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AD/D: 8. Das Ende ist nah
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Autor:  User_07647 [ So 13. Jan 2019, 17:02 ]
Betreff des Beitrags:  AD/D: 8. Das Ende ist nah



Um die nachfolgenden, romantischen Fotos richtig werten zu können, schaltet bitte Eure Stereoanlage ein, stellt einen möglichst anspruchslosen Radiosender ein und dreht das Ganze auf Diskolautstärke. Dann stellt die tragbare Zweitstereoanlage auf einen anderen möglichst anspruchslosen Sender ein, dreht diese auf Plärrlautstärke und bittet einen guten Freund, damit durch die Wohnung zu schlendern und alle dreißig Sekunden einmal ins Zimmer zu kommen und um Euch herumzulaufen. Dann ladet noch ein paar andere Freunde dazu, die Euch fortwährend etwas aufzuschwatzen versuchen, entweder Matsch beliebiger Nationalität vor einem Restaurant, aus dem ein dritter möglichst anspruchsloser Radiosender seinen Plastikkommerzpop brüllt. Oder Parfüm der extra schweren Sorte, bei dem die Nasenschleimhäute und Augen sofort anfangen, loszusuppen und die Bronchien wie auf Kommando dichtmachen. Oder sie versuchen, Euch eine kostspielige Freizeitbeschäftigung anzudrehen, wie Kanupaddeln, Gleitschirmspringen oder Yachtfahren.
Währenddessen fährt der Rest der Truppe vor dem Fenster mit laut aufheulendem Motor hin und her, natürlich mit heruntergelassenem Fenster, den Ellenbogen rausgehängt und voll aufgedrehtem vierten Plastikpopradiosender. Auf der Motorhaube dürfen sich auch gern ein paar Blondierte lüsternd räkeln und dabei Selfies schießen. Falls Ihr das Glück habt, direkt an einem See oder Fluss zu wohnen, dürfen es auch gern Yachten sein.
Vor Eurer Wohnung treffen sich indes all die unangenehmen Leute, wegen denen man aus Deutschland geflohen und absichtlich nicht zum Ballermann gedüst ist. Sie sind alle hier – Dick und Doof, Beavis und Butthead, Barbie und Ken, und natürlich die gesamte Panzerknackerbande. Nee, halt, Dick und Doof nehm ich wieder zurück, die waren nämlich super.
Die anderen Deppen posen mit ihren Totenkopftätowierungen (bei denen ich mich immer frage, was die Symbolik eigentlich aussagen soll. Dass die Träger nekrophil sind? Oder irre Killer? Oder Friedhofsmitarbeiter? Warum ausgerechnet die Schädel von verstorbenen Menschen? Warum nicht etwa Blümchen oder … Bienchen?), verwirklichen sich mit Deppensticks vor fremden Yachten im Hintergrund (macht sich bestimmt cool auf Instagram!), erfreuen die um sie herumliegenden Menschen mit dem Plastikpop aus ihren Handys (am besten alle gleichzeitig) und entsorgen die weißen, mit Goldring geschmückten Kippen ihrer Edelzigaretten, die aber genauso schädlich sind wie die anderen, im herrlich weißen Strandsand, auf dem sie aber morgen und übermorgen auch noch liegen wollen. Begleitet wird das irre Konzert von Presslufthämmern und übrigem Baulärm, der auch nachts und an den Wochenenden nicht verstummt.
Das … meine Damen und Herren, ist Dubai! Wer so etwas mag, ist hier gut aufgehoben.

