Hallo zusammen,
auf diesen "Trick" wurde ich durch Zufall aufmerksam, als ich in dem Programm "FastRawViewer" bei einem "schwierigen" Foto einen Weißabgleich mit der Bezeichnung "UniWB" entdeckte. Damit sah ein Foto, das sonst extrem übersättigte Farben hatte, auf einmal richtig gut aus. Das wollte ich auch in Lightroom einstellen können, scheiterte aber schlicht daran, dass in LR die entsprechenden Parameter "Temperature" und "Tint" nicht ausreichend große Regelbereiche anbieten. Hm...
Aber durch die Recherche zum Thema UniWB stieß ich im Internet auf ein paar sehr interessante Informationen, die ich hier gerne mit euch teilen möchte.
Zunächste einmal zur Bezeichnung "UniWB". WB steht hierbei für "White Balance", also Weißabgleich. Und "Uni" für '1'. Soweit klar?
Nicht? Ok, in allen Einstellungen für den Weißabgleich werden die vom Kamerasensor eingefangenen Helligkeitsinformationen pro Kanal (rot, grün, blau) mit einem bestimmten Faktor versehen. Erst dadurch ergeben sich die für uns realistisch aussehenden Bilder. Wegen des Musters, in dem die Pixel auf dem Sensor angeordnet sind, werden der rote und blaue Kanal deutlich verstärkt. Pro 4 Pixeln befinden sich immerhin 2 grüne und jeweils ein roter und ein blauer auf dem Sensor...
Ein Weißabgleich, bei dem alle Farbkanäle einen Faktor '1' haben, heißt "UniWB".
Aber warum sollte man so einen Weißabgleich benutzen wollen?Ganz einfach: will man bereits mit Hilfe der Kamera beurteilen, ob einer der Farbkanäle tatsächlich "übergelaufen" ist, also die Pixel dieser Farbe ausgebrannt sind, so hilft einem das Histogramm auf dem Display in der Regel nicht weiter. Dieses zeigt nämlich stets das Histogramm der JPG-Datei, die die Kamera aus den Rohdaten generiert hat. Also eher auf den Faktoren des verwendeten Weißabgleichs.
Nun kann es aber sein, dass der gewählte Weißabgleich zum Ausbrennen einer Farbe führt, die in der RAW-Datei eigentlich nicht ausgebrannt ist. Als Raw-Fotograf interessiert mich aber eigentlich nur das!
An ein RAW-Histogramm kommt man aber in der Kamera nicht dran. Oder doch?Nun, nicht direkt jedenfalls... Aber mit Hilfe eines "UniWB"-Weißabgleichs decken sich das Histogramm der RAW-Datei und der JPG-Datei ausreichend gut, sodass eine tatsächliche Beurteilung der Belichtung möglich wird.
Nun hat das natürlich zwei Haken, mit denen man aber sehr gut leben kann wie ich finde. Welche das sind?
1) man muss etwas Arbeit investieren, um diesen Weißabgleich in die Kamera zu bekommen. Eine (englische) Anleitung verlinke ich weiter unten.
2) durch den UniWB erscheinen die Fotos mit einem sehr starken Grünstich. Sicher nichts, was man jemandem zeigen will, bevor man die Fotos nicht zu hause bearbeitet hat. Aber hierfür habe ich eine gute Lösung gefunden: als Bildstil habe ich im Zusammenhang mit UniWB einfach "Schwarzweiß" eingestellt. So werden Fotos also monochrom dargestellt und das sieht ja nicht schlecht aus. Am Ende greife ich wie gesagt auf die RAW-Daten zu und entwickle meine Fotos damit.
Wie aber bekommt man diesen UniWB-Weißabgleich?Wenn man eine Kamera hat, für die es entsprechende RAW-Dateien mit diesem Weißabgleich bereits gibt, dann kann man sich diese einfach herunterladen und auf eine SD-Karte kopieren. In der Kamera kann man dieses Bild dann anschauen und bestimmen, dass es für den Weißabgleich verwendet werden soll. Ganz schnell und einfach.
Andererseits kann man sich diese Datei auch relativ einfach selbst erzeugen. Eine halbe Stunde und ein Computer sollten ausreichen (ein Stativ bietet sich neben Englischkenntnissen an).
Auf der Seite von Guillermo Luijk findet man eine
, nach der man einfach vorgehen kann. Ich habe am Ende einen Weißabgleich hinbekommen, bei dem die einzelnen Farbkanäle um nicht mehr als 5% von dem Faktor '1' abweichen. Kontrollen in FastRawViewer und auch im Kameradisplay zeigen, dass die Histogramme der RAW-Daten und die des JPGs sehr dicht beieinander liegen. Erstmals sieht man, wie es um jeden Farbkanal tatsächlich bestellt ist.
In der Praxis kann man nun also mit diesem Weißabgleich fotografieren und sich bei Bedarf eine Schwarzweißdarstellung auf dem Display anzeigen lassen. Oder bei konstanten Lichtverhältnissen macht man damit Probeaufnahmen, um die Belichtungsparameter einzustellen. Wenn es dann um das richtige Shooting geht, kann man die Einstellungen beibehalten und auf einen gefälligeren Weißabgleich umschalten - mit dem Wissen, dass die Rohdaten auf jeden Fall keine ausgebrannten Farbinformationen enthalten werden.
Teilt mir doch mit, ob ihr das schon mal gemacht habt oder ausprobieren wollt. Falls ihr Fragen haben solltet, nur her damit. Ich habe es wie gesagt schon durchgeführt - sowohl mit meiner K-3 II als auch mit meiner kompakten Panasonic LX-7.