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Der Wald hat Corona ...
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Autor:  gerhard57 [ Do 11. Jun 2020, 17:40 ]
Betreff des Beitrags:  Der Wald hat Corona ...

Nein, Corona hat er nicht, aber ein ähnliches Problem.

Betroffen ist die Esche, ein Baum der in Deutschland zwar nur eine Verbreitung von 4-5 % hat, aber die nächsten Jahre aus Deutschland vollkommen verschwinden wird.
Auf dieses Thema bin ich erst vor kurzem gestoßen, eigentlich habe vorher noch nicht darüber gehört, obwohl ich in einer Gegend wohne, wo die Esche die vorherrschende Baumart ist.
Vor kurzem wurde hier auf einem Spazierweg durch einen umstürzenden Baum jemand sehr schwer verletzt. Der Baum stürzte an einem windstillen Tag einfach um, äußerlich war an dem Baum vorher nichts erkennbar--die Bäume werden entlang der Spazierwege regelmäßig untersucht.
Vor kurzem hörte ich in der Nähe tagelanges Baumsägen und wunderte mich schon, da das Baumfällen ab 1.4. normalerweise verboten ist, da in dieser Zeit die Vögel brüten.
Neulich war ich mit dem Fahrrad unterwegs und sah, dass an einem Spazierweg entlang der Donau, der vor kurzem noch durch den Auwald ging, die Bäume auf einer Breite von 20 m entlang des Weges gefällt wurden.
Neugierig geworden, habe ich nachgeforscht und habe erfahren, was die Ursache ist. Die Eschen werden von einem Pilz befallen und zwar vom Falschen Weißen Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus). Dieser wurde wahrscheinlich vor einigen Jahren aus Asien eingeschleppt und verbreitet sich über die Luft. Gegenmittel gibt es keine, die Ausbreitung kann man auch nicht verhindern.
In einer lokalen Zeitschrift war zu lesen, dass bis zu 95 % der Eschen hier in der Gegend infiziert sind und das bei einem Baumbestand, der hier überwiegend aus Eschen besteht; stellenweise macht diese Baumart 75 % der gesamten Bäume aus.
Ich wohne nur einige hundert Meter von den Donauauen entfernt. Vor einigen Jahren war noch im Gespräch, dieses Gebiet zu einem Nationalpark zu machen, dieses Thema dürfte sich erledigt haben. Die Förster sind der Ansicht, dass diese Baumart in 3-5 Jahren hier verschwunden ist.

Dies wäre die 2. Baumart, die aus Deutschland verschwindet. Erst die letzten Jahre hat es ein Ulmensterben gegeben, ebenfalls durch einen Pilz, der aber von Käfern übertragen wurde. Dieser Baum ist nur noch sehr selten zu finden.

Und so sieht die Schnittstelle von kranken Bäumen aus, in der Mitte des Stammes ist eine Verfärbung zu sehen, hier breitet sich der Pilz aus:

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#1

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Äste und Bäume brechen einfach ab:

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Und so sieht ein ehemalig schöner Waldweg jetzt aus

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Auf jeden Fall, werden wir hier bald keinen Wald mehr haben, wie wir ihn heute hatten, Vor einigen Jahren wurde ein "Ein Millionen Baumprojekt " ins Leben gerufen. Es sollen eine Million Bäume gepflanzt werden, die Bereiche des Donauauwaldes die infolge landwirtschaftlicher Nutzung isoliert waren, wieder zusammenhängend zu machen und das ganze auch im Zusammenhang mit dem Klimaprojekt. Ob das noch viel bewirkt, bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall, trotzdem eine Hoffnung. Deshalb noch ein Bild, der Baumanpflanzung, derzeit überwuchert mit blühendem Mohn und Kamille

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#7

Autor:  Ivarr [ Do 11. Jun 2020, 19:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Der Wald hat Corona ...

Nun, das Eschensterben gibt es schon eine ganze Weile. Es gibt Baumschulen, die ihren gesamten Eschenbestand niedermachen mussten. Ich war bisher guter Hoffnung, dass die Esche als Auwaldbaum zwar stark dezimiert , überleben wird. Wie hier an der Elbe die Ulmen. Einzelne Bäume, die überlebt haben, vermehren sich wieder ordentlich. Zu schaffen macht den Auwäldern jetzt die anhaltende Dürre. DAS hat jetzt das Potential, den Eschen den Rest zu geben. Hier sind insbesondere die Erlen betroffen - nach zwei Dürresommern alle tot. Und jetzt die Stieleiche, die Baumart der Hartholzaue schlechthin. Die sterben in den Elbwäldern nun auch alle - weit mehr, als derzeit die Eschen. Wenn die Trockenheit anhält , werden sich die Wälder grundlegend ändern. Was die Arbeit für Landschaftsplaner wie mich nicht gerade einfacher macht.

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