Moin,
ich bin Logopäde. Hauptsächlich behandle ich Patienten mit ALS, Parkinson, MSA, Aphasie, Dysarthrie, Schluckstörungen. Dies im Hausbesuch, da die Patienten nicht mehr in die Praxis kommen können. Hausbesuche werden dermaßen schlecht vergütet, dass ich es eigentlich nicht machen dürfte, da ich eigentlich Geld drauflege, würde ich die Fahrtzeit rechnen...ich hab' meine Praxis in der norddeutschen Tiefebene. In der Praxis sind es auch Kinder mit Sprach- und Sprechstörungen.
In Mecklenburg Vorpommern sind wir Logos vorübergehend mit Tattoostudio-Betreibern, Fingernageldesignern gleichgesetzt worden. Logopädie=kosmetische Verschönerung. Wir sollten die Praxen schließen, da nicht systemrelevant. Gleizeitig sollen wir jedoch die Praxen offen halten, um Patienten zu behandeln, bei denen es dringend erforderlich ist. Jedoch gibt es keine Vorgaben, was denn dringend erforderlich ist...
Meine Praxis ist in NDS. Auch dort gibt es keine klaren Vorgaben. Dies verunsichert natürlich meine Patienten. Und letztendlich auch mich. Zudem kann ich keine Desinfektionsmittel mehr erwerben, um die strengen Schutzmaßnahmen einzuhalten. Daraus folgend sind wir derzeit bei Null Therapieeinheiten pro Woche. Unter anderem können einige meiner Patienten ohne logopädische Therapie nicht mehr essen und sind dann auf künstliche Ernährung angewiesen. Wie ihr euch sicherlich alle vorstellen könnt, ist das ein sehr krasser Einschnitt in ein selbsbestimmtes Leben.
Ich walz' das mal nicht weiter aus, trotzdem fällt es mir derzeit sehr schwer, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Ich werde die Corona-Pandemie als Person sicherlich überstehen. Viele meiner Patienten würde ich jedoch sehr gerne weiter begleiten und das wir nicht möglich sein. Und auch wenn die Pandemie durchstanden sein wird, ist es nicht sicher, ob meine Praxis dann noch existiert.
Sorry, aber das musste einmal raus...
Viele Grüße
mimpi

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