Der Projekttitel beinhaltet für mich auch eine Frage: Was ist eigentlich ein anderer Blickwinkel? Etwa schon alles, was ein Gebäude nicht frontal zeigt?
Architektur aufzunehmen stellt einen alleine schon durch die Größe des Motivs vor Herausforderungen und meistens auch durch den fehlenden Zugang, das heißt keine Bewegungsmöglichkeit und dadurch eingeschränkte Wahl der Perspektive. Ich habe zwar in der Stadt vielfach interessante Architektur, aber die enge Bebauung verhindert die freie Wahl des Blickwinkels. Ich kann mich also direkt vor das Gebäude stellen und Aufnahmen aus der Maus-Perspektive an einer Gebäudefront hoch machen, ungewöhnlich und bewußt die stürzenden Linien nutzend, andererseits nutzt sich der Effekt in der Wiederholung schnell ab. Alternativ kann man sich auf Details konzentrieren, etwa Fassadenelemente hervorheben oder durch Lichteinfall und Schatten Akzente setzen.
Wenn das Motiv gerade in der Stadt nicht frei steht, könnte man versuchen den Spieß umzudrehen und die Umgebung einbeziehen. Ich hab mich schon manchmal geärgert, daß z. B. eine vor/neben meinem Motiv stehende Laterne die Aufnahme kaputt macht (warum denken Stadtplaner/Bauämter nicht an so etwas

). Es ist natürlich eine Herausforderung den Störer mitzunehmen und einzubeziehen. Einfacher kann es sein alte Nachbarbebauung und moderne Architektur in einen Kontrast zu setzen.
Gerade weil mich Architektur interessiert, habe ich mir ein Weitwinkel angeschafft. Der große Winkel gestattet mir dann auch im Inhalt nach „dem“ Ausschnitt zu suchen. Ich habe aber gerade bei der Vorbereitung für dieses Projekt gelernt, daß ein Blick durch’s Tele immer lohnt. Auffällige Architektur bietet meistens auch lohnenswerte Details, in jedem Fall kann man damit die Konstruktionsstrukturen zeigen.
Am Ende des Tages steht die Entwicklung. Da muss jeder für sich entscheiden, ob er ein reales oder bearbeitetes Ergebnis zeigt. Ich habe mich bei einigen Aufnahmen für die Bearbeitung entschieden, wie ihr seht.
So nun aber Aufnahmen, die sind alle letztes Wochenende – als wir noch gutes Wetter + Licht hatten – im Düsseldorfer Medienhafen entstanden.
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Gruß, Carsten