Do 13. Aug 2020, 18:01
Noch ein paar Gedankenspielereien, einiges von der Konkurrenz abgeschaut (niedergeschriebenes von Pentax gibt es ja kaum), Anderes einfach spekuliert. Manches ist auch einfach ein Gefühl einer Erfahrung aus den Sportbildern. Eine Schwierigkeit ist ja, dass bei Bilder mit Autofokus-Nachverfolgung keine Wiederholung möglich ist. Also einfach Einstellungen ändern, Bilder wiederholen, den Unterschied anschauen und die bessere Option wählen, das geht ja leider nicht.
Irgendwie köchelt diese AF.C Diskussion dauernd mit recht rudimentären Aussagen. Mir persönlich geht es eher wie Stefan, ich denke lieber darüber nach, wie ich die Einstellungen meiner Pentax und die Art wie ich fotografiere ändern kann, um bessere Trefferraten zu erzielen, anstatt zu jammern, wie schlecht der AF.C einer Pentax doch ist. Weil schlecht (relativ zur Konkurrenz) ist er eh nicht, besser könnte er aber schon sein. Hätte ich eine Nikon oder ein anderes Gerät würde ich mir vermutlich die gleichen Fragen stellen. Wenn ich meine Bilder beurteile sind Fokuslagefehler (nicht nur AF) leider immer noch eine der häufigsten Gründe warum ein Bild in der Mülltonne landet.
Ihr mögt das auch einfach meine persönliche Spekulation nennen. Wenn Ihr lieber fotografiert als diese Zeilen zu lesen, ich könnte das verstehen. Es ist ohne Zweifel lohnender als im Trüben zu fischen. Aber mitunter ist das Wetter ja schlecht

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AF Aufgabe | | | |
| Initialisierung | | |
| | PRSAS (Pentax Real-time Scene Analysis System | |
| Nachverfolgung | | |
| | Vergleich mit der Initialisierung | |
| | Nachführung | |
| | Störungen | |
| | | Obstruktionen |
| | | Blackout-Zeiten |
| | | Prozessor-Zeiten |
Nachverfolgung benötigt zwei Schritte: die Initialisierung und die Nachverfolgung. Bei der Initialisierung wird der Fokus zum ersten Male gesetzt i.e. das Motiv wird identifiziert (durch Farbe, Form, Szene). Anschliessend wird es verfolgt (Motiv oder Kamera bewegt). Dabei ist immer eine etwas hochtrabende Wortwahl zu finden (Intelligenter AF, Deep Learning, Künstliche Intelligenz (KI oder AI), ...), letztlich ist das ein trivialer Datenbankabgleich gegenüber Beispielfällen, die der Kamera vorliegen und ein Vergleich durch das PRSAS erfolgt (Farbe, Form, Szene).
Gesichts- oder Augenerkennung gehören zur Initialisierung. Der AF.S ist fertig wenn "initialisiert" ist. Motiverkennung kann auch irgendetwas anderes sein, eine Form wie ein Pferd oder ein Vogel. Ohne das PRSAS ist kein AF.C möglich, weil er das bestimmt, was verfolgt werden wird im AF.C. Ich behaupte mal mutig, dass die Farberkennung der bestimmende Teil im PRSAS ist. Wenn man beim Fussball auf den Torwart fokussiert (andere Trickotfarbe), der Torwart wird fast immer richtig nachverfolgt in einem Pulk von Spielern. Ein Spieler aus einem Pulk von gleichfarbigen Trickotspielern nachzuverfolgenden funktioniert deutlich weniger erfolgreich.
Wenn es möglich ist, sollte man nachdenken worauf man den AF.C mit dem ersten Fokus initialisiert. Ein farbiges Halstuch mag erfolgreicher sein, als eine Unifarbe die im Bild öfters auftaucht. Gesichtsform und -farbe findet sich in der Natur auch nur beim Menschen und kann daher recht gut nachverfolgt werden. Kann ausprobiert werden, wenn man auf ein Gesicht fokusiert und dann die Kamera bewegt, man wird sehen, dass die Fokuspunkte auf dem Gesicht bleiben (wenn es ausreichend gross und dominatnt im Bild ist).
Initialiserung heisst auch, dass der erste Fokus scharf sein sollte, damit das PRSAS richtig "losläuft". Für das erste Bild sollte immer Schärfepriorität gesetzt sein. Wenn das System die Initialisierung nicht richtig hinbekommt sollte man nicht erwarten, dass das Tracking richtig funktioniert. Das heisst auch, dass man den SR stabil hat und nicht aus einer unstabilen Situation (der SR hatte nicht ausreichend Zeit) heraus initialisiert. Während der Nachverfolgung vergleicht der AF.C / das PRSAS mit den Daten die während der Initialisierung gespeichert wurden, je besser die "Datenqualität", desto höher die Chance dass die Nachverfolgung richtig funktioniert. Bei "schlampiger" inititialisierung wird der AF.C wird auch später einen Fokuspunkt finden, aber ob das derjenige ist, den man ursprünglich gewählt hatte, ist vermutlich Glück.
Das PRSAS und damit der AF.C kann im wesentlichen durch 3 Faktoren empfindlich gestört werden. Blackout-Zeit durch den Spiegel (Spiegel oben heisst AF-Modul und RGB-Modul nehmen keine Daten auf und müssen Daten schätzen), Blackout-Zeit durch den Prozessor (e.g. er ist mit schreiben auf die Karte beschäftigt) und wenn das initialisierte Motiv nicht mehr in der Szene gefunden wird (ein anderes Objekt hat sich dazwischen bewegt, die Person hat sich gedreht und das Gesicht ist versteckt, ...). Bei Canon und Nikon nachverfolgen die hochpreisigeren Kameras deutlich besser als die niederpreisigen Kameras Beispiel D500 versus D7500 oder D5 versus D850. Im Zentrumbereich sind die AF-Sensoren nicht so unterschiedlich (Abdeckung, Kreuzsensoren). Ich kann mir nicht vorstellen das die Firmen die Software absichtlich schlecht machen. Dann bleibt die Rechenpower und die Blackoutzeiten als Hauptgrund für die Unterschiede in den Trefferquoten des Af.C. Bei der neuen Canon EOS-1D X III finden sich lange Beschreibungen, was unternommen wurde um die Spiegel-hoch-Zeiten zu minimieren. Persönlich meine ich, dass Prozessorpower und Spiegelblackout-Zeit für die neue Pentax ein wichtiger Faktor sein werden für einen besseren AF.C.
Bei Pentax kann man verschiedene Bildfolgezeiten (Serienaufnahmen H, ...) wählen. Anfangs bin ich immer auf die H gegangen. Warum nicht Maximum? Je kürzer die Bildfolgezeit gewählt wird i.e. H-Modus, desto länger ist die Blackout-Zeit. Inzwischen wähle ich sie so lange wie möglich, da es die Schreibzeit und Spiegel-hoch-Zeit verkürzt. Der AF.C funktioniert besser, bei L oder sogar Einzelaufnahme. Ist das Motiv für den AF.C versteckt, kann man die Funktion "Halten" benutzen, das der AF.C nicht sofort springt, für Blackout-Zeiten hilft es nicht.