Beim Blättern im Forum bin ich erst jetzt auf diese Seiten gestoßen. Die Fotos und Kommentare haben mich sehr beeindruckt. Ich finde es ganz große Klasse, dass es immer noch Menschen gibt, die dieses Thema berührt. Darum auch von mir dazu hier ein Beitrag:
Mein Vater (Jahrgang 1908), ein älterer Bruder und dessen Frau waren Widerstandskämpfer. Mein Vater wurde 1934 und erneut 1936 mit seinem Bruder und dessen Frau wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt. Mein Vater wurde zu 5 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust, sein Bruder zu 8 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, seine Frau zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. (Nachzulesen in dem Buch von Aurel Billstein "Der eine fällt, die andern rücken nach".)
Mein Vater hat zwar kaum von dieser Zeit erzählt, aber ich weiß noch, dass ein Onkel der Brüder ein hohes Tier in der Verwaltung war und sie dadurch vor dem KZ gerettet wurden.
Was mein Vater schon mal erzählt hat, war, dass die SS ihn aufgrund seiner Statur in ihren Reihen haben wollte, er sich aber immer wieder entziehen konnte.
Nur einmal hat mein Vater, der als Zimmermann ein "Kerl wie ein Baum" war, vom Zuchthaus in Lüttringhausen und der Folter dort erzählt. Dabei hat er geweint wie ein kleines Kind. Wenn man bedenkt, für welchen quersitzenden Furz heutzutage ein Kriseninterventionsteam gerufen wird und nach dem Krieg sich keiner um die damals gequälten Menschen gekümmert hat, kann einem die Galle hochkommen.
Ca. Ende der 70er Jahre lief im TV eine mehrteilige Reihe über den Holocaust. Mein Vater fragte, ob ich mir das mit ihm ansehen wolle und meinte anschließend, dass das ja wohl sehr harmlos dargestellt worden wäre. Es wäre in der Wirklichkeit sehr viel schlimmer gewesen.
Bedingt durch meinen Vater habe ich mich für dieses Thema natürlich stark interessiert. Deswegen habe ich u.a. das Kriegsmuseum Overloon besucht und dort erlebt, dass erwachsene Männer beim Verlassen der Kapelle am Ende der Ausstellung weinten. Im Kontrast dazu stand damals ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau. Es war frustrierend zu erleben, dass dort amerikanische Schülergruppen grölend, Pommes essend und Cola trinkend durch die Gedenkstätte liefen.
Dagegen war der Besuch der Dokumentationsstätte Obersalzberg wieder sehr beindruckend. Meine Frau und ich haben dort fast einen ganzen Tag verbracht, um uns zu informieren. Von dort haben wir auch das Buch "Die tödliche Utopie" mitgebracht, das ziemlich sachlich die Verbrechen der damaligen Zeit schildert. Interessant war, als wir uns in Berchtesgaden nach dem Weg erkundigen wollten (zu der Zeit gab es noch kein Navi), fast durchgängig auf eine "Mauer des Schweigens" stießen.
2018 hatten wir in der Fotogruppe der KVHS in Norden als Monatsthema "Spuren". Das habe ich zum Anlass genommen, meine eigene Version zu diesem Thema einzureichen. Damals hatte ich noch keine Fotosoftware und es war für mich ziemlich aufwändig das Foto so einigermaßen hinzubekommen. Der gestreifte Stoff soll die Sträflingskleidung der KZ-Insassen darstellen. Die Bücher stammen aus meiner diesbezüglichen Buchsammlung. Interessant war, dass ein Kollege der Fotogruppe die Nachfahren dieser Familie Wolff aus Norden kennt, die heute in Israel leben und mich fragte, ob er ihnen meine Fotomontage schicken dürfe, was natürlich selbstverständlich war.
Die 5 Fotos vom KZ Buchenwald hat meine Mutter von jemand bekommen, der dort war. Sie wurden kurz nach der Befreiung aufgenommen. Auf dem Foto vom Krematorium sind noch Knochenreste im Ofen zu sehen. Es sind alte, etwas vergilbte Bilder, die ich mit der KP abfotografiert habe, da ja hier im Forum nur Pentax-Fotos gezeigt werden dürfen.





