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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 06:42 
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Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte bis zu SMC (danach kamen Ghostless und weitere):

1.11.1935: Alexander Smakula, Laborleiter v. Zeiss/Jena, entwickelte eine Beschichtung für die Entspiegelung von optischen Geräten: T-Coating (T-für Transparenz), daraus wurden dann 1972 die T* Beschichtung
1935 entwickelte Katharina Blodgett für General Electrics USA (GE) die Langmuir-Blodgett-Schicht
Seit den 40er Jahren verwendet Leitz Multi-Coating, nur gab es bei Leitz nie Werbung dafür!
1941: Die Kodak Ektra (USA) war die erste Messsucherkamera in den USA mit einer Antireflexionsbeschichtung auf dem Objektiv.
1945: Fast alle Fabrikgebäude von Asahi in Tokyo wurden zerstört. Fast alle wichtigen Dokumente, die die Aktivitäten von Asaki vor und während WWII während der Taisho Ära (1912-1926) wie auch der Showa Era (1926-1945) gingen verloren. Schon damals forschte Asahi auch an Multicoating, aber nichts davon konnte gerettet werden.
1948 Neugründung als Asahi Optical Company, Ltd. (Asahi Kogaku Kogyo Kabushiki Kaisha) unter der Führung von Saburo Matsumoto
1956 produzierte Minolta das erste 2-fach achromatisch beschichtete Rokkor 3.5cm f/3.5, gefolgt 1958 von der Minolta 35 Model IIB und dem Super Rokkor 5cm f/1.8 und dem 3.5cm f/1.8. Die meisten andere Minolta Objektive waren damals noch einfach beschichtet.
1971 stellte Asahi Opt. Co die ersten patentierten Super-Multi-Coated* Takumar Objektive mit einer 7-lagigen Beschichtung für M42 Kameras vor.
Bild
In den USA schon damals SMC genannt, in Japan S-M-C!
(Siehe auch Herbert Keppler "The Asahi Pentax Way" S. 95)

Das führte zu Irritationen, in einem Artikel der Septemberausgabe 1972 der italienischen "Photo 13 Zeitschrift" schrieb Fabio Amodeo, Nikon habe schon zuvor 3-4 Schicht Multi-Coating auf einigen seiner Objektive verwendet. Asahi würde mit dem Begriff die Fotowelt hinters Licht führen, technisch seien max. 5 Schichten möglich. Canon und Leitz bestätigten diese Aussage sogar.
Später korrigierte Amodeo diese Behauptung ins Gegenteil: Fujifilm ginge ja noch weiter mit der eigenen EBC Beschichtung (Electron-Beam-Coating) mit 11 Schichten. Doch schon damals war Fabio Amodeo als Fotograf eng mit Fujinon verbandelt, er hatte einfach nur glatt gelogen, denn Fujifilm EBC gab es damals nur für Filmkameras! Eingesetzt das erste Mal von Kon Ichikawa in seinem 1965 erschienen Film über die olympischen Sommerspiele 1964 in Tokyo.
Somit bestand die Asahi S-M-C Beschichtung tatsächlich aus 7 Schichten und war gegenüber Multi-Coated (wie von der Konkurrenz) eben Super-Multi-Coated
Erst später kam Fujinons EBC auch auf Objektive für Kameras: Es war das Fujinon 55mm F3.5 Macro 1972, weitere folgten.
1972 stellte Asahi die 9-Schicht SMC Beschichtung vor.**
Parallel dazu musste Zeiss sich einen Partner in Japan suchen, da alle deutschen Patente nach den 2.Weltkrieg ungültig wurden. Zeiss suchte sich dafür Asahi aus und bekam von Asahi die Lizenz für SMC Beschichtung, Asahi bekam dafür die Lizenz für Distagon Objektive (SMC Pentax K15/3,5 und K28/2, beide von Erhard Glatzel entwickelt). Es gab diese Objektive auch als Rollei Versionen, die Prototypen für Contarex gab es schon früher, doch kamen sie erst später als "Zeiss-Contax" Objektive auf den Markt.
1997: Ghostless Coating (das erste Objektiv war das FA43/1,8 limited, FA31 + FA77 ltd folgten, später die beiden
FA24-90 (IF) und FA28-105 (IF). Danach bei den DA limiteds wie auch dem DA35/2,4.

* Manchmal wird behauptet, Asahi hätte das Multicoating von Optical Coatings Laboratories Inc. (OCLI), Californien, USA gekauft, die darauf ein Patent hatten. Fakten dazu gibt es aber keine, es gibt diese Behauptung lediglich von einem Freund von Fabio Amodeo!
Fakt ist es jedoch, dass Asahi Opt. Co. die Bedeutung von Antireflexionsbeschichtungen verstand und in der Lage waren, so etwas ohne horrende Kosten industriell herzustellen. Das war ein enorm wichtiger Wendepunkt in der gesamten Geschichte von Objektiven, der dazu führte, dass man UWW wie auch extreme Zoomobjektive entwickeln konnte. Gerade diese mit ihrer hohen Anzahl von Elementen benötigten zwingenderweise Multicoating.

