Hannes21 hat geschrieben:
Üblicherweise blitzt man im M-Modus.

100% ACK!
Es gibt zwar ein paar wenige Fälle, wo man von dieser Regel abweichen kann, aber als Einsteiger lernt man nicht als erstes die Ausnahmen, sondern beginnt mit dem "üblichen" Verhalten.
Hannes21 hat geschrieben:
Aber wir haben hier ja "Volkerchen", der hilft einem schon gut auf die Sprünge.

Wenn man mich so nett bittet mache ich nochmal den Erklärbär...
Schauen wir uns mal an, welche Automatiken man üblicherweise verwendet und warum man das tut - und was man von der Kamera dabei erwartet. Und dann überlegen wir uns, was die Hinzunahme eines Blitzes dabei verändert.
Wir nehmen mal als Beispiel "Av", also die sogenannte "Zeitautomatik" oder "Blendenvorwahl". Wozu dient der Av-Modus und was passiert dabei? Der Benutzer gibt der Kamera einen Blendenwert vor, weil er dadurch passend zum Motiv beispielsweise eine besonders große oder auch eine besonders geringe Schärfentiefe festlegt. Im "normalen" Betrieb, also ohne Blitzeinsatz, wählt die Kamera dann genau die Belichtungszeit, die bei gegebener Empfindlichkeit für ein korrekt belichtetes Foto notwendig ist (das klappt aus verschiedenen Gründen nicht immer, aber das ist hier ja nicht das Thema).
Av ist also eine recht angenehme Automatik, weil man sich selbst nicht mehr kümmern muss, außer dass man die Belichtungszeit soweit im Auge behält, dass Bewegungsunschärfe und/oder Verwackler ausgeschlossen sind. Die Automatik nimmt dem Fotografen somit Arbeit ab, denn sie wählt zur vorgegebenen ISO/Blenden-Kombination genau die _eine_ passende Belichtungszeit. Und der Fotograf kann sich derweil aufs Motiv konzentrieren. Da hat die Automatik also in der Tat einen Nutzen.
Bei der Verwendung des Blitzes sieht das aber plötzlich völlig anders aus. Gab es vorher zur gewählten Blende genau die eine - "richtige" - Belichtungszeit, bei der man ein korrekt belichtetes Foto bekommen hat und deren Wahl man getrost der Kameraautomatik überlassen durfte, habe wir nun ein Problem! Denn beim Blitzen kann im Grunde für ein technisch korrekt belichtetes Foto _jede_beliebige_ Zeit verwendet werden, die nicht kürzer als 1/180 s ist und nicht so lang ist, dass man bereits ohne Blitz eine Überbelichtung erhalten würde. Denn innerhalb dieser Spanne wird die korrekte Belichtung ja alleine vom Blitz, d.h. von dessen abgegebener Lichtmenge bestimmt. Und diese Lichtmenge ermittelt der Blitz (oder die Kamera) heutzutage ebenfalls automatisch.
Während also ohne Blitz nur eine einzige Zeit "richtig" war, ist das nun anders. Ob die Kamera jetzt besser 1/180 s oder doch 1/15 s einstellt, ist zunächst egal, denn die Leuchtdauer des Blitzes ist in jedem Fall deutlich kürzer als diese Zeiten. Im Unterschied zum ersten Beispiel gibt es hier keine aus technischer Sicht "richtige" Zeit, die zur gewählten Blende passt und von der Automatik bestimmt werden kann.
Dennoch ist diese Belichtungszeit aus _fotografischer_ Sicht von großer Bedeutung, den deren Wahl hat einen Einfluss auf die Wirkung des Umgebungslichtes, also des Anteils dieses Restlichtes an der Belichtung im Vergleich zur vom Blitz abgegebenen Lichtmenge, die unabhängig von der Belichtungszeit nahezu konstant ist.
Je länger die Belichtungszeit ist, desto mehr wird das Umgebungslicht zur Belichtung beitragen. Die Frage, ob man also eher 1/180 s oder eher 1/15 s wählt, kann _nur_ der Fotograf entscheiden - die Kameraautomatik kann das nicht wissen.
Übrigens ist die gelegentlich vertretene Ansicht, man brauche zur Lösung dieses Problems nur zwei zusätzliche Fälle zu unterscheiden, nämlich "Blitz ist Hauptlichtquelle" und "Blitz dient zur Aufhellung", die man der Automatik dann halt zusätzlich mitteilt (was bei Pentax über die Wahl von "Slow-Sync" möglich ist), so dass man damit in "Av" wieder die jeweils passende Zeit bekommt, ebenfalls ein großer Irrtum.
Für den Fall "Blitz ist Hauptlichtquelle" ist das noch unproblematisch, denn ohne nennenswertes Restlicht ist es wurscht, ob ich 1/60 s oder 1/180 s nehme. Aber für einen Parameter, auf den es nicht ankommt, brauche ich auch keine Automatik, den kann ich getrost unverändert lassen. Immerhin schadet die Automatik dabei nicht.
