Registriert: So 6. Mai 2018, 09:49 Beiträge: 4271 Wohnort: Krakau, Polen
Dann komt heute der letzte Schub, mit einem nicht ganz so unbekannten Warschauer Gebäude in der Hauptrolle.
Am Abend herrschte ein seltsames Licht, was mit dem nahenden, aber doch nicht kommenden Gewitter zusammenhing. Gut zu sehen sind die Details, die schon geputzt worden sind. Der Kulturpalast ist heute, durch Jahrzehnte an Fotos in dunklem Grau bekannt. Tatsächlich pendelt die Originalfarbe irgendwo zwischen hellem Beige oder gedecktem Weiß. In den kommenden Monaten (oder Jahren?) soll er wieder die Originalfarbe erhalten.
Viele Straßen des Vorkriegswarschaus sind nicht erhalten geblieben oder haben einen ganz anderen Verlauf als früher. Auf der Plakette steht: Hier verlief die ulica Pańska.
Gnadenlos von meiner Frau geklaut, die hat den Ort vor vielen Jahren entdeckt. Sie hat aber mit der Perspektive irgendwie bessere Fotos hinbekommen. Ich glaube, es hängt vom genauen Winkel und der genauen Uhrzeit ab, wie gut man die Spiegelung hinbekommt.
Werbung eines südkoreanischen Smartphoneherstellers neben einem Büroturm und als Spiegelung der Kulturpalast. Ihr dürft aus dem Puzzle jetzt eine politische Aussage zusammenbauen.
Und dann bin ich noch in die Łazienki gegangen, Warschaus Park der Bäder. Hier die Fahrradrennstrecke entlang des Königstrakts, die Prachtstraße der Stadt.
Zum Schluss noch das Novotel, in dem ich vielleicht übernachtet hätte, wenn es denn erlaubt gewesen wäre. Vom Fenster direkt rechts neben der Glasfront im obersten Stock habe ich übrigens die #23 bis #25 in diesem Thread fotografiert.
Ganz traurig war ich, als ich im Zug saß. Ich hatte mich ja dazu entschieden, früher nach Hause zu fahren (Fahrtzeit kanpp über einer Stunde statt fast 6 Stunden durch die Nacht), so dass ich während des Sonnenuntergangs unterwegs war. Der war allerdings sowohl in Warschau als auch in Krakau spektakulär, eine Farbenexplosion und unglaubliche Wolken. Vor lauter Frust musste ich dann an den einzigen Ort in Polen gehen, an dem man zu dem Zeitpunkt legal Bier trinken konnte: in den Speisewagen. Es ist nicht bei einem geblieben, auch wenn ich der einzige Gast dort war.
Registriert: So 6. Mai 2018, 09:49 Beiträge: 4271 Wohnort: Krakau, Polen
Letzte Woche war ich beruflich in Warschau und Umgebung. Es war sehr, sehr, sehr, sehr heiß und es gab ziemlich viel zu tun, ein bisschen Zeit zum Fotografieren habe ich trotzdem gefunden. Als Motive dienten mir die Wolkenkratzer, die frisch geputzt das taten, was Wolkenkratzer eben so tun: an den Wolken kratzen.
Fangen wir mal mit dem Cosmopolitan an, an dem sich die Putztruppe gerade abseilt. Ein Wolkenkratzer aus der Architektenfeder von Helmut Jahn.
Weiter geht's mit einem der beiden Widok Towers, die 2020 fertiggestellt wurden. Sie sind nur 95 m hoch, die Straßenlaterne nicht ganz so sehr. Habe mit den beiden Elementen ein bisschen rumgespielt aus verschiedenen Perspektiven. An dem Morgen war das Wetter übrigens sehr dynamisch, Wolken und Sonnenlicht haben sich die ganze Zeit verändert. Aber es war auch schon am frühen Morgen extrem heiß.
Nochmal die Widok Towers, diesmal aber zusammen und mit der Rotunde davor, die restauriert worden ist, aber schon zu sozialistischen Zeiten gebaut worden ist. Warum auch immer, waren runde Gebäude ebenso wie Neonreklame und Mosaike im polnischen Sozialismus ein ganz heißes Ding.