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Meiner Ansicht nach ist Dubai gerade im Begriff, seine eigene Grundlage zu zerstören. Drei Beispiele sollen das verdeutlichen.
Da sind zum einen die Touristen, die all ihre schlechten Angewohnheiten mit hierherbringen, was dazu führt, dass selbst einheimische Heranwachsende diese Unarten übernehmen.
Aber auch die Stadt selbst ist mit daran Schuld. In Downtown, am Burj Khalifa, wurden unzählige riesige Wohnhäuser aus dem Boden gestampft, die zum großen Teil leer stehen. Eine Investition in eine Eigentumswohnung ist hier, genau wie in Deutschland, ein finanzieller Kraftakt. Doch wer investiert schon in eine teure Wohnung, wenn er befürchten muss, dass ihm zwei Jahre später ein noch größerer Wohnblock die kostspielige Aussicht versperrt? Dasselbe in Dubai Marina. Das ursprüngliche Konzept sah eine Reihe von Hochhäusern für Hotels, Geschäfte und Eigentumswohnungen vor. Dahinter lag ein Boulevard, hinter welchem wiederum der Strand folgte. Aus purer Gier, den Gesetzen des Marktes folgend, verdient derjenige das meiste Geld, der sein Gebäude am dichtesten an den Strand baut. Also werden nun zwischen Boulevard und verbliebenem Strandabschnitt weitere Gebäude hochgezogen. Aber nicht etwa in passender Größe, sodass sie den bereits fertigen Häusern nicht die Aussicht versperren … nein, natürlich dutzende Stockwerke hoch. Zusätzliche niedrigere Gebäude, in denen Souvenirs gehandelt oder Imbiss angeboten wird, nehmen vom ursprünglich breiteren Strand ein ganzen Stück weg, so dass die Besucher sich nun mit weniger Liegefläche begnügen müssen. Oder anders formuliert – sie liegen dort dicht an dicht wie Sardinen in der Blechbüchse. Überflüssigerweise von einigen angrenzenden Bekleidungsboutiquen mördermäßig laut beschallt mit der Blechbüchsenmusik des dritten Jahrtausends. Und vom Lärm der angrenzenden Baustellen. Ob sich die Boutiqueninhaber angesichts ausbleibender Kundschaft irgendwann einmal fragen, woran das wohl liegen könnte? Aber vielleicht wird das Resultat ihrer Erkenntnissuche anschließend sein, die Musik noch lauter zu drehen. Es muss doch möglich sein, auf Teufel komm raus, irgendwie aufzufallen!

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Selbst auf der Palmeninsel, die eigentlich nur für niedrige Gebäude gedacht war, sind inzwischen Wolkenkratzer zu sehen. Darüber werden all die gut Betuchten, die sich dort ein Häuschen mit Privatstrand zugelegt haben, und so was kosten schon ein paar Millionen, wohl nicht besonders glücklich sein.

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Was kommt als nächstes, wenn die Hochhäuser am Strand auch nicht mehr den Ansprüchen genügen? Werden die nächsten Gebäude dann auf Stelzen ins Meer gebaut, mit Glasboden, damit man die Fische beobachten kann? Was zunächst albern klingt, relativiert sich schnell, wenn man weiß, dass genau das auf vielen Malvediven-Inseln gemacht wurde. Man verbaute sich die perfekten Traumstrände mit dem paradiesischen Ausblick aufs Meer, indem man Bungalows auf Stelzen ins Meer baute.

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Angesichts all dieses Irrsinns frage ich mich – wann ist es genug? Wann ist die Gier des Menschen befriedigt? Wenn der letzte Flecken Sand in Dubai mit einem Hochhaus vollgepflastert wurde, keine zwanzig Meter entfernt zum benachbarten Gebäude? Wann werden die Stadtväter sagen, dieses eine Mal noch, und dann war's das?

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Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis dieses Fehlkonstrukt in sich zusammenbricht. Bereits jetzt stehen viele Geschäfte leer und sind außen mit bunter Werbung beklebt, damit das Desaster niemandem auffällt. Und die Besucher werden sich früher oder später fragen, ob sie an Stränden irgendwo anders in der Welt nicht vielleicht besser aufgehoben sind, denn besonders günstig ist Dubai nun auch nicht gerade. Ebenso frage ich mich, ob die vielen Hotelketten mit ihren riesigen Hotels überhaupt genügend Gäste finden, um die Millionenausgaben für die Errichtung der Gebäude wieder hereinzubekommen. Allein von der Hilton-Kette habe ich in Dubai-Marina zwei große Wolkenkratzer gesehen, keine 500 Meter auseinander, und mit jeweils hunderten von Zimmern.
Mickey Beisenherz hat das Dubai-Dilemma in einem garstigen aber dennoch treffenen Artikel . Danke an Volker (Vordprefect) für den Link!
Ich habe für mich jedenfalls das Fazit gezogen, das Dubai künftig nicht mehr auf meiner Wunschliste steht. Für einen entspannenden Strandurlaub ist Abu Dhabi besser geeignet. Und ansonsten ist die Welt ja groß genug. Bestimmt wird sich etwas Neues finden, interessant, glitzernd und faszinierend, so wie diese Bilder.

