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BeitragVerfasst: Mi 28. Sep 2022, 13:56 
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Beiträge: 9519
Danke. Dass das immer individuell ist, war mir schon klar.

Aber ich dachte schon ich hätte Hallus. Was ich mitnehme ist, dass es weniger ist als gedacht.

Danke nochmal Allen.

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Freundliche Grüsse aus der Schweiz

"When you take a flower in your hand and really look at it, it's your world for a moment. I want to give that world to someone else." Georgia O'Keeffe


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BeitragVerfasst: Mi 28. Sep 2022, 15:15 
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Registriert: Mi 7. Jun 2017, 20:53
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würde ich nicht sagen, dass es wenig ist. Im ersten Moment ist der Blick vielleicht auf den Hintergrund abgelenkt und der ist sehr 2dimensional. Wahrscheinlich hätte schon ein bisschen Hintergrundunschärfe den Effekt viel mehr verstärkt.


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BeitragVerfasst: Mo 6. Mär 2023, 21:24 
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Nach längerer Zeit ist mir ein Landschaftsfoto gelungen, das ich direkt als so plastisch empfunden habe, dass ich mich an diesen Thread erinnert habe. Blende war mit F/13 ziemlich landschaftstypisch.

Die Zutaten:

- Kälte vs. Wärme (wobei es beim "Eisberg" im Vordergrund auch wärmere und kältere Stellen gibt)
- Linienführung in großen S-Kurven (nicht ganz so plastisch wie in anderen Fällen, bei denen die Kurven weniger ausladend sind)
- Wolken (hier sehr deutlich, da farblich, von der Wärme und der Position hinter den Gipfeln deutlich kontrastierend)
- Lichtspiegelung im Wasser (so dass es da auch einen Kontrast zwischen dunklem und kalten vs. hellem und warmem Wasser gibt)
- klar aufgeteilter Vordergrund, Mitte und Hintergrund (und die Wolken noch dahinter)


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BeitragVerfasst: Di 7. Mär 2023, 02:49 
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Registriert: Fr 4. Dez 2015, 01:36
Beiträge: 1347
Wohnort: Leipzig
Wie Martin schon schrieb, ist Plastizität eine Wahrnehmungsfrage. Meiner Beobachtung nach kann die Plastizität aus einer ganzen Reihe von Hinweisen an unsere Verarbeitung von optischen Reizen hervorgebracht werden, die uns Hinweise über die dreidimensionale Struktur des Abgebildeten geben. Neben dem zweiäugigen Sehen, welches im Foto wegfällt, können das z.B. allerhand Kontraste sein. Je mehr davon, ggf. zusammen mit anderen Hinweisen, stimmig zusammenarbeiten, desto eher wird ein Bild als "plastisch" empfunden werden.
  • Helligkeitskontrast: Objekte, die sich in der Helligkeit von der Umgebung unterscheiden, werden leicht getrennt erfasst, so wie im . Zusätzlich muss auch die Form erfasst werden können, dazu kann der Helligkeitskontrast der beleuchteten zur im Schatten liegenden Seite beitragen. Ich denke, das macht einen subtilen Teil des plastischen aus. Die wirken übrigens auf mich mindestens genau so plastisch, wenn man die obere Hälfte des Bildes weglässt. Der Helligkeitskontrast wirkt auch in der Landschaft bei der Modelierung durch Streiflicht, wie Andy bemerkte. Generell hilft ein gerichteter Anteil im Licht dabei, plastisch zu modellieren. Bilder, die bei bedecktem Himmel und dadurch sehr diffusem Licht aufgenommen werden, wirken oft besonders flach.
  • Struktur- oder Detailgradkontrast: Glatte, ggf. reflektierende Flächen setzen sich von rauhen oder strukturierten Flächen sehr gut ab. Das lässt Ronnys Traktor deutlicher vor dem Hintergrund hervortreten als den Anhänger. Bei Martins Steinen ist bei den vorderen die Maserung viel größer abgebildet als bei den hinteren. Das macht die Tiefenstaffelung sofort erfassbar, obwohl Helligkeits- und Farbkontrast der Maserung gleich bleiben. Bei Beispielen wie dagegen spielt die Größe der Details eine weniger wichtige Rolle, aber der Kontrast der Details nimmt mit zunehmender Entfernung ab, was wiederum eine starke Information über die Tiefenstaffelung ist. Der Freistellungseffekt durch selektive Schärfe ist auch u.a. ein Detailgradkontrast: In der Schärfeebene sind Kanten und Strukturen mit hohem Kontrast voneinander abgegrenzt, außerhalb sind die Helligkeitssprünge flacher. Die bieten einfach viel mehr Kontrast auf der feinen räumlichen Skala. Auch lebt vom Detailgradkontrast - der ziemlich homogene Bootsrumpf hebt sich klar von der einheitlich horizontal gestreiften Umgebung ab. Zu starke Helligkeitskontraste lassen die Schatten zulaufen und erschweren dagegen die Wahrnehmbarkeit von Struktur- und Helligkeitskontrasten auf der Oberfläche und damit die räumliche Wirkung.
  • Farbtonkontrast: Neben dem klaren Detailgradkontrast , lässt auch der komplementäre Blau-Braun-Kontrast die Steganlage besonders gut als eigenständiges Objekt hervortreten. In meinen Experimenten zur Nachahmung natürlicher Beleuchtung im Makrobereich habe ich festgestellt, dass auch die Verschiebung Farbtemperatur von Sonnenlicht (~5600K) auf der direkt beleuchteten Seite zu diffus-blauem Licht (~10000k) auf der Schattenseite einen erheblichen Beitrag zum räumlichen Eindruck liefert. Bei Martins grauen Steinen lässt sich das gut beobachten, neben dem Helligkeitsunterschied sehen die linken Seiten der grauen Steine deutlich bläulicher aus als die rechten, was wiederum hilft, die Form und damit dritte Dimension zu erfassen. Ein zweiter Aspekt in Sachen Licht, die erklärt, warum es meist gerichtetes Licht ist, das plastische Abbildungen erlaubt.
  • Buntheitskontrast: Nimmt die Buntheit/Sättigung in der Tiefe ab, kann auch das eine gute Wahrnehmbarkeit der Staffelung bei Landschaften bewirken, selbst wenn kaum Struktur erkennbar ist, so wie in weit entfernten Wäldern oder auf glattem Wasser mit Dunst darauf. Auch beim Traktor sticht nicht nur der rote Farbton heraus, sondern auch die intensive Sättigung, die im Hintergund nicht vorkommt. Die Wirkung von Wolken scheint mir eng damit zusammen zu hängen - natürlich im Zusammenspiel mit anderen Kontrasten.
Besonders interessant fand ich , weil es die Farbkontraste eliminiert und nur den Detailkontrast variiert, was ausreicht, um die Plastizität wahrnehmbar zu beeinflussen. Auch bei variiert im Wesentlichen nur der Detailgradkontrast zwischen den Blüten. Ich werde 'mal experimentieren, ob ich das für die anderen ähnlich isoliert visualisieren kann.

