So 3. Mai 2020, 12:02
Als Fan des 11-18er Sternchens muss ich auch mal meinen Senf und meine Erfahrungen dazu geben. Das was hier in Sachen Bildgestaltung geschrieben steht, kann ich weitestgehend unterschreiben. Gerade mit abnehmender Brennweite wird der Bildaufbau manchmal schon zur Herausforderung, da der Vordergrund präsenter und damit zunehmend wichtiger wird. Zunächst muss man überhaupt einen passenden Vordergrund finden, der es wert ist mit aufgenommen zu werden und zum restlichen Bild passt. Das alleine ist für mich oft schon eine Herausforderung. Aber ich merke, dass sich gerade in letzter Zeit mein Blick hierfür immer mehr schult.
Hat man einen entsprechenden Vordergrund gefunden, ist es gar nicht so einfach ihn vernünftig einzubauen. Man muss auf eine gewisse Ausgewogenheit achten, dass der Vordergrund nicht zu dominant wird (es sei denn, man möchte gerade dies). Das bedeutet, dass man fast zwangsläufig verschiedene Perspektiven (nah ran/weiter zurück, höher/tiefer) ausprobieren muss. Dabei sollte man aber auch alle anderen Fallstricke eines UWW (z.B. stürzende Linien) im Auge behalten und auf eine akkurate Ausrichtung achten. Das ist anfangs nicht einfach, aber wenn man sich darauf einlässt und sich Zeit zum Lernen gibt, kann ein UWW echt Spaß machen. Sollte man ein UWW nur dafür in Betracht ziehen, möglichst viel z.B. einer tollen Landschaft mit ins Bild zu bekommen, geht dies meist in die Hose. Bilder, die mit UWW-Objektiven entstehen, leben in meinen Augen gerade durch die Beziehung der einzelnen Bildebenen zueinander.
Das obige soll aber nicht entmutigen. Daher mal mein persönlicher Werdegang i.S. Weitwinkel dazu:
Eins meiner ersten Objektive war das Sigma 17-70. Damit bin ich allerdings zum weit überwiegenden Teil nur am Ende der Brennweite (50-70mm) unterwegs gewesen. Fotos am kurzen Ende waren die Ausnahme. Dann habe ich mir das 15er Limited zugelegt, was ja ein Widerspruch zu dem üblichen Tipp bei Festbrennweiten ist (prüfen in welchem Brennweitenbereich man bisher die meisten Aufnahmen gemacht hat, und dann eine Festbrennweite in diesem Bereich zu kaufen). Mich haben die Fotos u.a. von He-Man angefixt, so dass der Spieltrieb hinsichtlich des 15ers ausgebrochen ist. Anfangs war es echt schwer, mit dem 15er halbwegs vorzeigbare Fotos zu produzieren. Man muss halt Fehler als Teil des Lernprozesses sehen und sich nicht durch sie entmutigen lassen. Im Gegenteil: man sollte die Fehler genau analysieren und dann wieder und wieder zur gleichen Location aufbrechen und die Fehler abstellen bzw. das Ergebnis optimieren. Irgendwann war bei mir dann der Bedarf nach mehr Weitwinkel da und zufällig kam da das 11-18er auf den Markt. Aber auch hier musste ich erstmal lernen damit umzugehen. Allerdings war durch das 15er schon eine gewisse Basis vorhanden. Aber 4mm weniger sind im Weitwinkelbereich schon nicht wenig.
Heute ist das 11-18er meine meistgenutzte Linse. Ganz allmählich geht das, was ich oben beschrieben habe, in eine gewisse Routine (im positiven Sinne) über und die Ergebnisse werden in meinen Augen immer besser.
Das 11-18er nutze ich übrigens fast ausschließlich mit Stativ. So lässt man sich Zeit für den Bildaufbau und kann diesen auf dem Display schon sehr gut analysieren. Im Live-View schalte ich dazu sämtliche Bildinformationen (Blende, Iso, Belichtungszeit....) aus, so dass ich, mit Ausnahme des Histogramms, nur noch das eigentliche Bild im Display sehe. Und Situationen, die eine penible Ausrichtung erfordern, werden ohne Stativ bei 11mm zumindest bei mir zum Glückspiel, da sich selbst der kleinste Verriss heftig im Bild bemerkbar machen kann.
Ein Autofokus ist bei UWW mMn bei Landschaftsaufnahmen zu vernachlässigen. Selbst mit dem 15er fokussiere ich hyperfokal. Bei Blende 11 ist bei ausgeklappten aber nicht ausgezogenen Stativbeinen von vorne bis hinten alles ausreichend scharf.
Auch wenn das, was ich geschrieben habe, nach einem gewissen Aufwand klingt, soll es doch ein Plädoyer für ein UWW sein. Ja es ist anspruchsvoll. Aber es macht auch Spaß, wenn man merkt, dass man damit wächst und es immer besser beherrscht.
Zu den Linsen an sich kann ich nichts schreiben. Bezüglich des Bereichs, der hier in Frage kommt, kenne ich nur das 11-18er. Es ist zwar nicht ganz billig, dafür aber absolut top.
Zuletzt geändert von taxi100d am So 3. Mai 2020, 13:06, insgesamt 3-mal geändert.