**Manche beziehen sich hier auf die sog. "offizielle Pentax Referenz 06671", die 1971 als 7-schichtig patentiert worden sein soll.
Das stimmt aber nicht: Referenz 06671 bezieht sich auf die Pentax SuperProgam im Okt.1984, da war SMC schon Gang-und Gebe!


Zuletzt geändert von Solunax am Mo 20. Dez 2021, 10:15, insgesamt 6-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 07:36 
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Interessanter Abriss!

Weißt du oder jemand anderes etwas über die "radioaktive" Beschichtung der Ultrateles (F/FA600; F/FA250-600)? Mir hat eine Händlerin, unsere damalige Sponsorin aus Leipzig einmal erzählt, diese Beschichtung sei ein Grund, weshalb der Import in die EU unterbunden wurde und eine Weiterentwicklung ohne diese Beschichtung so schwierig sei.
Belastbar oder aus der Welt der Fabeln und des Feenstaubes?

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LG Frank





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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 09:53 
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pixiac hat geschrieben:
Weißt du oder jemand anderes etwas über die "radioaktive" Beschichtung der Ultrateles (F/FA600; F/FA250-600)? Mir hat eine Händlerin, unsere damalige Sponsorin aus Leipzig einmal erzählt, diese Beschichtung sei ein Grund, weshalb der Import in die EU unterbunden wurde und eine Weiterentwicklung ohne diese Beschichtung so schwierig sei.
Belastbar oder aus der Welt der Fabeln und des Feenstaubes?

Es gibt ja einige Quellen zu radioaktiv beschichtenen Objektiven, gut ist u.a. diese:
https://camerapedia.fandom.com/wiki/Radioactive_lenses
Mit diesen schweren Teleobjektiven habe ich mich selbst nie weiter beschäftigt, kann da nichts ausser Vermutungen anstellen.
Das letzte mir bekannten Ashahi Pentax mit radioaktiver Beschichtung war das:

Zuvor nur Takumare.

Nachdenklich stimmt mich an der Behauptung folgendes:
- Die EU wurde 1992 gegründet
- Das F*600 lief vor EU-Zeiten aus
- Das F*250-600 kam 1988 auf den Markt, wurde aber bis 1998 gebaut
Da scheint mir dieses Argument nicht ganz schlüssig.

- Das FA*250-600 wurde von 1991 - 2004 gebaut
- Das FA*600 dito

da könnte so eine Einschränkung schon eher zutreffen, nur ist es seltsam, dass man auch im US Forum
nichts über Thorium in diesen liest?


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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 15:06 
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Also nach meinem Verständnis ist das Thoriumoxid nicht Bestandteil der Beschichtung sondern des Glases. Das sagt ja auch die verlinkte Quelle und auch die englische Wikipedia. Das macht auch sehr viel mehr Sinn, den Ersatz aber umso schwieriger.

Interessant ist, dass sich zumindest in der deutschsprachigen Standardliteratur zu Glas (Scholz: Glas- Natur, Struktur und Eigenschaften) und Glaschemie (Vogel: Glaschemie), praktisch nichts zu Thoriumoxid findet. Im guten alten "Lange: Rohstoffe der Glasindustrie" findet sich immerhin, der Hinweis, dass es ein seltener Glasrohstoff ist. In "Nölle: Technik der Glasherstellung" fehlen leider einige wichtige Kennzahlen für ThO2 zur Berechnung der optischen Eigenschaften. Uranoxidgläser sind zumindest besser dokumentiert, fallen mit ihrer leuchtend gelben Farbe aber auch anders auf. Man kann also nur spekulieren, dass man ein ThO2 haltiges Glas sicher wegen seiner ungewöhnlichen optischen Eigenschaften eingesetzt hat, wieso auch sonst. Ob es jetzt die Dispersion oder der Brechungsindex waren, kann ich leider nicht nachvollziehen, da genau die Daten fehlen :motz:
Aber egal, es kann fast unmöglich sein, einen nur halbwegs passenden Ersatz zu finden, ansonsten hätte man sicher nie so ein Glas eingesetzt. Dann muss sich der Spaß ja auch noch herstellen lassen und irgendwie bezahlbar sein. Vermutlich müsste man also die gesamte optische Konstruktion anpassen und kann die Objektive nicht einfach nachbauen.

