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BeitragVerfasst: Di 12. Nov 2024, 18:34 
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Fecit in Cremona – was es noch zu sagen gibt …

Freut mich sehr, dass Euch das Thema gefällt !


@ mein Krakau

nun ja, Profifotograf, nicht wirklich, aber Fotografie ist ein Teil
meiner Arbeit im Zuge von Dokumentieren, Befunden und Be-
gutachten und fallweiser auch photogrammetrienaher Arbeits-
weise.

Es gibt u.a. ein Spezialarchiv in London, da kann man, da es
sich mit Dendrochronologie beschäftigt, Macros oder macro-
nahe Aufnahmen schicken und die Wahrscheinlichkeit Aus-
kunft über das Alter des Holzes bzw. eines Abschnittes zu
bekommen ist hoch.

Die von mir mit Spezialbohrer angefertigten Dendroprofile die-
nen mehr der Beurteilung des Zustandes von Bauhölzern wie
bei Decken, Dachstühlen etc.


Den Anfang nahm mein Interesse bei der ersten Sanierung der
Gravenreuther Hausburg "Hinter der Grieb 10" zu Regensburg,
wo ich in den mittleren 70ern einige Dias zu Holzquerschnitten
angefertigt habe – das Interesse in Hinblick auf Denkmalpflege
entstammt meiner Beschäftigung mit Regensburg sowie auch
einigen Städten in Oberitalien und schlussendlich auch in Wien,
mit Funden bis hin ins 13. JH., Datierung über Ziegelfunde und
Referenzierung über die ehemalige "Schirmböckschen Ziegel-
sammlung".


Ob der Beschäftigung mit Photogrammetrie – noch analog – war
dann das besondere Interesse geweckt, am Institut der TU Wien
gab es das besagte Polaroid Stativ MP-4 … damals war das un-
erschwinglich – heute habe ich drei davon samt Möglichkeit zur
UV-Fotografie und anderen Dingen mehr, speziell von 10:1 (sel-
ten) bis hin zu 1:10 werden Materialmuster und Proben etc. ab-
gebildet, das MP-4 ist eine absolute Empfehlung meinerseits.

Zum Thema Pentax – wenn es eine K-1 III geben wird, werde ich
vermutlich mehrfach zuschlagen, wenn es eine monochrome ge-
ben sollte gleichfalls um meine klassischen Objektive bedienen
zu können. Ich habe lieber mehrere Kameras um nicht Objektive
außer Haus wechseln zu müssen.


abacus


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BeitragVerfasst: Mi 13. Nov 2024, 07:03 
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Asahi-Samurai hat geschrieben:
Danke Abacus für deine ausführlichen Erläuterungen. Es klingt sehr interessant und ich würde mich freuen, über den Erkenntnisfortschritt hier weiter informiert zu werden.

VG Holger


Die nächsten Schritte werden geplant.

Dazu gehört auch die Vermessung des Instrumentes um eventuell
zu der Erkenntnis zu gelangen, ob das "Amati-Zoll", bzw. später
dann das von Stradivari mit 18,66 mm Anwendung fanden. Auch
die f-Löcher und deren Lage sind näher zu untersuchen.

Die Französischen Violinen Amatis sind 18 Zoll lang, sonst beträgt
die Länge 19 Zoll bzw. die der Gebrüder bzw. des Nicolo Amati ha-
ben bisweilen auch eine Länge von 18 3/4 Zoll.

Für Zwecke der Vermessung bevorzuge ich längere Brennweiten
um die Verzerrung* durch die Wölbung der Decke nicht zu sehr
durchschlagen zu lassen. Deshalb ist die Geige auch gleich unter
dem Reprostativ mit der hohen Säule gelandet. Auch bei der Ver-
messung von Fotos der Schnecke ist eine längere Brennweite zu
bevorzugen, denn die ist, siehe Frontal- und Rückansicht, seitlich
auslandend. * wenn ein Foto dann als underlayer für eine CAD-Be-
arbeitung verwendet werden soll.

Zuerst erfolgt eine Grobvermessung um dann zu entscheiden, ob
der Aufwand weiter zu treiben ist. Ein weitere Punkt hiezu ist die
Referenzierung über den Geigenzettel, ob es sich um eine in der
Bauart von oder eventuell doch um ein Original handeln könnte.

Die Strukturanalyse der Geometrie startet mit dem Umrissrecht-
eck. Klassische (Amati)Maße sind z.B. 19/11 Zoll, es wird weiter
bei den f-Löchern zu erkunden sein, ob diese bereits in die
Richtung der späteren Positionierung Stradivaris tendieren oder
noch eher in Richtung der früheren Positionen wie sie zuvor bei
Violinen aus Brescia üblich waren …

Werde auch in das historische Standardwerk des Antonio Bagatelle,
"Regole per la costruzione de' Violini Viole Violoncelli e Violoni … "
von 1782/1786 als postcontemporanee Quelle einzutauchen haben,
wenn man auf die Datumsangabe Bezug nimmt bzw. weitere früher
liegende Quellen heranzieht.