247. Selbst in dieser von Gott verlassenen Gegend gibt es eine Moschee.

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248. Mach's gut, langer Lulatsch, ich wünsch Dir viel Glück, Du kannst es auf jeden Fall brauchen. Wir werden uns wohl nicht mehr wiedersehen …

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Wer wissen will, wie ich Dubai vor sechs Jahre kennengelernt habe, kann ja mal einen Blick .

Danke, dass Ihr mich bis hierher begleitet habt!
Nun ist es da.
Das Ende.

Hey, einen hab ich noch! Zur Fortsetzung .

Autor:  erivog [ So 13. Jan 2019, 17:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

Hallo,

sowohl für die Wort- als auch für die Blendenwahl - und das betrifft Deine gesamte Dubai - Dokumentation - gibt es von mir eine 1+. Ich bin dem ganzen mit großem Vergnügen gefolgt.

Autor:  User_07647 [ So 13. Jan 2019, 17:34 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

erivog hat geschrieben:
… und das betrifft Deine gesamte Dubai …

Soso, verstehe, die Abu-Dhabi-Fotos haben Dir also nicht gefallen. Na toll, und das mir als Künstler … *haare rauf* :motz: xd :rofl:
Danke Dir! ;)

Autor:  waldbaer59 [ So 13. Jan 2019, 20:30 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

:2thumbs:

Autor:  ronny_mueller [ So 13. Jan 2019, 20:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

Sowohl Dubai als auch Abu Dhabi :mrgreen: hast du meisterhaft in Wort und Bild gefasst.
Bilder und Text ist hervorragend umgesetzt und haben mir sehr gefallen.
Da ich Dubai bisher auch nur von den idyllischen Bildern kannte ist es schön, auch mal die andere Seite kennen zu lernen.
Vielen Dank dafür. :2thumbs:

Autor:  SteffenD [ So 13. Jan 2019, 21:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

Absolute Spitze :2thumbs:
Ein amüsanter Reisebericht und wunderbare Bilder, bin voll begeistert :bravo:

Autor:  Jeep [ So 13. Jan 2019, 23:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

ja klasse Nachtaufnahmen
LG Gerd

Autor:  gryezer [ So 13. Jan 2019, 23:20 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

Die letzte Serie mag ich sehr! Ich habe Dubai ganz anders wahrgenommen und bin erstaunt das du so enttäuscht wurdest. Gerade die Marina mochte ich sehr im Vergleich zur Dubai Mall und Burj Khalifa.
Auch das es dir nicht vergönnt war gut zu essen?! Ist doch Dubai ein Paradies für Foodies und hat weit mehr zu bieten als Matsch mit Reis :rofl:

Aber wahr ist auch das es eine gesichtslose Stadt ist die einem immerzu wie Disneyland vorkommt und es an Absurditäten nicht mangelt. Das hat sich bei mir geändert als ich ein tieferen Einblick durch Begegnungen bekommen habe.

Man darf nicht vergessen das weite Teile recht neu gebaut sind. Im Gegensatz zu Berlin ein Bau aber auch zügig fertig wird :mrgreen:
Bis das mit Leben gefüllt wird braucht Zeit und deine Zweifel Teile ich ohne Frage!

Ich habe nie das Stativ mitnehmen können und meine geplanten Nacht Bilder sind bei weitem nicht so schön wie die hier gezeigten. Chapeau!


Gruß mudi

Autor:  User_07647 [ Mo 14. Jan 2019, 03:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

Ich danke Euch!

gryezer hat geschrieben:
Ich habe nie das Stativ mitnehmen können …

Das war bisher auch immer mein Problem, das „Große“ ist einfach zu unhandlich. Aber der Trend geht immer mehr zum Zweitstativ! 8-)
Schau mal nach dem , das ist für den Preis von 15 Euro erstaunlich gut und stabil verarbeitet. Meine K-1 mit Objektiv hat es problemlos gehalten, notfalls die untersten dünnen Segmente eingezogen lassen. Und wenn man mit Spiegelvorauslösung arbeitet, hat es beim Start der Aufnahme auf aufgehört, zu zittern. Es ist sehr leicht und kurz genug, um in der Reisetasche nicht zu stören. ')

Autor:  Alaric [ Mo 14. Jan 2019, 07:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: AD/D: 8. Das Ende ist nah

Deine Bilder dieser Serie gefallen mir sehr gut, Nachtaufnahmen mag ich sowieso gerne, und deine Reisebeschreibungen sind ganz wunderbar.

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