Interessant ist natürlich auch die Verfärbung, der Gläser die im Laufe der Zeit eintritt. Das wird eine Folge der Strahlung sein, was recht unpraktisch ist, wenn man seine eigene Strahlungsquelle mitbringt. Bleigläser verfärben sich ja auch infolge von Strahlung bräunlich/gräulich, deshalb ist ja der Konus von Bildröhren gefärbt, das ursprüngliche Glas ist transparent.
Gut denkbar, dass der Effekt, aufgrund der geringen Strahlung, bei den Gläsern erst sehr spät aufgefallen ist und dann aus ganz praktischen Gründen dazu geführt hat, diese Gläser nicht mehr zu verwenden. Daneben sind natürlich auch die Anforderungen bei der Herstellung sehr unerfreulich, denn man muss ja die pulverförmigen Rohstoffe handhaben und dann auch noch die Gläser bearbeiten wobei man wieder thoriumhaltige Schlämme und Stäube erzeugt. Da ist es natürlich unschön, dass Thorium vor allem ein alpha-Strahler ist und wirklich nicht in die Lunge gelangen sollten. Im Objektiv ist die alpha-Strahlung natürlich kein Problem und gut abgeschirmt.

Inzwischen gehen diese Gläser natürlich eh nicht mehr. Vor Jahren war mir aufgefallen, das eine Reihe von Produkten bei Pentax in der EU nicht mehr in Kanada und Japan aber sehr wohl zu liefern waren. Ich hatte das eigentlich auf die RoHs Direktive geschoben und vermute, dass da an der einen oder anderen Stelle entweder die falschen Lote, aber eben auch bleihaltige Gläser verwendet wurden. Das dürfte ein Grund sein, weshalb sich einige Objektive nicht so leicht wieder auflegen lassen.


Zuletzt geändert von Universaldilettant am Fr 17. Dez 2021, 09:15, insgesamt 3-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 16:17 
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Beiträge: 12219
Hi,...

Ich habe zu dem Thema mal vor einiger Zeit dieses Video zum Thema Radioaktivität von Objektiven gesehen.....

wen es interessiert



beste Grüße

Bernd

_________________
Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 16:51 
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Beiträge: 1782
Wohnort: Mittelhessen
Universaldilettant hat geschrieben:
[...]

Danke für den interessanten Exkurs! Wieder was gelernt. Und in dem thoriumhaltiges Glas verarbeitenden Betrieb hätt ich auch nicht schaffen wollen...

VG Christian

_________________
--- http://www.pentaxphotogallery.com/artists/cschulz ---
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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 16:56 
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Objektive mit thoriumhaltigen Glas gab es bis in die frühen 70er Jahre. Ich würde daher eher auch auf RoHS tippen, wobei ich wirklich nicht wüßte, was in einem Objektiv von den RoHS verbaut sein könnte. Für am wahrscheinlichsten halte ich die Erklärung, dass sich die Objektive in Europa nicht ausreichend gut verkauft haben und es Pentax einfach zu teuer war die notwendige Logistik (Reparaturen und Ersatzteile nicht vergessen) für die einzelne Exemplare aufrecht zu erhalten.


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BeitragVerfasst: Do 16. Dez 2021, 19:44 
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Beiträge: 24416
Wohnort: Alpen(NRW)
Entschuldigt bitte, wenn ich mit meiner Ahnungslosigkeit den Thread in eine falsche Richtung geschoben habe! :oops:
Ich wusste nicht, dass das eher was mit dem Glas selber statt der Beschichtung zu tun hatte! Sorry! :oops:

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LG Frank





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BeitragVerfasst: Fr 17. Dez 2021, 07:51 
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Beiträge: 1654
pixiac hat geschrieben:
Entschuldigt bitte, wenn ich mit meiner Ahnungslosigkeit den Thread in eine falsche Richtung geschoben habe! :oops:
Ich wusste nicht, dass das eher was mit dem Glas selber statt der Beschichtung zu tun hatte! Sorry! :oops:

Ich wusste das eigentlich, da ich einige Takumare mit thoriumhaltigem Glas habe, hatte nur nicht aufgepasst und damit den Fehler sozusagen weiter gereicht.

Doch das wäre mal einen eigenen Thread wert, da ich Notizen über sämtliche (mir bekannte) Takumare mit Thorium habe, hier passt das nur indirekt, da es eben Super-Takumare, S-M-C - Takumare und SMC-Takumare gibt, die Thorium im Glas haben. Sorgen macht mir das keine, doch das ist wiederum ein anderes Thema.
Auch inwieweit die Gelbfärbung bei DSLR eine Rolle spielt ist, wäre in einem solchen Thread ein Thema.#
Hier geht es in erster Linie um die Geschichte von S-M-C und SMC + die interessante damalige Zusammenarbeit mit Zeiss und wieso die überhaupt entstand. Immerhin war das berühmte sozusagen Pate für das FA31limited und natürlich auch für das spätere Zeiss Distagon T*28/2


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BeitragVerfasst: Sa 18. Dez 2021, 18:30 
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Registriert: Mi 4. Jun 2014, 20:56
Beiträge: 1095
Interessant wäre auch ene ERklärung, was "ghostless" genau ist.

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Liebe Grüße
Joe


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