Dann mal wieder der Kulturpalast aus klassischer Perspektive. Lange Zeit war er der höchste Wolkenkratzer Polens, doch das hat sich inzwischen geändert.
Registriert: So 6. Mai 2018, 09:49 Beiträge: 4271 Wohnort: Krakau, Polen
Freut mich, dass es gefällt.
Dann mache ich mal genauso ganz, ganz anders weiter.
Warschau ist eine sehr grüne Stadt, nach Berlin die grünste Hauptstadt Europas. Grünflächen gibt es aber nicht nur in den vielen Parks und Stadtwäldern sowie im Nationalpark am Stadtrand, sondern auch in Wohnsiedlungen.
Im Prinzip ist Warschau ein Dorf, wie auch schon die Volksmusikgruppe "Kapela ze Wsi Warszawa" (
) festgestellt hat, die in vielen ihrer Videos die wilden, natürlichen und ungezügelten Stellen Warschaus zeigt. Und so klingt dann ihre urbane Folklore etwas anders als beim Musikantenstadl, ein ganz, ganz wenig rauer und wilder, aber auch textllich ist die polnische Volksmusik ganz anders.
Vor den Bildern also ein bisschen Volksmusik auf die Ohren, allerdings mit einem Livevideo. Jedenfalls bin ich nach einem ihrer Konzerte müder als nach einer Ganztageswanderung in der Tatra.
(Jazdów-Siedlung), 1945 als erste Nachkriegssiedlung gebaut. Die finnischen Holzhäuser sollten als Provisorium für fünf Jahre für die Arbeiter dienen, die mit dem Wiederaufbau Warschaus beschäftigt waren. Aus den geplanten 5 Jahren wurden ein paar mehr, bis die Siedlung dann 2017 unter Denkmalschutz gestellt worden ist.
Bei der Bearbeitung habe ich versucht, in Richtung eines Stils der 60er und 70er zu gehen. Keine Ahnung, ob es mir gelungen ist, sonst bin ich bei der BEA etwas zurückhaltender.
Jedenfalls hat die ganze Siedlung heute etwas Hippie- und Aussteigerhaftes, was mich an diesen Zeitraum erinnert hat. Eine der Straßen ist auch nach John Lennon benannt.
Einzig die vielen Solidaritätskundgebungen haben einen direkt in die Jetztzeit geholt: In der Siedlung sind auch viele Ukrainer untergebracht, außerdem sind alle der polnischen Bewohner und NGOs in der Ukrainehilfe aktiv.
Registriert: So 6. Mai 2018, 09:49 Beiträge: 4271 Wohnort: Krakau, Polen
Einem Jahr nach dem Aufenthalt geht es mal weiter.
Übernachtet hatte ich damals mal wieder im Novotel, das einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hat, nämlich einen tollen Blick auf die Warschauer Skyline.
Ich hab's ausgenutzt und zu allen möglichen Wettersituationen sowie Zeiten am Tag, in der Nacht und dazwischen draufgefotet.
Leicht ist das übrigens nicht. Man muss dazu das Fenster leicht leicht kippen, die Hand mit der KP (oder sonst einem schmalen Apparat) durchquetschen, dann den Apparat aufs Fensterbrett legen, etwas drunterlegen und das Display auffriemeln, den Fokuspunkt setzen und drauflosballern. Ausschuss ist dabei insbesondere bei den Sonnenauf- und -untergängen sowie Nachtfotos recht hoch.
Registriert: So 25. Nov 2018, 20:57 Beiträge: 5623 Wohnort: Eutin
Moin Jan,
Du hattest es schon angedeutet: Die Vielfalt ist beeindruckend. So mag ich gar kein einzelnes Bild hervorheben. Habe die Bilder einfach genossen, Deine Erklärungen dazu liefern einen guten Eindruck der Stadt
Liebe Grüße Rainer
_________________ Die Optimisten glauben, wir leben in der besten aller denkbaren Welten. Die Pessimisten glauben, das stimmt.
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