So viel zum aktuellen Stand der Überlegungen.


abacus



Ergänzung

Die erste Vermessung hat ergeben, dass es sich um eine 9/11er, also
um eine klassische 4/4 handelt. Spannender wird, oder wäre es auf
der dendrochronologischen Ebene einzusteigen, bin auf der Suche
nach Informationen zu den Fichten aus dem bosco von Paneveggio
im Trentin, wo es den legendären Geigenwald gibt …


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 Betreff des Beitrags: Re: Fecit in Cremona …
BeitragVerfasst: Mi 13. Nov 2024, 11:54 
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Danke, das geht ja anscheinend ziemlich zügig voran. Vom Geigenwald habe ich bisher noch nichts gehört. Aber da kann ich mich ja kundig machen.

VG Holger


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BeitragVerfasst: Mi 13. Nov 2024, 12:05 
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abacus hat geschrieben:
nun ja, Profifotograf, nicht wirklich, aber Fotografie ist ein Teil
meiner Arbeit im Zuge von Dokumentieren, Befunden und Be-
gutachten und fallweiser auch photogrammetrienaher Arbeits-
weise.


Es ist Teil Deiner Arbeit, erfordert weit mehr als nur schnelles Knipsen und mit dieser Arbeit wirst Du Geld verdienen. Insofern für mich: professionelle Fotografie.

Danke für die weiteren Einblicke. Liest sich interessant. :ja:

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BeitragVerfasst: Mi 13. Nov 2024, 13:20 
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Beiträge: 393
Asahi-Samurai hat geschrieben:
Danke, das geht ja anscheinend ziemlich zügig voran. Vom Geigenwald habe ich bisher noch nichts gehört. Aber da kann ich mich ja kundig machen.

VG Holger


Der befindet sich bei Paneveggio bei der Strada Statale 50,
bei google/google maps "Paneveggio bosco dei violini" ein-
geben und man kommt zum Ziel bzw. zu Infos. Das Areal
im la Val di Fiemme ist um die 2.500+ ha groß, von dort
kam und kommt auf Grund der klimatischen Besonderhei-
ten das beste Holz für Decken der Violinen & Co, Stradivari
z.B. bevorzugte Fichte dieser Herkunft wegen Dichte und
Gleichmäßigkeit der Struktur.


link

https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=5qOJXkz4BIk


Das ist das Spannende im Bereich der Materialkunde sich
auch mit diesen Dingen beschäftigen zu können.


abacus


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 Betreff des Beitrags: Re: Fecit in Cremona …
BeitragVerfasst: Do 14. Nov 2024, 10:25 
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:thumbup:

VG Holger


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BeitragVerfasst: Do 14. Nov 2024, 10:49 
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Beiträge: 393
abacus hat geschrieben:


Ergänzung

Die erste Vermessung hat ergeben, dass es sich um eine 9/11er, also
um eine klassische 4/4 handelt. Spannender wird, oder wäre es auf
der dendrochronologischen Ebene einzusteigen, bin auf der Suche
nach Informationen zu den Fichten aus dem bosco von Paneveggio
im Trentin, wo es den legendären Geigenwald gibt …


Im Zuge der Nachforschungen in Hinblick auf Dendrochronologie gibt
es keine Fortschritte, bislang war dazu im i-net nichts aufzufinden was
den besagten bosco dei violini betrifft. Das Wissen zu dem Thema ist
offenbar vorzugsweise in private Bereiche ausgelagert und so nicht
öffentlich zugänglich und frei verfügbar – es wären daher Gutachten
zu beauftragen … nur das lohnt sich jedoch nicht wenn es sich um ei-
nen Nachbau handelt – auf Grund des aktuellen Wissenstandes ist da
sehr stark davon auszugehen … das Thema ist nunmehr das Papier
des Geigenzettels.

Papier ist ein weiterer Zweig meiner Befassung im Bereich Archiva-
lien, denn historisch interessante Pläne sind auf Papier gezeichnet
und die verfügen über ganz charakteristische Merkmale die sich
sehr gut bis hin zu perfekt zuordnen lassen – das geht hin bis zum
Pausleinen gegen Ende 19 JH.

Ich werde dazu hier eine Beispiel eines Zufallfundes einstellen.


Die Aufzeichnung wurde in den Tiefen des digitalen Archivs gefunden


Bild

Velium Tracing Cloth … Patent 1861 – Herstellerangabe



Dendrologie

Mit dem Bereich der die Dendrologie berührt bin ich denn doch mehr
grobmotorisch unterwegs, ein Beispiel eines Bohrkerns anbei


Bild


Dendrobohrung aus der Nulllinie eines 18er Deckentrams


Dendrobohrung eines 18er Deckentrams aus dem Bereich der Nulllinie
aus 2018-04-16 im Zuge einer Tram(kopf)sanierung, nicht zuletzt auch
zur Rettung einer Stuckdecke. Dendrochronologie ist auch immer mit
ein Thema bei alten Dachstühlen, speziell denen aus der Zeit des
Barock. Da hätte ich denn auch einen Vorfahren der einst im Hof=
Bauamt der Maria Theresia als Hof-Bau=Conducteur speziell für Holz-
konstruktionen zuständig war … leider sind da keine Unterlagen wie
z.B. Schrifttum überkommen.

