Danke fürs Mitreisen. Dann bringe ich die Reise mal zum Abschluss.
Kleine Kirchen stehen ja, wie gesagt, in noch so winzigen Dörfern. So war es auch in Telgruc, wo wir unsere Ferienwohnung hatten. Die Bevölkerung muss früher wirklich aus fleißigen Kirchgängern bestanden haben, dass man so große Kirchen brauchte. Heute gibt es in Frankreich die gleichen Probleme wie überall anders auch: zu wenig Geistliche, kein Geld für die Unterhaltung der Gebäude und massiv schwindende Zahlen an Kirchenmitgliedern. Aber insgesamt ist die Kirche in Telgruc noch ganz gut in Schuss.

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Mein persönliches Highlight dieser Reise war die Ballade contée zur Île vierge. Ballade contée bedeutet, dass man sich am Abend mit einem Geschichtenerzähler (in unserem Fall war eine Erzählerin) trifft und gemeinsam durch ein bestimmtes Gebiet wandert. Dabei werden dann an markanten Stellen Pausen eingelegt, wo jeweils eine bretonische Sage erzählt und oft auch ein bretonisches Lied vorgesungen wird. Die bretonischen Sagen handeln größtenteils von Korrigans (auch kleines Volk genannt). Diese versuchen die Menschen zu ärgern, indem sie ihnen Bein stellen oder sie in die Irre locken. Also Achtung, wenn man stolpert. Das war bestimmt ein Korrigan
Solche Veranstaltungen finden in der Hochsaison fast überall in der Bretagne statt und sind wirklich ein Erlebnis. Jedem, der einigermaßen französisch versteht, kann ich das nur wärmstens empfehlen.
Wir sind also über Stock und Stein und durch die Heideflächen, bis wir an den Strand der Île vierge gekommen sind. Betreten ist dort verboten, weil der Abstieg wahnsinnig gefählich ist und jedes Jahr Leute dort zu Schaden kommen. Aber der Blick von oben mit der sich ankündigenden blauen Stunde war herrlich. Und dazu die Geschichten... traumhaft.

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Nachdem wir unsere Wanderung durch das Reich der Korrigans überstanden haben, sind wir nach Douarnenez gefahren. Ausgehend vom Port de Rosmeur haben wir uns durch die Stadt bis zum Hafen treiben lassen.

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Auf dem Rückweg haben wir noch einen Stopp in Locronan eingelegt. Für mich ist das eines der schönsten Dörfer der Bretagne. Die Zeit ist dort regelrecht stehen geblieben. Als ich nach der Reise im Dezember letzten Jahres zufällig mal wieder den Weihnachtssechsteiler Silas aus den 80ger Jahren im Fernsehen gesehen habe, habe ich festgestellt, dass teilweise in Locronan gedreht worden ist.

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Wenn man sich ein paar Schritte vom Zentrum entfernt, lässt der Besucherdruck auch nach und man kann relativ ungestört die Chapelle St. Anne erkunden.

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Wieder auf dem zentralen Platz angekommen, haben wir uns natürlich auch dort noch umgesehen, in die große Kirche geguckt und den Heiligen Ronan, der dem Ort seinen Namen gab, besucht.

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Unser letzter Ausflug galt dem Musée de l'école rurale en Bretagne, also dem Museum der ländlichen Schule.
Wir betraten den Pausenhof und als ich das Toilettenhäuschen auf dem Schulhof sah, musste ich sofort an die Zeichnungen in den Büchern vom kleinen Nick denken, wärend mein Vater sofort sagte, dass er das so aus seiner Kindheit auch noch kennt.
Da bin ich doch ganz froh, dass es zu meiner Schulzeit schon "gemütlicher" war - sofern man das bei Schultoiletten überhaupt sagen kann.

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Fasziniert bin ich immer wieder, wie sauber und ordentlich in Frankreichs Schulen geschrieben wird. Ich bin ja selbst Grundschullehrerin und wenn ich an das Theater und die Glaubenskriege denke, die in Deutschland wegen der "richtigen" Schreibschrift geführt werden ... in Frankreich wird einfach gemacht, wie es schon immer war. Es stirbt keiner dran und die Schriften sind eigentlich immer gut leserlich - was man ja von unseren Schulkindern nicht unbedingt behaupten kann. Vielleicht hat das auch einfach mit der Lineatur der Hefte zu tun, die ab Klasse 1 immer die gleiche ist.

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Blicke in alte Klassenräume finde ich auch immer spannend. Vorteil bei den Bänken ist ja echt, dass keiner kippeln und umfallen kann. Andererseits sehen die wahnsinnig unbequem aus. Also auch ein Punkt für die heutige Schule.
Interessant finde ich den Tafelanschrieb an der Wandtafel: Die Moral des Tages "Wenn ich zu spät komme, entschuldige ich mich". So was könnten wir heute gerne wieder einführen

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Und damit endet die Reise auf die Halbinsel von Crozon. Ich hoffe, dass euch die Eindrücke gefallen haben. Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust bekommen, dieses wunderbare Fleckchen Erde ebenfalls zu erkunden. Es lohnt sich. Hinweis für Wohnmobilfahrer: Crozon ist extrem wohnmobilfreundlich. Es gibt an strandnahen Parkplätzen kaum Höhenbalken und man darf fast überall eine Nacht stehen.
Ken emberr, Bretagne! (bis bald)