Hallo zusammen, hier also „meine Pfalz“! Dem Thema entsprechend werde ich dazu ein wenig plaudern, denn: Wo fange ich an? - die Pfalz ist ja groß… Industrieanlagen habe ich hier schon öfters vorgestellt, das wunderschöne Ludwigshafen hatte ich ebenfalls mehrfach abgelichtet, dann halt Pfälzer Wald und Weinstraße…?

Nein! Ich wohne ja in der Vorderpfalz, zwischen Ludwigshafen und Speyer, und das ist eine ganz andere Landschaft. In „meiner Pfalz“ haben die Menschen das „mache dir die Erde untertan“ ziemlich verinnerlicht, denn es handelt sich um einen sehr intensiv landwirtschaftlich und industriell genutzten Landstrich. Ein Produkt dieser intensiven Nutzung ist der Rehbach, der gewissermaßen den roten Faden meines Beitrags bilden soll.
Zunächst einmal ein kleiner Überblick vom Fuß des Pfälzer Waldes bei Deidesheim aus – vorn wächst Wein, dann kommen viele Dörfer und Städtchen an der Weinstraße, dahinter liegen die ebenfalls dicht besiedelten Gemüseanbaugebiete der Vorderpfalz, und am Horizont lässt sich die Industrie entlang des Rheins erahnen.

#1
Auch im Weinbau hat die Hochtechnologie Einzug gehalten: Diese Kapseln enthalten Pheromone des Traubenwicklers, eines Schädlings, der hier – anstatt Insektizide einzusetzen – hormonell verwirrt und damit an der Fortpflanzung gehindert wird. Neben der Kapsel seht ihr übrigens einen gerade verblühten Blütenstand der Weinrebe mit den noch winzigen Fruchtansätzen. Daraus wird bis zum Herbst eine saftige, süße und heiß begehrte Weintraube der Spitzenlagen Deidesheimer Mäushöhle oder Forster Mariengarten. (So genau kenne ich die Abgrenzungen zwischen den beiden nicht!

)

#2
Weiter in der Ebene sehen wir (NMZ) ein seltenes Phänomen, nämlich eine Flussbifurkation – aber, wie so vieles in der Vorderpfalz, ist auch sie nicht natürlichen Ursprungs: Seit dem Mittelalter wird dem Speyerbach an der Winzinger Wassergescheid ein Drittel seines Wassers abgezweigt, um auf dem breiten Schwemmfächer des Speyerbaches den schon erwähnten Rehbach anzulegen, an dem weitere Mühlen betrieben werden konnten.

#3
Der Rehbach fließt, bevor er entlang meiner Heimatgemeinde Neuhofen verläuft und kurz danach in den Rhein mündet, durch Limburgerhof – dort befindet sich im Ortsteil Rehhütte eine der zahlreichen ehemaligen Wassermühlen. Es hat sich ausgemüllert: Heute dienen die Gebäude des Guts Rehhütte als Tagungsstätte des BASF-Agrarzentrums Limburgerhof.

#4
Um Neuhofen herum wird intensiv Landwirtschaft betrieben; die Gemüsefelder sind ausnahmslos bewässert. Kartoffeln, Porree, Zwiebeln, Radi, Radieschen, Möhren, Kürbis, Rote Beete, Sellerie – es gibt kaum ein Gemüse, dass hier nicht von Tausenden ukrainischer, bulgarischer, rumänischer, moldawischer und sonstiger Saisonarbeiter mit Bienenfleiß in den Boden und bald darauf wieder aus dem Boden gebracht würde – wenigstens zwei Ernten pro Saison; und sobald es auf den Gemüsefeldern ruhiger wird, beginnt die Weinlese. (Die Feldarbeiter und ihr Leben wären übrigens ein längerfristiges Fotoprojekt wert…)
Bevor ich im Forum missverstanden werde: Wir leben in einem Land, in dem es früher mit 10 Millionen Einwohnern regelmäßig zu Hungersnöten kam, heute sind wir gut 80 Millionen und haben mehr als reichlich zu essen. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist eine der großen Errungenschaften der Moderne. Nur – schön ist sie nicht, und bezüglich der Auswirkungen auf die Artenvielfalt setzt auch hier langsam ein Umdenken ein, so dass Grünstreifen und vieles mehr angelegt werden. Aber ich schweife ab…

#5
Wenn ich mich vom Anblick der Monokulturen erholen möchte, ist meine nächste Zuflucht der Neiheffer Woog – ein geschützter Erlenbruch gleich südlich meines Heimatdorfes. Für den Bildaufbau hätte ich mir gern viel mehr Zeit genommen, aber ich hatte vergessen, mich mit Repellent einzudieseln, und wurde daher innerhalb einer Minute von unzähligen Stechmücken angefallen.

#6
Weiter entlang des Rehbachs – wenige 100 Meter vor der Mündung darf er noch einmal ein fast natürliches Gewässer sein.

#7
Die Mündung des Rehbachs in den Rhein – hier schließt sich der Kreis, und hier ist die Vorstellung „meiner Pfalz“ für heute zu Ende.
(Und wenn nichts mehr geht, geht HDR!
) Ich hoffe, dass ich der Challenge Genüge getan habe!

#8