Tag 14 – Skorpion oben, Skorpion unten
Heute gibt es mal nur Nachtaufnahmen an zweierlei Skorpion. Nach dem Abendessen ging es an die Auswahl der Teleskope, welche wir verwenden wollten. Beides recht kleine Geräte. Während Faried und Peter sich an die Einrichtung machen, widme ich mich mit der K-1 und dem 24-70 der Dokumentation unserer Aktivitäten. Es ist schon interessant, was sich in nur 5 Sekunden bei gar nicht mal so hoher ISO festhalten lässt. Sogar die große Magellansche Wolke ist leicht angedeutet. Das Weißlicht stammt neben der Kopflampe noch von Peters Notebook-Bildschirm. Normalerweise wird der mit einer roten Folie abgedeckt. Die liegt aber wo? Ja genau – zu Hause

Blende: F/4
Belichtungsdauer: 5s
Brennweite: 24mm
ISO: 12800
Kamera: PENTAX K-1
#228
Umgeschaltet auf Rotlicht braucht es dann 10 Sekunden Belichtung.
Blende: F/4
Belichtungsdauer: 10s
Brennweite: 24mm
ISO: 12800
Kamera: PENTAX K-1
#229
Es macht auch richtig Spaß, sich einfach nur irgendwo hinzusetzen und die Milchstraße anzusehen. Ein Bild mit uns allen + Zodiakallicht muss aber noch schnell sein.
Blende: F/4
Belichtungsdauer: 13s
Brennweite: 24mm
ISO: 12800
Kamera: PENTAX K-1
#230
Peter an der EQ-6 mit 10cm Refraktor. Die Shake-Reduction der K-1 ist echt gut. 1/3s frei Hand wird absolut scharf

[
img]https://pentaxians.eu/forumimages/2019/4597/4597_2019071658_231.jpg[/img]
Blende: F/3.2
Belichtungsdauer: 1/3s
Brennweite: 48mm
ISO: 12800
Kamera: PENTAX K-1
#231
Wieder 1/3s frei Hand. Hier wird noch mit Canon gearbeitet. Zwischen beiden Geräten ist die Kamera des Autoguiders „MGEN“ (
https://mgen-autoguider.com/) an einem kleinen Sucher befestigt. Dessen Brennweite reicht locker für die Nachführkorrektur aus.
Warum überhaupt ein Autoguider? Weil die Montierung zwar sehr genau ausgerichtet ist, die Mechanik aber trotz hochgenauer Fertigung nicht über mehrere Minuten ganz exakt der Erdrotation folgen kann. Der Effekt wird natürlich brennweitenabhängig mehr oder weniger stark auffällig.
Der Autoguider ist nichts weiter als eine kleine Kamera mit einem handtellergroßen Mini-Computer. Es wird der ausgewählte „Leitstern“ verfolgt und wenn eine Abweichung erkannt wird, werden korrigierende Steuersignale an die eigentliche Teleskopsteuerung gesendet.
#232 zeigt auf der rechten Seite eine umgebaute und aktiv gekühlte Canon DSLR. Einerseits wurde der IR-Sperrfilter vor dem Sensor entfernt und andererseits der Sensor bis ca. 30/35°C unter Umgebungstemperatur gekühlt. Hier haben wir bereits -20°C erreicht!
So wird ein enorm gutes Rauschverhalten bei sehr guter Rotempfindlichkeit erreicht. Letzteres ist wichtig für die vielen Emissionsnebel, welche im roten Bereich aktiv sind.
Für alle möglichen Sony, Canon und Nikon DSLR gibt es einen solchen Modifikationsservice oder fertige Kameras zu kaufen, z.B. hier
http://www.centralds.net/cam/?cat=46Warum, verdammte Axt, macht das niemand für Pentax? Eine umgebaute K-1 wäre doch der Knaller!
Blende: F/3.2
Belichtungsdauer: 1/3s
Brennweite: 24mm
ISO: 12800
Kamera: PENTAX K-1
#232
Während noch die Canon am Rohr ist, schnappen wir uns eine UV-Lampe und gehen auf Skorpionsuche. Die sind überall, haben sie gesagt. Da muss man einfach nur ein paar Steine umdrehen, haben sie gesagt. Wir sind offenbar zu dusselig, die richtigen Steine zu finden. Nach einer Tour durch den Garten geben wir Faried die Lampe. Er soll uns mal einen suchen

Und tatsächlich findet er recht zügig ein Miniexemplar. Vielleicht 1cm lang. Normalerweise ist hier alles voll, aber heute wohl zu kalt oder was auch immer
Immerhin ist eine Verdoppelung der ISO noch verträglich und das 24-70 darf auch mal bei Offenblende ran.
Blende: F/2.8
Belichtungsdauer: 1/20s
Brennweite: 70mm
ISO: 25600
Kamera: PENTAX K-1
#233
Blende: F/2.8
Belichtungsdauer: 1/20s
Brennweite: 70mm
ISO: 25600
Kamera: PENTAX K-1
#234
Blende: F/2.8
Belichtungsdauer: 1/15s
Brennweite: 70mm
ISO: 25600
Kamera: PENTAX K-1
#235
Als wir zurück sind, finden wir Peter leicht frustriert vor. Irgendwas haut mit der Technik nicht hin. Ganz schön kalt ist es inzwischen auch geworden. Also werden einfach Flatfield-Aufnahmen gemacht, bevor gar nix mehr geht. Hier ist es wichtig, dass die Kamera nicht verdreht wird und die Optik sehr gleichmäßig beleuchtet wird. Hierfür gibt es spezielle Beleuchtungseinheiten, was hier im Bild zu sehen ist. So werden Helligkeitsunterschiede durch z.B. Staub oder Flusen, die sich irgendwie ins System geschlichen haben, aufgenommen. Diese Aufnahmen dienen später zur Korrektur der richtigen Fotos. Flats müssen also ähnlich wie Darks für jede Aufnahmesituation erstellt werden.
Blende: F/3.5
Belichtungsdauer: 2s
Brennweite: 24mm
ISO: 6400
Kamera: PENTAX K-1
#236
Nun kommt aber die K-1 dran und das 24-70 zeigt wieder Richtung Milchstraße. Das Sternbild Skorpion soll ins Bild. Die Bedingungen sind perfekt. Super klarer Himmel und absolut windstill. Bei ISO 1600 und Blende 5 werden fünfminütige Belichtungen erstellt. Gleich eine ganze Serie, was recht zeitraubend ist. Die 1,5h überbrücken wir an der Bar mit etwas Rotwein

