Do 13. Sep 2012, 13:17
bouba hat geschrieben:...
Wie komme ich zurück zum Thema? Am besten nun schleunigst und direkt:
Ich hatte bereits beim Lesen des Titels die dumpfe Vorahnung, dass die Methode "aus der Hüfte" mehr prägend für die Serie ist, als die dargestellten Personen selber. Klar Nr. 9 ist ein skuriler Hingucker.
Insgesamt fehlt mir aber inhaltlich der rote Faden, oder auch der Anreiz, mich näher mit den gezeigten Personen beschäftigen zu wollen.
Sicherlich, Alltag kann schon ein Thema in der Fotografie sein - aber hier geht es mir zu beliebig zu.
Daran ändern auch die guten SW-Umsetzungen nichts.
Hallo bouba!
Immerhin ist es mir gelungen, dich mit meinem Bildern einen ganzen morgen lang zum Philosophieren zu bringen, also wenn das keine ordentliche Leistung meiner Bilder ist?
Der fehlende rote Faden kommt vermutlich dadurch zustande, dass die Bilder zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten gemacht wurden. Ich habe Bilder herausgesucht, die zum Thema "aus der Hüfte heraus" passen, das ist vermutlich auch der primäre rote Faden.
Für mich erzählen die meisten der hier gezeigten Bilder (mehr oder weniger) eine Geschichte, und ich kann mich auch noch relativ genau daran erinnern, wo und in welcher Stimmung sie entstanden sind.
Sicherlich erzählen sie jemand anderes, der sie betrachtet, eine ganz andere (oder gar keine) Geschichte.
Manchmal fasziniert mich einfach ein Gesicht, ein Charakter, eine Stimmung oder eine Situation oder auch eine Kombination aus allem. Und dann versuche ich es festzuhalten, was natürlich nicht immer adäquat gelingt.
Manchmal ist es auch einfach "nur" die technisch ansprechende Darstellung, die mich fasziniert und zum Zeigen motiviert.
Aber weil das Bild Nr. 9 so eine positive Resonanz hervorruft, möchte ich euch dazu meine Geschichte erzählen:
Das Bild entstand in Hamburg in der U-Bahn. Mein Sohn ist das erste Mal in seinem leben U-Bahn gefahren und wir waren auf dem weg zum Tierpark Hagenbeck. Die Frau auf dem Bild hatte die Dialoge zwischen mir und meinem Sohn innerlich schmunzelnd mitbekommen, und wir haben des öfteren sehr nette und verständnisvolle Blicke ausgetauscht. Ich war kurz davor, sie zu fragen, ob ich ein Bild machen dürfe, aber wir waren kurz vorm Aussteigen und ich war nicht alleine, es hätte in dem Moment nicht gepasst! Da ich diese Frau und die Situation aber festhalten wollte, habe ich mich kurzfristig für ein "Bild aus der Hüfte" entschieden! Voila!
Und wenn ich schon dabei bin:
Den Herren in Nr. 2 habe ich abgelichtet, weil er mir einfach gefallen hat, wie er so mit verkniffenem Gesicht und dazu passender Handhaltung relativ regungslos aus dem Fester schaute, nur mit den Augen in steifer Kopfhaltung.
Den Herren in Nr. 3 "kenne" ich schon lange, er wohnt in meiner Nähe in einer betreuten Wohneinrichtung, hat eine Behinderung und spricht nicht oder nur undeutlich. Ich seh ihn öfters morgens, wenn er mit etwas eigenwilligem Outfit an der Bushaltestelle wartet. Ich kann gar nicht sagen wieso, aber er fasziniert mich auf seine Weise und ich mag ihn irgendwie. Und an diesem Tag auf dem Nachhauseweg habe ich in in der Bahn getroffen und hatte zufällig die Kamera in der Hand ....! Und ich finde, ich habe ihn authentisch abgebildet.
Vielleicht noch zur Nr. 1:
Ich arbeite ja in einem sozialen Brennpunktstadtteil, hoher Ausländeranteil, trotzdem bin ich immer noch gefangen und muss hinschauen, wenn ich total verschleierte Menschen sehe, wo nur noch die Augen herausschauen. Dieses Bild entstand nicht ganz aus der Hüfte, sondern aus einem fast stehenden Auto heraus (rote Ampel). Ich sah die Szene mit den beiden schwarz verschleierten Frauen und den in helle Decken verhüllten Säugling im Maxi-Cosi, sagte zu meiner Beifahrerin, sie solle langsam machen, öffnete das Fenster, holte die Kamera aus der Tasche und Klick! Vorbei war die Szene und ich war hinterher gespannt darauf, ob ich meine Gefühle auf dem Bild wiederfinde. Vermissen die Säuglinge eigentlich nichts in ihrer Entwicklung, wenn sie die Mimik/den Blick der Mutter zur eingeschränkt wahrnehmen können? Aber vermutlich verschleiern sich die Frauen nur außerhalb des Hauses.
So jetzt ist genug mit Geschichten erzählen.
bouba hat geschrieben:Schön ist es, dass ich ja nicht einen New-Pentaxian kritisiere, sondern einen Veteranen, der für mich mit ein Grund war, diesem Forum beizutreten.
Bouba, vielen dank für deine ehrliche Meinung dazu! Und Kritik ist mir wichtig!
Und schön, dass du in dieses Forum gefunden hast und uns hier bereicherst! Ich mag deine Bilder und deine Blicckwinkel beim Fotografieren sehr gerne!