Hallo Walter,
mir fällt auf, dass du in den meisten Bildern das Hauptmotiv ziemlich in der Bildmitte platziert hast. Vor ein paar Jahren als ich mit der Fotografie begonnen habe, habe ich das auch so gemacht. Mittlerweile achte ich bei meinen Bildern sehr darauf, jedenfalls in 98 % der Fälle, dass der allgemeine Bildaufbau der Drittelregel folgt. Wenn das on location, z. Bsp. bei sich bewegenden Tieren nicht oder nur sehr schwer möglich sein sollte, schneide ich die Bilder in der EBV entsprechend. Ich bin mir sicher, dass auch deine Bilder von einem entsprechenden Vorgehen profitieren könnten.
Ein weiterer Punkt, der eine Überlegung lohnt, ist der Umstand, dass bei Motivszenen, in denen etwas passiert, in der Regel eine Bewegungsrichtung vorgegeben ist, z. Bsp. dadurch, dass sich ein Tier bewegt, dass es in eine bestimmte Richtung guckt o. ä.. Dem kann man in der Bildgestaltung dadurch Rechnung tragen, dass die diesbezügliche Aktion ins Bild hinein und nicht hinaus läuft. Nimm z. Bsp. Bild #12 (ach ja, eine Nummerierung der Bilder wäre beim nächstenmal auch nicht schlecht), für die durch den Blick der Katze vorgegebene Richtung bleibt bei deinem Bild vielleicht ein Viertel der gesamten Bildbreite. Schneide das Bild jetzt mal so zu (oder halte Papierstreifen auf den Monitor), dass der Luchs, Gepard, Leopard oder was auch immer von der dann entstehenden neuen Bildmitte aus seine Blicke wirft und lass die Richtung, in die das passiert, drauf. Und schwupp, schon ergibt sich ein ganz anderer Bildeindruck.
Wenn ich schon mal dabei bin, noch ein paar Tipps:
Das Hauptmotiv sollte entweder vollständig oder eben im Detail abgebildet sein. Eine Gliedmaße abzuschneiden (Bild #2) kommt meistens nicht so gut. Dasselbe sollte dem Blick des Betrachters auch frei zugänglich sein und nicht durch Hindernisse wie Zweige (Bild #12) Schattenwürfe (Bild #8 und #12) "verundeutlicht" werden.
Zu guter Letzt möchte ich auch noch auf das für mein Verständnis ungeheuer wichtige Verhältnis von Motiv und Hintergrund (HG) zu sprechen kommen. Nimm z. Bsp. Bild #5. Du hast hier ein im Verhältnis zum gesamten Bildinhalt relativ kleines Hauptmotiv, das mittig platziert ist, und dem insofern sowieso schon relativ wenig Bedeutung eingeräumt wird. Wie wirkt sich jetzt der HG, der relativ scharf ist und sehr große Kontrastunterschiede, und die ziehen die Aufmerksamkeit quasi automatisch auf sich, aufweist, auf dieses Szenario aus? Ich denke, die Antwort ist klar.
Es gibt im Netz ungeheuer viele Kriterienkataloge für sog. "gute" Fotos. Ich habe es damals so gemacht, dass ich mir ein oder zwei Gestaltungsprinzipien herausgepickt und dann beim Fotografieren bewusst umzusetzen versucht habe. Und irgendwann sind dann auch die nagenden Zweifel beim Anschauen meiner eigenen Bilder moderater geworden. In diesem Sinne, nix für ungut und
_________________ Beste Grüße aus'm Woid,
Erich
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