Gelegenheiter hat geschrieben:
Dass jemand, der mehr als 25 Jahre, also seit gut einer Genaration, hier nicht mehr lebt, von der Teilnahme an der BT-Wahl ausgeschlossen ist, finde ich richtig, auch wenn andere Länder es (aus zT zweifelhaften Gründen) anders handhaben mögen. Warum soll jemand über die politische Entwicklung in diesem Land bestimmen dürfen, der davon nicht betroffen ist? Der die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in diesem Land nur vom Hörensagen, von gelegentlichen Besuchen in der "alten Heimat" oder gar aus den "sozialen" Medien kennt?
Ich kenne hier in Krakau einen Deutschen, der da zustimmt und sein Wahlrecht in Deutschland ganz bewusst nicht mehr wahrnimmt (obwohl er meiner Meinung nach durchaus überdurchschnittlich mit der Bundespolitik vertraut ist).
Ich sehe es anders und kann nur für mich und die Mitglieder der aktuellen Gruppe und für weitere mir bekannte Auslandsdeutsche sprechen (von denen keiner jenseits der 25-Jahres-Grenze ist): Da ist jeder weit überdurchnschnittlich interessiert und vertraut mit der deutschen Bundespolitik. Wesentlich schwieriger wäre es da sicher mit Kommunalwahlen. Keine Ahnung, ob ich da überhaupt wählen dürfte, aber da sage ich, dass ich es hier tue und mir da tatsächlich der Überblick in meiner alten Heimat fehlt. Bundespolitisch sieht es hingegen anders aus, bei mir und bei den anderen auch. In die Details will ich nicht gehen, sonst wird es schnell politisch. Aber ganz allgemein stellen sich politisch Interessierte immer vor, dass sich alle wahlberechtigten Bürger im Inland genau so stark mit Politik beschäftigen wie man selbst. Dem ist nicht so, da gibt es dann auch die Beeinflussung über soziale Medien, das Aussehen auf Wahlplakaten oder bestenfalls die Kritik an einem Kanzlerduell in der Tageszeitung. Und das ist dannn alles.
Betroffen von politischen Entscheidungen ist man auch über Landesgrenzen hinweg. Und betroffen sind natürlich die Verwandten und Freunde, die noch in Deutschland leben. Betroffen sind auch die Deutschen, die zurück nach Deutschland gehen wollen. Betroffen bin auch ich, der ich keine Rückkehr plane: Eines von mehreren Beispielen wären die Rentenbeiträge, die ich, noch in Deutschland lebend, eingezahlt habe (habe zum Beispiel das ganze Studium über gearbeitet), und die entsprechenden Guthaben. Es gibt aber noch weitere.
Ohne Einschränkung wahlberechtigt sind allerdings in Deutschland lebende Bürger, die sich ausschließlich über nichtdeutsche und nichtdeutschsprachige Medien und soziale Medien informieren. Da würde ich auch nicht dafür plädieren, denen das Wahlrecht zu versagen, was sowieso weder rechtlich noch praktisch umsetzbar wäre.
Ergänzen möchte ich auch noch, dass in der aktuellen Gruppe nur knapp mehr als die Hälfte so wie ich dauerhaft im Ausland wohnt, während die etwas kleinere Hälfte Expats sind, auch zwei sind dabei, die nur aktuell für ein paar Monate von ihrer Firma entsendet sind.