blafaselblub57 hat geschrieben:
Hallo Harry,
muss auch mal meinen "Senf" dazu geben. Das Thema Arbeit als fotografische Umsetzung hat tatsächlich unwahrscheinlich viele Facetten und Betrachtungswinkel. Jeder Fotograf hat eben seinen.
Was assoziierst Du mit Arbeit? Eine Tätigkeit an sich festzuhalten?
Mir viel es sehr schwer, da ich meine Idee des Mallochens bei uns nicht umsetzen durfte
.
Dann eben altes Laub und Uhr = Urlaub, a bissel um die Ecke gedacht. Bitte, das ist keine Kritik zu deiner Sichtweise ! Mit Fragen kann man aber lernen.
LG
Stefan
Hi Stefan,
vielen Dank für die Frage, und keine Sorge, Kritik ist bei mir immer gerne gesehen, ich hab ja schließlich auch meine Kritik im 52er an den Mann gebracht.
Zu deinem U(h)rlaub: Faszinierendes Wortspiel, das ist mir aber echt beim besten Willen nicht in den Sinn gekommen als ich das gesehen habe. Im Nachhinein: Tolle Umsetzung, und dabei ziemlich um die Ecke gedacht. Ich behaupte einfach mal, dass dir beim Thema "Urlaub" damit der Wochensieg sicher gewesen wäre.
Die Frage was "Arbeit" ist, ist natürlich eine schwierige.
Ich muss dazu mal kurz meinen Hintergrund erläutern. Ich bin studierter Physiker und habe weit über 10 Jahre meines Lebens nur mit Physik in Lehre und Forschung verbracht. Das zeigt sich natürlich auch in meiner Denkweise. Ein "um die Ecke denken" oder "kreativ interpretieren" ist definitiv keine Stärke meinerseits. Ich habe meine Stärken in der Problemanalyse und Konzeptentwicklung.
Damit zum Thema Arbeit:
Der Begriff Arbeit ist mehrfach definiert.
Zum einen gibt es natürlich den Arbeitsbegriff in der Physik. Das ist für mich naheliegend, aber ich sehe auch ein, dass das für 99% der Menschen wohl eher nicht der Fall ist.
Zum Anderen gibt es den Arbeitsbegriff wie man ihn in der Wirtschaft oder der Sozialwissenschaft, usw. findet. Grob gesagt: Die Tätigkeit die dem Lebenserunterhalt, der Einkommenserzielung oder (weit gefasst) dem Überleben dient.
Das sind die beiden (in meinen Augen wichtigsten) Konzepte beim Thema Arbeit. Natürlich gibt es noch mehr. Eine Leistungsabfrage in der Schule wird teilweise auch als "Arbeit" bezeichnet, oder eine wissenschaftliche Abhandlung ist eine wissenschaftliche "Arbeit", usw. usf. Auch in der Umgangssprache ist der Begriff zu finden. Zum Beispiel wird gerne alles als "Arbeit" bezeichnet was eine gewisse Mühe erfordert, oder einen nennenswerten Aufwand. Oder aber auch jede Tätigkeit die man nicht zum Spaß ausführt. Das könnte man noch beliebig fortführen.
Das schöne am 52er ist ja, dass hier jeder interpretieren kann, darf und soll wie er es möchte. Daher ist dort natürlich ein großer Interpretationsspielraum gegeben.
Ich persönlich habe in meinem Bild zum Beispiel drei der obigen Möglichkeiten kombiniert. Zum einen die Arbeit als Begriff aus der Physik. Dann die Tätigkeit als Lehrender an einer Universität. Und schlussendlich noch die Redewendung "nach getaner Arbeit" durch das Wischen der Tafel nach dem Ende der Veranstaltung. Über die fotografische Umsetzung lässt sich natürlich streiten.
Aber das führt ein bisschen vom Thema weg.
Die Frage von Dir war ja: Was assoziiere ich mit Arbeit? Zu allererst natürlich den physikalischen Begriff. Und als zweites vermutlich genau das was Du auch selbst schon als Antwort gegeben hast: Eine Tätigkeit zum Lebens(unt)erhalt.
Und insbesondere zweiteres finde ich sehr schwierig darzustellen.
Zu guter Letzt:
Für mich persönlich muss ein gutes Bild zu einem Thema in mir auch direkt diese Assoziiation hervorufen. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Das passt natürlich auch nicht bei jedem Thema. Aber wenn es um ein Konzept oder einen abstrakten Begriff geht wie in dieser Woche, dann stelle ich es mir gerne so vor: Hätte ich einen Zeitungsartikel zu diesem Thema: Welches Bild würde ich dort als Symbolbild verwenden? Ich hätte mir beim Thema Arbeit zum Beispiel auch gut ein Bild vom Arbeitsamt oder eine Gruppe Menschen die zum Schichtbeginn auf ein Firmengelände strömt, vorstellen können.
Das ist eben mein ganz eigener Ansatz, und das kann ja glücklicherweise jeder sehen wie er möchte.
Häufig ist es dann eben so, dass die Wochensieger im 52er bei mir nicht mal in der näheren Auswahl standen. Und so war es auch diese Woche. Das klare Siegerfoto hätte für mich beim Thema "Hobby" wohl sehr gut gepasst, aber beim Thema Arbeit finde ich es nicht ganz passend.
Jetzt hab ich ziemlich viel geschrieben, ich hoffe das liest sich keiner durch.
Um es kurz zu machen: Ich assoziiere mit Arbeit (im nichtphysikalischen Sinne) die Tätigkeit zum Lebens(unt)erhalt.
Aber davon abgesehen, ich genieße es hier im 52er neue Ideen und Blickwinkel zu sammeln und mich fotografisch weiterzuentwickeln. Und gerade die neuen Sichtweisen die ich hier kennenlerne und die möglichst weit von meiner eigenen entfernt sind, die machen das alles so interessant. Denn Fotografie ist keine exakte Wissenschaft wie die Physik, und das macht es für mich so spannend, kompliziert, verwirrend und faszinierend zugleich.
Viele Grüße,
Harry
P.S.: meinen Glückwunsch an das Siegertrio zu den gelungenen Bildern