Zu den Kontrasten kommen noch geometrische bzw. perspektivische Seherfahrungen hinzu. Linien wurden deshalb schon mehrfach erwähnt, z.B. bei den Hebeln und besonders beim Steg leisten sie einen deutlichen Beitrag zur räumlichen Wahrnehmung.

Zu Objektiven kurz eine Geschichte: Ich war vor langer Zeit der Meinung, dass geringe Tiefenschärfe mit guter Vordergrund- zu Hintergrund-Separation hinreichend für die plastische Wirkung ist. Also schaute ich meinen damaligen Katalog durch (einige tausend Aufnahmen), um zu bestätigen, dass mein 50mm-f/1.8-Objektiv zuverlässig plastische Aufnahmen liefert und suchte meine besonders plastisch wirkenden Beispiele heraus. Als ich wegen der Blendenwerte in die Exif-Daten schaute, war da keine Blende drin! Daraufhin erinnerte ich mich, dass ich alle diese Aufnahmen mit meinem adaptierten Mittelformat-Biometar 2.8/80 gemacht hatte.

Warum scheinen also bestimmte Objektive und Formate häufiger eine besonders räumlich wirkende Abbildung zu erzielen? Sicher spielt der Mikrokonstrast eine Rolle, weil er wichtig zur Erfassbarkeit des Strukturkontrastes ist. Beim Biometar, dessen Mikrokontrast nicht umwerfend ist, ist meine Vermutung, dass es die Neigung zu chromatischen Aberrationen ist, die eine leichte Konturbildung bei in die Tiefe reichenden räumlichen Formen bewirkt und dadurch die Konturen besonders hervorhebt, möglicherweise in einer Art, wie Sie unserer visuellen Verarbeitung natürlich erscheint. Hier ein Beispiel, bei f/4 aus dem Lens Club:

Bild

Ich nehme ich an, dass auch andere Objektive in der Art des Schärfe-Unschärfe-Überganges Hilfen zur räumlichen Wahrnehmung geben. Dem D-FA 21mm Ltd wurden nicht umsonst im Nahbereich zusätzlich .

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Gruß, Jens


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BeitragVerfasst: Mi 8. Mär 2023, 22:32 
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Registriert: So 6. Mai 2018, 09:49
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Wohnort: Krakau, Polen
Danke, Jens! :cheers:

Super Zusammenfassung und weiterführende Gedanken zum Thema. :ja:

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BeitragVerfasst: Do 9. Mär 2023, 00:01 
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Beiträge: 2631
Wohnort: bei Limburg (Lahn)
mein Krakau hat geschrieben:
Danke, Jens! :cheers:

Super Zusammenfassung und weiterführende Gedanken zum Thema. :ja:

Finde ich auch, toll geschrieben! :bravo:

Hier eins mit meinem alten Pentax-M 35mm 2.8 aufgenommen.