Nun schauen wir uns das Aufhellblitzen an. Manch einer mag glauben, beim Aufhellblitzen wäre es das Ziel, die Belichtungszeit derart zu wählen, wie dies auch ohne Blitzeinsatz gemacht würde. Wäre dies ein generell angemessenes fotografisches Mittel, dann könnten wir Av (gemeinsam mit "Slow-Sync") in der Tat verwenden, so wie wir diese Automatik auch ohne Blitz verwenden. Allerdings greift diese Überlegung viel zu kurz, denn die "ausgenullte Belichtung" ist keineswegs immer die optimale Einstellung. Bei einem Portrait gegen den hellen Himmel, bei dem dieser noch deutliche Zeichnung aufweisen soll, während ich das Gesicht des Portraitierten mit dem Blitz aufhelle, bedarf einer anderen Einstellung als stünde die zu portraitierende Person in einer Kirche, deren Heiligenfigürchen im Hintergrund noch gut ausgeleuchtet werden sollen.
Und selbst für ein und dieselbe Situation kann es aus fotografischen Erwägungen nötig sein, völlig verschiedene Einstellungen in einer _identischen_ Situation nutzen zu wollen.
Mal ein Beispiel dazu. Ich sitze mit der besten Ehefrau von allen in einer Kneipe an der Theke. Wie sie mich so anlächelt, denke ich darüber nach, sie zu fotografieren.
1. Überlegung: Was für eine nette Umgebung. Im Hintergrund die alten Wiskeyflaschen im Regal; der Barkeeper, der die Gläser poliert, an der Wand lehnt jemand an der schönen alten Musikbox. Das soll auf meinem Foto alles im Hintergrund gut zu erkennen sein. Also wähle ich eine vergleichsweise lange Belichtungszeit und dreh die ISO hoch, so dass meine Belichtungswaage beispielsweise auf -1/3 LW steht ...
2. Überlegung: Was für eine hässliche Kneipe, im Hintergrund der schäbige Wirt mit dem dreckigen Geschirrtuch; da hinten der Besoffene, der an der gammeligen alten Musikbox lehnt. Ich will meine Liebste fotografieren, keine Milieustudie. Also geh ich auf 1/180 s und Basis-ISO, damit die Belichtungswaage auf -2 LW geht und der Hintergrund dezent in Dunkelheit versinkt...
Das Beispiel mag ein wenig konstruiert sein, doch ich denke es macht klar, worauf ich raus will. Die Lichtverhältnisse können völlig identisch sein, dennoch wählt der Fotograf in beiden Fällen ganz unterschiedliche Einstellungen und bekommt doch in beiden Fällen korrekt belichtete Fotos. Wie soll nun bitte eine "dumme" Kameraautomatik sich zwischen 1 und 2 entscheiden?
Deshalb verwendet man Av beim Blitzen üblicherweise auch nicht! Tut man es dennoch, wird die Kamera irgendeine Belichtungszeit einstellen - welche das ist, hängt vom Kameramodell ab (daher stellt Deine Sony vermutlich ganz andere Zeiten ein als Deine Pentax)) und schwankt gelegentlich sogar von einer Firmwareversion zur nächsten. Was der Fotograf in der gegebenen Lichtsituation und Motivgestaltung für angemessen hält, könnte eine Kameraautomatik erst in dem Moment ermitteln, wo die Kamera über ein neuronales Interface verfügt - da sprechen wir dann in 30 Jahren nochmal drüber.
Dass es durchaus Fälle gibt, wo die Kamera in Av genau das einstellt, was der Fotograf ebenfalls für angemessen hält, ist ebenso richtig wie unbeachtlich.
Was lernen wir daraus?
Die Verwendung einer Automatik zur Einstellung eines oder mehrerer Parameter ist nur dann sinnvoll, wenn es eine Regelungsfunktion gibt, die es der Kamera ermöglicht, den "korrekten" Wert des einzustellenden Parameters zu ermitteln.Fazit:
"M" ist beim Blitzen die richtige Wahl! Man verliert dadurch ja auch keinen Komfort. Denn während man _ohne_ Blitz in "M" nur mit der korrekten Kombination aus Blende/Belichtungszeit/Empfindlichkeit ein korrekt belichtetes Foto erhält, wird das Foto _mit_ Blitz ja immer technisch korrekt belichtet sein.
Und mit ein bisschen Übung sieht man an der Stellung der Belichtungswaage sofort, welchen Restlichtanteil man auf dem Foto bekommt und ob der in etwa so ist, wie man es als Fotograf haben möchte.
Letztlich hilft da nur Üben.
Ach ja - und zum Abschluss noch ein Tipp: Die Klappfunzel ist eine Notlösung. Mit ihr kannst Du nur frontal blitzen und sie macht auch vergleichsweise wenig Licht. Um angenehm ausgeleuchtete Blitzbilder zu bekommen, benötigst Du zwingend einen Aufsteckblitz, bei dem Du das Licht statt frontal wahlweise indirekt über eine Wand oder die Decke auf Dein Motiv fallen lassen kannst. Einen solchen solltest Du Dir zulegen! Und zwar für den Anfang nicht gleich einen teuren Systemblitz für 200-300 Euro, sondern einen einfachen gebrauchten Automatikblitz für 10-20 Euro! Und auch dafür gilt der Satz aus dem Abschnitt über diesem hier...
ciao
volker