Die Dendrobohrung hat, siehe Foto auch den Kern des Trams durch-
örtert was mit ein Ziel der Erkundung des Zustandes des Holzes war.


Restauratorische Themen

Ein weiteres gerade aktuelles Thema bei mir ist die Sanierung bzw. ein
restauratorischer Eingriff bei einem Gussreliefplatte des Historismus an
einer Wand, die in Folge von Setzungen des Bauwerkes wie auch dieses
im Zuge des Baus einer U-Bahnröhre in Nachfolge von Baugrundverän-
derungen durch nachfolgende Konsolidierungsvorgänge im Bereich des
hydrostatischen Gerüstes des Baugrundes einen Riss bekommen hat,
abgesehen davon, dass das ganze Bauwerke dabei Putzrisse bis hin zu
Sprüngen bekommen hat, wo dann auch die Unbeschadetheit der bau-
lichen Struktur des Ziegelmauerwerkgefüges zu prüfen ist.

Im Zuge derartiger Themen sind kleine sidesteps, wie eben die Violine
oder auch die denkmalpflegerisch-restauratorische Befassung mit der
Reliefplatte eine willkommenen Abwechslung und auch Anlass zum Teil
neue Wege zu begehen, ich denke da an eine dentaltechniknahe Vor-
gangsweise im Zuge eines ersten Verpressungsversuches im randnahen
Bereich der Platte mit einer speziell aufbereiteten Kalkemulsion. Das ist
das Schöne Techniken aus verschiedenen Bereichen und Disziplinen zu-
sammenführen zu können um effiziente sowie exzellente Ergebnisse bei
diversen Problemstellungen erzielen und es macht Spaß da auch an und
wann im feinmotorischen Bereich unterwegs zu sein.

Zurück zur Geige – Holz und Datierung ist da ein Thema und auf Grund
festgestellter Ähnlichkeiten kann man schon zu Ergebnissen kommen.
Die Hölzer wurden über sehr viele und lange Jahre gelagert, da erst dann
die besonderen Qualitäten zum Tragen kommen. Ich lagere Hölzer für
verschiedene Aufgaben seit Jahrzehnten, so z.B. Lindenholz, da sind die
ältesten Stücke seit über 50 Jahre auf Lager, ich habe bereits zu meiner
Studienzeit Hölzer für spezielle Zwecke auf Lager gelegt wenn mir die
Struktur besonders gefallen hat, Linde für Zwecke des gehobenen Mo-
dellbaus, wie auch Ahorn und andere und eine kleine feine Werkstatt-
ausstattung für Holz, weniger für Metall, da liegt das Interesse bei di-
versen Kupferlegierungen aber auch im Bereich der Edelstähle.


abacus


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BeitragVerfasst: Sa 16. Nov 2024, 15:53 
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Registriert: Mo 25. Apr 2016, 11:54
Beiträge: 393
Fecit in Cremona – carving a bridge …

ich denke, der nächste kleine Baustein auf dem Weg der Wiederbele-
bung wird eine echte Herausforderung - der Steg.

Dazu habe ich folgenden Einblick und eine Anleitung gefunden, die
ich Euch nicht vorenthalten möchte.

https://trianglestrings.com/carving-a-violin-bridge/

Es ist eine echte Kunst einen Steg so anzupassen, dass er perfekt zu
dem Instrument passt und dieses zur Entfaltung bringt – bleibt allein
das Problem der erforderlichen Zeit. An den Werkzeugen mangelt es
nicht, da bringe ich es ohne große Mühe auf 1/10 mm Passgenauigkeit
hin, mehr war bei meinen Anfertigungen in Holz bisher auch nicht er-
forderlich – die Herausforderung liegt bei einem Steg in der Anpassung
an das Instrument, werde mir für die erste Anpassung wohl ein dezen-
tes Artikulationspapier aus der Zahnheilkunde besorgen.

Ich erinnere mich mit Vergnügen an die Ansage einst einer FH-Prakti-
kantin die sagte damals " … Du sollst Holz nicht polieren !" da ich da-
mals bei einem anspruchsvollen Bauteil erst nach dem Schleifen mit
feinstem Papier Ruhe gegeben habe, aber das wunderbare Gefühl so
bearbeiteter Oberflächen – man muß es erst fühlen.

Bei der Suche nach Daten im Bereich der Dendrochronologie, speziell
zu Fichte aus dem "bosco dei violini" bin ich nicht weiter gekommen –
die US ITRDB Datenbank, International Tree-Ring-Data-Bank, liefert
dazu keine Angaben und für den benötigten Zeitraum auch keine aus
einem bezughabenden Standort in der Nähe. Wer sich dort umsehen
möchte, hier ist die Angabe für den Zugang zu den Informationen

https://www.ncei.noaa.gov/products/paleoclimatology/tree-ring

http://hurricane.ncdc.noaa.gov/pls/paleo/fm_createpages.treering


so weit der Stand der Dinge …


abacus


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