 
 
 Bild
Datum: 2023-02-04
Uhrzeit: 13:55:36
Blende: F/2.8 (ergänzt)
Belichtungsdauer: 1/500s
Brennweite: 35mm
ISO: 100
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-1
   
 
 


Gruß Ronny :wink:

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Meine Website nimmt Form an https://fotoseite-rmk.de/Startseite


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BeitragVerfasst: Do 9. Mär 2023, 04:40 
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Registriert: Sa 13. Sep 2014, 11:05
Beiträge: 12226
Jee hat geschrieben:
Warum scheinen also bestimmte Objektive und Formate häufiger eine besonders räumlich wirkende Abbildung zu erzielen? Sicher spielt der Mikrokonstrast eine Rolle, weil er wichtig zur Erfassbarkeit des Strukturkontrastes ist. Beim Biometar, dessen Mikrokontrast nicht umwerfend ist, ist meine Vermutung, dass es die Neigung zu chromatischen Aberrationen ist, die eine leichte Konturbildung bei in die Tiefe reichenden räumlichen Formen bewirkt und dadurch die Konturen besonders hervorhebt, möglicherweise in einer Art, wie Sie unserer visuellen Verarbeitung natürlich erscheint. Hier ein Beispiel, bei f/4 aus dem Lens Club:

Bild

Ich nehme ich an, dass auch andere Objektive in der Art des Schärfe-Unschärfe-Überganges Hilfen zur räumlichen Wahrnehmung geben. Dem D-FA 21mm Ltd wurden nicht umsonst im Nahbereich zusätzlich .




Hallo Jens,..vielen Dank für die Zusammenfassung Deiner Gedanken und Erfahrungen,...war perfekt zum lesen bei meinem morgendlichen Kaffe!!! :2thumbs:

...bei den Gedanken zu den alten Objektiven bin ich ebenfalls bei Dir,....viele Abbildungsfehler "der alten Dinger" empfinde ich in den Bildern auch oft als "natürlich" aussehend,
und ebenso die räumliche Wirkung von vielen dieser Bilder.Die Konturbildung dieser alten Linsen ist sicher am räumlichen Eindruck stark beteiligt, denke ich auch.


nen prima Tag noch!

Bernd

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Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


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BeitragVerfasst: Fr 10. Mär 2023, 15:45 
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Registriert: Sa 17. Dez 2011, 14:57
Beiträge: 7383
Wohnort: bei Köln
Tolle Zusammenfassung Jens :bravo: :bravo: :bravo:

Hier noch ein Bild für Euch. Wirkt das?

Bild
Datum: 2023-02-06
Uhrzeit: 11:37:16
Blende: F/9
Belichtungsdauer: 1/13s
Brennweite: 12mm
KB-Format entsprechend: 12mm
ISO: 200
Weissabgleich: Auto
Blitz: Flash did not fire, compulsory flash mode
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-1

_________________
Grueße
Heribert

https://pentaxphotogallery.com/artist-g ... id=3626148


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BeitragVerfasst: Fr 10. Mär 2023, 17:57 
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Registriert: Fr 3. Jan 2014, 13:34
Beiträge: 1825
Wirkt! :ja:

Ich schätze mal, dass es in diesem Fall hauptsächlich an der Brennweite liegt.

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Liebe Grüße,
Susann


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BeitragVerfasst: Fr 10. Mär 2023, 21:56 
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Registriert: Fr 5. Jun 2015, 20:10
Beiträge: 2452
Wohnort: Darmstadt
Ich hatte vor einigen Jahren mal das D-FA 100 und das Apo Lanthar 125 miteinander verglichen, um herauszufinden, was eigentlich das Lanthar zu diesen weißen Elefanten macht. Die beiden deutlichsten Fotos hier nochmal:

Bild

Bild

Ich denke, man sieht, dass das eine Objektiv einen Schärfebereich kennt und dann nichts mehr und das andere auch noch Informationen in die Unschärfe trägt... Damit ist für mich ein wichtiger Aspekt für die 3D-Wirkung gegeben: Der scharfe Bereich tritt aus weniger scharfen Vorder- oder Hintergründen heraus. Der scharfe Bereich wird im Unscharfen weitererzählt. Der scharfe Bereich tritt nicht aus einem Vorhang aus Nichts heraus. Ich habe den Effekt auch eher bei mittleren Blenden als bei Offenblende.

Und ich habe auch den Eindruck, ältere Objektive haben insgesamt die Nase vorne.

Hier ist noch ein Beispiel:

Bild

Objektiv war ein Zeiss Tessar 135/4.5 für Großformat aus den 1960er Jahren.

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