dez 2011, 22:01
Beiträge: 6333
Ich habe eine Frage.

Bei Stativaufnahmen habe ich im Usermodus u.a. ISO80 gespeichert.

Hier lese ich nun, das ISO160-200 wegen der erst dann zuschaltbaren Spitzlichtkorrektur angebrachter sei.

Ich denke, das Stativaufnahmen, welche ja meist länger Belichtet werden, bei niedriger ISO wesentlich Rauschärmer sind und mehr Dynamikumfang besitzen. Probiert habe ich es aber noch nicht.

Wie verfahrt ihr mit dem Thema?


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Mi 4. Jan 2012, 21:40 
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Beiträge: 24396
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Viele Mythen im Netz, einige Gedanken von mir noch mal dazu:
Bildsensoren haben nur eine begrenzte Anzahl von nativen ISO's, meiner Meinung sogar nur eine einzige richtige, alles andere passiert über Spannungsanhebung und Spannungsabsenkung im Sensor und Weiterverarbeitung im Prozessor. Der Sensor hat nur einen einzigen Wert wo alles 100% passt, wie ein Zoomobjektiv an beiden Enden in der optischen Leistung ein wenig abfällt. Da aber meist der Ruf nach immer höherer ISO für uns alle interessanter klingt, wird die niedrigste einzustellende ISO mit Sicherheit nicht die ISO sein, bei der ein Sensor mit den absoluten Bestwerten auffährt, eher knapp darüber. Die untersten ISO sind extrem lichtstarken Objektiven geschuldet, mit 1,4er Offenblende zum Beispiel. Wenn man die nutzt, kann es an einem sonnigen Tag ganz schnell eng werden mit der Offenblende. Mit der K20D hatte ich beim Sigma 85 1,4 öfter die Situation, das ich D-Range ausschalten musste, weil die kürzeste Verschlusszeit von 1/4000 Sekunde erreicht war.
Genau bei D-Range und bei Spitzlichtkorrektur setzt das zweite Argument an. Bei der Spitzlichtkorrektur der K-5 kommt man bis ISO160 runter, bei D-Range der K20D bis ISO200. Das hat seinen Grund, der Dynamikumfang ist am größten, für den Sensor beginnt dort seine volle Leistungsfähigkeit. Beweisen kann ichs nicht, für mich klingts einfach logisch und deckt sich mit dem meisten, was ich zu dem Thema gehört und gelesen habe.

_________________
LG Frank





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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Mi 4. Jan 2012, 21:46 
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Registriert: Mi 21. Dez 2011, 21:50
Beiträge: 9174
So wie ich das hier sehe hat die K5 den höchsten Dynamikumfang bei der kleinsten ISO. (unter Messungen/Dynamic Range schauen)
http://www.dxomark.com/index.php/Camera ... /Pentax/K5

_________________
User auf eigenen Wunsch deaktiviert.


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Mi 4. Jan 2012, 21:53 
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Registriert: Mo 19. Dez 2011, 22:01
Beiträge: 6333
asratec hat geschrieben:
So wie ich das hier sehe hat die K5 den höchsten Dynamikumfang bei der kleinsten ISO. (unter Messungen/Dynamic Range schauen)
http://www.dxomark.com/index.php/Camera ... /Pentax/K5


Beim Tonwertumfang das Gleiche.


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleines Tutorial Nachtfotografie
BeitragVerfasst: Mi 4. Jan 2012, 22:03 
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Registriert: Fr 25. Nov 2011, 08:21
Beiträge: 24396
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Dann ist das Freischalten von ISO80 Schikane oder "Affentest"? ;)
Also ich weiß nicht ... :D

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LG Frank





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