Für uns ist auch nachts geöffnet

Aber warum eigentlich so viele Bilder mit immer gleicher Belichtungszeit?
Nunja, von Astrofotografie(praxis) habe ich noch absolut keine Ahnung. Ich war immer nur visuell unterwegs. Theoretisch (und auch praktisch) kann die Belichtungszeit der Einzelaufnahmen addiert werden; z.B. mit dem kostenlosen Programm Deep Sky Stacker (
http://deepskystacker.free.fr/german/). Dadurch kann a) verhindert werden, dass helle Bereiche total überstrahlt werden und b) eine extrem lange Belichtungszeit erreicht werden, wodurch auch feine Staubwolken usw. sichtbar werden. Das Stackingprogramm hat blöderweise tausend Knöpfe und erscheint mir heute noch wie die Steuerung von einem chinesischen U-Boot, deren Beschriftung sich stündlich ändert

Ich gebe die ganzen Einzelbilder einfach später Faried und gehe bei ihm in die Lehre. Bis dahin müsst Ihr Euch mit Einzelbelichtungen abfinden

Da ist aber auch schon eine Menge drauf; Deep Sky Stacker findet weit über dreißigtausend Sterne auf einem Bild

Blende: F/5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 24mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#237
Inzwischen ist auch die Kleine Magellansche Wolke aufgegangen. Noch recht horizontnah, aber durchaus brauchbar. Die Brennweite wird auf 70mm geschraubt und die Blende leicht offener.
Die Magellanschen Wolken sind zwei irreguläre Zwerggalaxien in unserer direkten Nachbarschaft und Teil der „Lokalen Gruppe“. Die folgend abgebildete kleine Magellansche Wolke steht in rund 200.000 Lichtjahren Entfernung und umfasst etwa 5 Milliarden Sterne (siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Magellansche_Wolken).
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#238
Ein Crop zeigt neben der KMW ganz deutlich auch mindestens zwei Kugelsternhaufen.
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#239
Jetzt aber mal zur Abbildungsqualität vom 24-70. Die ist tagsüber verdammt gut; aber hier? Für punktförmige Lichtquellen ist diese Zoom-Linse ja nicht ausgelegt. Merkt man auch. Darf auch so sein, für das Geld. Hier mal Ausschnitte in Bildmitte und allen vier Ecken … abgeblendet auf 4,5.
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#239 Bildmitte
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#239 oben links
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#239 oben rechts
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#239 unten links
Blende: F/4.5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#239 unten rechts
Die Nacht ist inzwischen schon recht fortgeschritten und wir nehmen die Region um Messier 20 (
https://de.wikipedia.org/wiki/Trifidnebel) und Messier 8 (
https://de.wikipedia.org/wiki/Lagunennebel) in die Bildmitte. Morgen möchten wir hier mal durch ein 25cm Spiegelteleskop hin fotografieren …
Blende: F/5
Belichtungsdauer: 300s
Brennweite: 70mm
ISO: 1600
Kamera: PENTAX K-1
#240
Es wird spät. Oder früh. Je nachdem, wie man es sieht

Die Große Magellansche Wolke zieht nach und die letzten 3 Aufnahmen dieser Nacht wandern auf die Speicherkarte. Bald gibt es ja schon Frühstück …
Blende: F/5
Belichtungsdauer: 120s
Brennweite: 24mm
ISO: 6400
Kamera: PENTAX K-1
#241
Bevor es vergessen wird, hier noch ein kleiner Vergleich zur kamerainternen Rauschreduzierung und 20 Minuten Belichtungszeit. Die NR funktioniert, wie ich finde, sehr gut. Alle Bilder zeigen einen Ausschnitt in der unteren rechten Bildecke; das letzte Bild ist ein Dark mit verschlossenem Objektiv. Mit dem nachträglichen Verrechnen von Darks habe ich noch keine Erfahrungen und werde berichten, wenn sich das ändert.
Blende: F/5.6
Belichtungsdauer: 1200s
Brennweite: 14mm
ISO: 800
Kamera: PENTAX K-1
#242 – kamerainterne NR an
Blende: F/4
Belichtungsdauer: 1200s
Brennweite: 14mm
ISO: 800
Kamera: PENTAX K-1
#243 – kamerainterne NR aus
Blende: F/4
Belichtungsdauer: 1200s
Brennweite: 14mm
ISO: 800
Kamera: PENTAX K-1
#244 – kamerainterne NR aus; Darkframe