Do 26. Feb 2015, 13:09
Diese Diskussion gibt es letztlich in jedem "Hobby".
Ich bin leidenschaftlicher Gamer und zähle damit zum verdammt elitären und überaus hippen Kreis der Coregamer

*ironie off* Damit verbringe ich viel Zeit und damit geht - man mag es als Außenstehender der Szene glauben oder nicht - viel Know-How und Geschick einher. Viele Spiele sind mir zu langweilig, weil sie zu einfach sind und ich mich frage "Wer will denn das?". Nun habe ich mal einen sehr interessanten Artikel gelesen, der etwa den Titel hatte "Spiele müssen zugänglicher werden" - und hier beginnt die Parallele zur DSLR.
Nehme ich einen Controller in die Hand und ein bestimmtes Spiel dauert es 2 Minuten und ich bin mit der Steuerung vertraut - gleiches gilt für die DSLR. Zuhause knipse ich mit Pentax, auf der Arbeit mit Nikon, das Prinzip ist gleich, ich weiß "instinktiv" wo ich was wie einstellen muss, damit passiert, was ich will

Gebe ich den Controller meinem Vater, ist dieser zumeist mit den einfachsten Spielen völlig überfordert: "Wie hüpfe ich? Wie laufe ich? Wie schieße ich? Warum mache ich dieses und jenes?". Er braucht eine detaillierte Erklärung, wie alles funktioniert. Gebe ich ihm meine K-30 beobachte ich den selben Effekt: "Wo geht die an? Wo ist der Auslöser? Wie zoome ich? Wieso ist das Bild jetzt blau? Warum ist das nicht scharf? Wie kann ich die Bilder jetzt anschauen?" Über komplexere Zusammenhänge will ich gar nicht sprechen, Brennweiten, Blende, Belichtungszeit und ISO - alles außen vor, das wäre viel zu viel und selbst meine Mutter ist mit meiner alten MX-1 schon halbwegs überfordert, denn die kann eben auch genau das alles einstellen.
In der "Szene", sei es Gaming oder eben Fotografie, wird die große technische Hürde, die man zunächst überwinden muss - sei es in der Bedienung oder in der teuren Anschaffung - oft als notwendiger Selektionsmechanismus gesehen, der "Pros" eben von dem gemeinen Pöbel trennt und der oft zentrales Element ist, um ein z.T. elitäres Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen. Wer will schon als Casualgamer dastehen wenn er Coregamer ist?! Gibt es Core- und Casualfotografen?!

Erfreulicher Weise ist das Phänomen in diesem Forum sehr wenig ausgeprägt, im blauen Forum habe ich das auch schon anders erlebt, wehe dem, der sich die Blöße gibt und sein Nichtwissen offenbart

Worauf ich hinaus will: Während komplizierte Technik, Bedienung, teure Anschaffung, Fachwissen, Fachvokabular usw. in entsprechenden Kreisen zur Identifikation dient, schließt es aber automatisch Neulinge aus und erschwert den Einstieg, teilweise wirkt das Gehabe darum nach außen arrogant und überheblich - in fast jedem Hobby gibt es leider so etwas - Eine Kamera, die absolut selbsterklärend ist, ist erstmal ein toller Einstieg, für Menschen, denen das zuviel ist, die langsam in die Thematik einsteigen möchten und so vielleicht ihre Liebe zu diesem (oder einem anderen) Hobby entdecken und sich dann sukzessive auch mit den Details befassen werden. Solche Artikel oder gar praktische Ansätze, Produkte usw. schüren in den oben beschrieben Kreisen dann oft die Angst, das mein erworbener "Skill", mein Know-How usw. plötzlich obsolet geworden ist, das wird aber sicherlich nicht passieren, für uns wird's auch weiterhin schön komplizierte DSLRs geben, die man so verstellen kann, das man am Ende selbst nicht mehr weiß, was man eigentlich damit erreichen wollte - Cheers
Zuletzt geändert von FabianSH am Do 26. Feb 2015, 14:08, insgesamt 3-mal geändert.