Ausstellung 'Ed Atkins & Bruce Nauman' Ed Atkins
Der britische Künstler Ed Atkins gilt als Shooting Star der internationalen Kunstszene. Er wird von den namhaftesten Kurator/innen der Gegenwart gefördert. Darunter sind Massimiliano Gioni, der ihn zur jüngsten Biennale 2013 einlädt, Hans Ulrich Obrist, der ein Interviewbuch publiziert oder Beatrix Ruf, die heuer eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Zürich mit seinen Werken organisiert.
Im Kern von Atkins Œuvre steht die Beschäftigung mit dem Digitalen im Zeitalter gefährdeter Leiblichkeit. Atkins spricht von einem „Digital Divide“ und der Frage, „was es bedeutet, zu denken, zu sehen, und zu filtern hervorgerufen durch das Digitale“ (Interview, Artforum). Geboren 1982 setzt sich der junge Londoner in seinen mit Gegenständen angereicherten Video-Projektionen mit Fragen sinnlicher Erfahrung auseinander. In den letzten vier Jahren ist zu beobachten, wie er sich und mehr von einem Realitätsbezug (zum Beispiel in Form von Found Footage) und fasslichen Dingen löst. Seine 2013 entwickelte Arbeit betitelt sich »Warm, Warm, Warm, Spring Mouths«. Für dieses Video verlässt sich Atkins vollständig auf technologische Möglichkeiten.
Atkins setzt zusätzliche Vermittlungsebenen in seinen Filmen ein. Es sind dies Texte, die am unteren Bildrand in monochromen Balken eingeschrieben durchlaufen und akustische Effekte. Die Sound Spur ist kein Beiwerk. Ton schwillt bei ihm, wie im kommerziellen Kino, oft zu drastischer Präsenz. Er wird verstörend eingesetzt, plötzlich und überraschend in fortissimi oder sich steigernden crescendi, fast immer auf psychedelische Weise schockierend. Drastik, Unvorhersehbarkeit und Energie sind bedeutsam. Trotz des synthetischen Aufbaus sind diese Bilder in der Tat expressiv. Die Themen sind Weltlosigkeit, Isolation, Schmerz, Entfremdung, Tod.
Bruce Nauman
Der 1941 in Fort Wayne im US-Bundesstaat Indiana geborene gehört zu den herausragenden Künstlern der Gegenwart. Er studiert nicht nur Kunst, sondern auch Naturwissenschaften.
Zwei haarlose Köpfe sind hintereinander gesetzt. Beide sind aus schrundigem Plastikguss. Der hintere reckt die Zunge, leckt dem vorderen den Nacken. Der eine ist rosa, der andere grün. Wie bei Ed Atkins steht bei Bruce Nauman die Büste als Sinnbild des Menschlichen. Sie ist Fragment des Körpers und zugleich stellvertretend für sein Ganzes. Am Kopf sitzen die Sinne, das Sehen, das sich ausrichtet, das Tasten, das am Nächsten kommt, das Hören, das von überall her eindringt. Nauman bedient sie alle, setzt sie und uns aus.
Seine Wachsmodelle kennzeichnet eine figürliche Anonymität. Wie in Atkins digitaler Illusion sind sie kopierfähig, replizierbar und stereotyp und dennoch aber von einer greifbaren, manchmal sogar brachialen Körperlichkeit. Es sind Belegstücke für menschliche Begegnungen, ja Konfrontationen. Es geht um Gewalt und um Sexualität, um Berührungen und die Angst vor ihnen, um Nähe und Distanzlosigkeit, vor allem aber um das Leibliche, das sich durch das Sinnliche erschließt. Denn nur aus den Sinnen erschließen sich Entfernungen, nur an Sinnen ermessen sich Räume, solche, die wir intim nennen und solche, die wir anderen einräumen.
externer Link:
www.kunsthalle-mainz.de/de/ausstellungen/
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