Blendenputzer hat geschrieben:
Hallo Jens - tolle Fotos. Was mich allerdings schon brennend interessiert....wie hast du es geschafft bei der 5 die Biene im Flug zu erwischen...
hast du da ein paar Tips?
Grüße
DOminic
Da geht's aber an's Eingemachte, ein paar Erfahrungen kann ich natürlich teilen, aber viele Wege führen nach Rom! So hatte z.B. Gerd (@ggh) einen ganz anderen Weg für seine
gewählt (Erklärung kurz darunter), an dem arbeite ich noch

- bisher ist mir da nichts Vorzeigbares gelungen. Klassisch wurde mit Flugtunneln und Lichtschranken gearbeitet, aber digital kann man ja ein paar Auslösungen mehr machen und ich baue draußen eigentlich bisher keine "Fotokulissen" auf.
Im Flug sind Bienen sehr schnell, bei voller Geschwindigkeit ungefähr 20 km/h = 5,5 m/s oder etwa 11 mm, in etwa ihre Körperlänge, in 1/500 s. Damit dürfte klar sein, dass man für die Aufnahme von der Seite
- eine Stelle braucht, an der die Bienen nicht zu schnell fliegen,
- im Maßstab nicht zu hoch gehen darf, damit man überhaupt eine Biene im Bild erwischt und
- sehr kurze Belichtungszeiten braucht, um die Biene nicht über viele Pixel komplett bewegungsunscharf zu haben.
Hinzu kommt, dass Bienen klein sind, man also mit relativ großen Maßstäben fotografieren muss, d.h. sehr wenig Schärfentiefe hat.
Aus 1. und der Sache mit der Schärfentiefe folgt, dass man erst einmal gut beobachten muss. Ich habe bemerkt, dass die Bienen, wenn genug Platz ist, d.h. nur wenig Flugbetrieb herrscht, vorzugsweise nur an einer Seite das ca. 10 cm breite Winterflugloch anflogen, sozusagen im Rechtsverkehr, so dass ich die mögliche Flugbahn genauer abschätzen konnte. Das Holz links unten ist der Beutenbock. Wie man hier sieht, ist die Biene "im Landeanflug", den Körper nicht mehr waagerecht haltend und die Beine nicht mehr ganz angezogen. Dabei ist sie deutlich langsamer, aber noch flott in der Abwärts- und Vorwärtsbewegung.
In Sachen Belichtungszeit mag ich es nicht, wenn die Flügel komplett verschwinden. Quer über meine Blitze, ohne Blitz hat man kaum eine Chance bei dem Tempo, muss ich dafür auf ungefähr 1/16 Leistung herunter (t0.1 um 1/5000 s, wenn ich mich recht erinnere, ich habe meine Blitze 'mal vergleichsweise durchgemessen). Auch dann verschwinden sie in der Mitte beim Durchschwingen, werden aber oben oder unten gut abgebildet. Gleichzeitung wollte ich diffus genug bleiben, um unschöne harte Glanzstellen zu verhindern, habe also mit einem mittelgroßen Reflektor aber direktem Licht zwecks Leistungsausbeute gearbeitet. Man sieht die Beleuchtung immer gut in den Augen. Den Hintergrund beleuchte ich manchmal mit einem zweiten Blitz, das war hier, soweit ich mich erinnere, nicht nötig. Es ging ja um den ausgehenden Winter und die Biene wirft im Gesträuch keinen Schatten. Zumindest hat man im Winter nicht damit zu kämpfen, die Sonne komplett überstrahlen zu müssen, 1/200 s sind in voller Sonne sonst als unscharfer "Schleier" erkennbar. Durch Abblenden von Irix 150mm + 1.7x TC auf f/(9 x 1,7), also f/15, für die Tiefenschärfe musste ich für die Ausleuchtung des frei zu haltenden "Anflugfeldes" mit 1/16 Blitzleistung (entfesselt auf Stativ) bis auf ISO 400 hoch und zusätzlich nachher noch um mehr als 2 EV aufhellen, was die Details natürlich begrenzt. Dann kam die Kamera auf's Stativ, es wurde auf die wahrscheinlichste Flugbahn fokussiert, anfliegende Bienen wurden beobachtet und eben passend ausgelöst. Da gibt's je nach Kameratyp auch erhebliche Unterschiede, die K-1 ist am schnellsten
ohne Spiegelvorauslösung, mit ca. 75 ms. Da gilt es ziemlich weit "vorzuhalten". Die K-5 bekam ich noch mit Spiegelvorauslösung auf unter 10 ms, die KP ist noch langsamer als die K-1.
Aus ca. 60 Auslösungen resultierten 3 scharfe Bilder, eines mit Fokus auf dem Pollen aber ohne brauchbare Flügel, je eines perfekt auf der Biene, eines ohne und eines mit Pollen. Da war ein wenig Glück dabei. Das kann auch länger dauern oder gar nicht klappen. Hier 'mal zur Illustration von effektiv ISO > 1600 und der Beleuchtung ein 100%-Ausschnitt, mit Darktable entwickelt:
Datum: 2021-02-20
Uhrzeit: 16:17:07
Blende: F/9
Belichtungsdauer: 1/200s
Brennweite: 250mm
KB-Format entsprechend: 250mm
ISO: 400
Weissabgleich: Auto
Blitz: Flash fired, compulsory flash mode
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-1
#9
Wenn ich auch 'mal groß bin und ganz viel Zeit habe, baue ich mir etwas ähliches wie Fotoopa's Fokusfalle:
https://flickr.com/photos/fotoopa_hs/al ... 073020642/ - allerdings leichter, da ich lieber mit flexiblerem Blitz-Setup arbeite. Der Signalverstärker und Filter für die Detektion, bei mir analog, waren als Lochrasterschaltung vor ein paar Jahren schon fertig aber zur Mechanik und Optik bin ich noch nicht gekommen. Bis dahin ist weiter Handarbeit angesagt.
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Gruß, Jens
(Wild-)Bienen und Beifang über's Jahr:
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