Mo 17. Jun 2013, 20:04
Guten Abend,
habe mich gerade durch die ganzen Seiten geackert und mir kommt vieles bekannt vor. Nicht umsonst habe ich den Artikel "Von der Bridge zur K-30 - Empfehlungen eines Sauriers" verfasst
. Aus eigenem Verhalten weiß ich, dass Artikel wie diese von vielen gelesen werden, die über einen Kauf nachdenken und Entscheidungshilfen suchen. Für die sitze ich jetzt vor der Tastatur. Zusätzlich möchte ich für Pentax und die K-30 hier an dieser Stelle die Lanze brechen, was ansonsten nach meinem Lesen überhaupt nicht erforderlich ist.
Aus unterschiedlichen Gründen hatte ich eine sehr hohe Erwartung an die K-30 und bin dann nach einigen halbwegs geglückten Aufnahmen immer wieder auf die Berliner Schnauze gefallen. Und dann kommen sehr viele Denk- und Verhaltensfehler noch dazu, was eine objektive Beurteilung schier unmöglich macht. Viele sind ja schon genannt worden. Ich möchte mal ein paar eigene nennen:
1. Die Wunderkiste wird ausgepackt und dann wird "fotografiert" und getestet, was das Zeug hält, ohne das man die Kamera halbwegs bedienen kann.
2. Da werden Aufnahmen unter Bedingungen, unter Lichtverhältnissen gemacht, da hätte man die Kompakte erst gar nicht eingeschaltet. Kannste bei dem Licht vergessen, hätte ich mir gesagt. Aber die Neue muss das natürlich können. Mühe gibt man sich auch nicht, weil man will ja schnell Ergebnisse sehen.
3. Die falschen Erwartungen werden nicht erfüllt. Nachdem man ausgiebig hin und her überlegt hat, entsteht schnell das Gefühl eine falsche Entscheidung getroffen zu haben.
4. Statt sachlich wird es jetzt emotionell.
5. Verletzte Eitelkeit. "Ich fotografiere seit über 50 Jahren, ich weiß doch wo es lang geht!"
6. Schlichte Wissenlücken, die bisher keine Rolle spielten.
7. Man vergleicht Äpfel mit Birnen. Die vertraute Kompakte mit der ganz Neuen, die auch noch ganz anders aufgebaut ist und funktioniert.
8. Man hat nicht gemerkt, wie die Zeit mit einer Kompakten einen verwöhnt und verdorben hat.
9. Man hat nicht gemerkt, dass sich die Rahmenbedingungen in den 15 Jahren seit dem Abschied von der analogen SLR geändert haben. Das Bewusstsein ist auf allen Gebieten immer langsamer als die Entwicklung. Beispiel: Früher war ein Bild einfach richtig oder falsch belichtet. Das fällt mir heute schwerer zu beurteilen. Es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob ich mir ein Foto am Monitor am Tage anschaue, wenn die Sonne reinknallt oder ob ich mir die Aufnahme Nachts anschaue, wenn alle schon im Bett sind und ich nur meine schwache Funzel anhabe, damit ich mein Bier finde.
10. Kommen jetzt noch Fabrikationsfehler hinzu, wird es eine explosive Mischung, die sehr schwer aufzudröseln ist.
11. Man hat jahrelang nie Probleme mit gekauften Geräten gehabt. Und jetzt muss man das erste Mal ein neues Gerät einschicken. Da kommt dann zu Punkt 5 noch eine narzistische Kränkung dazu. Folglich muss die Marke und das Produkt ja schlecht sein und ich bin zu doof eine richtige Entscheidung zu treffen.
12. Man findet zu schnell Leidensgenossen
Bei mir war es innerhalb der letzten 2 Monate das zweite Mal. Beim ersten Mal war es eine hochwertige Kompakte eines anderen nahmhaften und großen Herstellers. Da musste nach einer Woche die komplette Optik getauscht werden und das ganze justiert werden. Ich habe sie nur reparieren lassen, damit ich sie verkaufen konnte. In dem Zustand vorher hätte ich mich nicht getraut, so einen Mist einem anderen anzudrehen. Das letzte Mal ist mir so was vor etwa 25 Jahren passiert. Da musste ich eine elektische Bohrmaschine zurückgeben, war aber daran nicht ganz unschuldig. Ich glaube wir tun gut daran uns darauf einzustellen, dass sich solche Fälle eher häufen. (Ich hoffe, ich werde Lügen gestraft!) Ich wollte mir vor Jahren einen neuen Sat-Receiver kaufen. Keinen billigen. Doch als ich im Internet dafür schon eine Selbsthilfegruppe fand, nahm ich doch Abstand. Ich denke, dass es sich über alle Hersteller und Arten der Geräte zieht. Bei meinem Rechner z.B. hatte ich Glück. Da habe ich eine richtige Rennziege und Flüsterkiste erwischt. Offensichtlich liegen da alle Komponenten in den obigen Tolleranzbreichen und spielen super zusammen. Über die Gründe einer solchen Entwicklung, an der auch wir Verbraucher nicht unschuldig sind, könnte man sicher ein ganzes Buch schreiben.
Doch ich wollte wie schon erwähnt, für Pentax und die K-30 die Lanze brechen, damit sich andere nicht zu unrecht abschrecken lassen.
Dazu werden die Dinge auch immer komplexer. Ich bezweifel, dass ein Kamerahersteller heute noch weiß, was sein Produkt in jeder Situation macht. Alleine die Tatsache, dass es bei Pentax überhaupt Up-Dates gibt, verschafft mir ein gutes Gefühl. Bei anderen Produkten wartet man vergeblich. Klar, dürfte es eigentlich nicht sein, dass man ein neues Teil einschicken muss. Ist aber so! Und ich weiß, dass es mir bei jeder anderen Marke auch hätte passieren können. Ich für meinen Teil habe beschlossen, meine wilde Testerei (2000 Auslösungen in 7 Wochen (behaltet das blos für euch)) mit dem Gefühl die richtige Entscheidung getroffen zu haben mal zu beenden, mit Ausrutschern zu leben und mit dem fotografieren zu beginnen. Und wenn ich die Kiste doch noch mal einschicken muss, werde ich sie halt einschicken

oder auf ein neues Up-Date warten