Mi 11. Mär 2020, 19:31
Juhwie hat geschrieben:Diese Einstellung kann ich nicht nachvollziehen. Wenn die Welle zu schnell schwappt, kann das Gesundheitssystem das nicht auffangen. Und dann wird es katastrophal. Darauf kann man nicht warten. Also muss man vorher Alarm schlagen, solange es geht. Das ist keine Grippe. Wer das glaubt, wird sich in 3 Wochen noch wundern. Gerne zum Nachlesen aus Norditalien. Da dachten die vor einer Woche auch noch, was das jetzt soll.
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Ich hatte das alles zwar nicht komplett auf die leichte Schulter genommen, aber auch längst nicht ernst genug.
Ich bin soeben von einer abgebrochenen Schulungsreise durch Polen zurückgekommen. Der Abbruch war durch firmeninterne Maßnahmen meines Auftraggebers, eines Weltkonzerns bedingt, jeder von uns Schulungsleitern wurde in einem eigens desinfizierten Privattransfer nach Hause zurückgebracht.
In den Tagen davor war es seltsam: fast komplett leere Hotels, alles so sehr desinfiziert, dass man Kopfschmerzen bekommen hat, leere Züge. Die Teilnehmer der Schulungen sind gekommen, weniger als angemeldet zwar, aber trotzdem ziemlich viele.
Insgesamt habe ich mich wie in einem apokalyptischen Film gefühlt: in einem riesigen Hotel direkt neben der Messe saßen nur wir Schulungsleiter an einem Tisch im menschenleeren Frühstückssaal zusammen. Dabei ist die Situation hier in Polen im Vergleich zu Deutschland noch weniger dramatisch. Aber ab jetzt werden durch meinen Auftraggeber (von Polen unabhängige Prozesse), aber auch in Polen drastische Maßnahmen ergriffen.
Zur gleichen Zeit hatte ich viele Nachfragen von Touristen, die nach Krakau kommen wollen, und Absagen für die kommenden Monate. Aktuelle Anfragen gibt es überhaupt keine mehr. Die Gedenkstätte Auschwitz ist ab morgen geschlossen, alle anderen Museen in Polen ziehen nach. Unis und Schulen sind hier auch schon zu. Im Briefkasten gab es Informationen zu Notfallmaßnahmen, was jeder einzelne Bürger sofort machen soll und welche vorgeschriebenen Vorgehensweise es für Notfälle gibt. Nochmal: In Polen gibt es bisher wesentlich weniger bestätigte Fälle als in Deutschland. Trotzdem diese Maßnahmen.
Ich glaube kaum, dass Bundeskanzlerin Merkel Unsinn verbreitet, wenn sie sagt, dass sich 60 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infizieren werden. Wenn sich der WHO-Generaldirektor tief besorgt über das alarmierende Niveau der Untätigkeit im Kampf gegen das Virus zeigt, ist das mit Sicherheit keine Panikmache. Und auch betroffene Pentax-Fotografen können an die Vernunft appellieren:
http://www.instagram.com/stories/mattbishopphotography/Ich kann nur jedem raten, es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, aber auch nicht in Panik zu verfallen, sondern nüchtern und wohldurchdacht Maßnahmen für sich und seine Familie zu treffen. Basierend auf staatlichen Empfehlungen.