https://www.pentaxians.de/

Sizilien - Spuren des Erdbebens im Belice-Tal (1968)
https://www.pentaxians.de/./40456504nx51499/reisefotografie-f20/sizilien-spuren-des-erdbebens-im-belice-tal-1968-t22375.html
Seite 1 von 1

Autor:  quartax [ Fr 4. Nov 2016, 21:08 ]
Betreff des Beitrags:  Sizilien - Spuren des Erdbebens im Belice-Tal (1968)

Bei Italien fällt einem erst mal nicht unbedingt terremoto, also „Erdbeben“ ein – nur wenn eins passiert, wird einem wieder bewusst, dass dieses Land von Nord bis Süd immer wieder von Erdbeben heimgesucht wird. Im Urlaub auf Sizilien bin ich dem Phänomen auch begegnet.

Im Belice-Tal, in der Provinz Trapani, hat ein Erdbeben im Januar 1968 zehn Ortschaften schwer beschädigt und mehrere hundert Menschenleben gefordert.
Zwei Städte, Gibbelina und Poggioreale, wurden als Ruinenstädte zurückgelassen; ein paar Kilometer entfernt entstanden die Städte neu (so hat man das auf Sizilien anscheinend schon immer gemacht).

Es ist eine durchaus liebliche Landschaft, ganz von der Landwirtschaft geprägt, viel Wein wird angebaut. Angesichts abenteuerlicher Straßen empfiehlt es sich, die Ausblicke nicht im Fahren zu genießen!



#1


Und dann trifft man unvermittelt auf zerstörte Häuser. Nach einem Krieg könnte es nicht schlimmer aussehen:


#2


#3


In Gibbelina hat ein paar Jahre nach dem Erdbeben Alberto Burri, ein italienischer Künstler, aus den Ruinen eine Art Kunstwerk gemacht. Um zu symbolisieren, dass das Erdbeben den Ort sozusagen getötet hat, überzog er die Ruinen ca. 1,5 m hoch mit weißem Beton – das soll an ein Leichentuch erinnern, das sich über die Häuser gelegt hat.


#4


Dabei hat er Gassen und Plätze freigelassen, so dass der ursprüngliche Grundriss erhalten blieb. Der Ort ist auf diese Weise weiterhin begehbar.


#5


Es verirren sich (zumindest Anfang Oktober) kaum Menschen hierher; wären nicht die Geräusche der Natur, würde buchstäblich Totenstille herrschen.


#6


Der weiße Beton ist im Laufe der Jahre verwittert, wirkt gar nicht mehr wie ein Leichentuch. Unkraut wächst aus Spalten, Kanten bröckeln– da gleicht sich das Kunstwerk allmählich seiner Umgebung an.


#7


Zumindest ein Teil des Kunstwerks wurde 2015 renoviert; da sind wieder glatte Flächen, strahlt wieder das harte Weiß vor dem blauen Himmel.


#8


#9


Es ist bedrückend, durch die Gassen zu laufen und sich auszumalen, was da alles unter dem weißen Beton eingeschlossen ist. Da sind nicht nur die Grundmauern der Gebäude, sondern auch, was an Ort und Stelle zurückgelassen worden ist an Habseligkeiten: Küchengeräte und Spielsachen, Werkzeuge und Kleinmöbel und so weiter.
Zugleich ist aber die eigentliche Katastrophe - zumindest für die Augen - nicht mehr nachvollziehbar.


#10


Letzten Endes haben mich die sichtbaren Ruinen mehr berührt und beeindruckt als das Kunstwerk. Da hat man die Zerstörungskraft des Erdbebens unmittelbar vor Augen:


#11


#12

Poggioreale, ein paar Kilometer weiter, steht noch als Ruinenstadt da. Es ist ganz eingezäunt, soll ebenfalls als Mahnmal so stehenbleiben. Der neue Ort ist in Sichtweite.
Schilder am Zaun bitten um Respekt vor den Opfern – und auch den Angehörigen, die ihre alte Heimat immer im Blick haben. Trotzdem waren Leute zu sehen (und zu hören), die sich einen Spaß daraus machten, durch Ruinen und einsturzgefährdete Häuser zu klettern. Da habe ich auf Bilder verzichtet.

Wer im Internet nach "Gibellina" sucht, findet weitere Informationen.

Autor:  MelonTropic [ Sa 5. Nov 2016, 04:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sicilia - terremoto

Schöne Bilder die 1,2 und 8 sprechen mich sehr an.

High Five das du auf die Bilder von Poggioreale verzichtet hast. Respektvolle Fotografie ist mir ebenfalls sehr wichtig

Autor:  andreas72 [ Sa 5. Nov 2016, 13:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sicilia - terremoto

Hallo Christoph

Das hast du gut gemacht in Worten und in guten Bildern.

Mit dem Hintergrundwissen ist die Stimmung dort bestimmt schwierig zu verarbeiten.
Gruß Andreas

Seite 1 von 1 Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
https://www.phpbb.com/