Hey cj1pm,
entschuldige bitte die späte Rückmeldung. Ich versuche mal deine Fragen einzeln zu beantworten.
cj1pm hat geschrieben:
1. In DisplayCal habe ich unter Profilierung -> Testform nur die unter Bild #1 angebotenen Testformen, und kein erweitert. Welches wähle ich nun? Habe jetzt mal zu Testzwecken die Standard-Testform gewählt. Und welche Testfeld-Abfolge wähle ich dann (siehe #2)?
Ah stimmt die erweiterte Testform wurde rausgenommen. Die Standardtestform ist sicher ok. Ob die Große oder sehr große Testform für LUT Profile besser ist, weiß ich nicht.
Den Testfeld Abfolge Dialog hatte ich bisher noch gar nicht

Aus dem Bauch heraus würde ich die RGB-Unterschiede variieren. Allerdings sollte die Abfolge eigentlich keinen Einfluss auf das Ergebnis haben.
cj1pm hat geschrieben:
2. Zu Beginn der Messung muss ich ja die Helligkeit am Monitor einstellen. Hier empfiehlt califax 50cd bis 100cd. Ich habe den Bildschirm auf ca. 120 cd eingestellt und das ist mir eigentlich zu dunkel. Hat es Nachteile wenn ich doch wieder auf ca 200cd gehe? Oder kann ich nach der Kalibrierung die Helligkeit ändern wie ich möchte?
Zuersteinmal, nach der Kalibrierung darf kein Wert am Monitor mehr geändert werden. Verstellst du die Helligkeit verändern sich alle Gammakurven, die dann wieder neu eingemessen werden müssen.
Die Helligkeitseinstellung des Monitors ist von vielen Parametern abhängig. Dazu zählt definitiv auch der eigene Geschmack. Eine etwas dunklere Einstellung schont den Monitor, sorgt für bessere Schwarzwerte und liefert im Optimalfall im Druck "richtig helle" Abzüge. Wie hell du deinen Monitor einstellen solltest hängt natürlich auch von der Helligkeit des Raumes ab. Bei direkter Sonneneinstrahlung und einer üblichen Nutzzeit tagsüber können 200cd/m2 durchaus ok sein.
Meine Erfahrung ist, dass man sich nach nur kurzer Zeit daran gewöhnt hat, dass das reinweiß einem nicht mehr in den Augen wehtut
cj1pm hat geschrieben:
3. Mein "Arbeitsplatz" ist im Tageslauf doch unterschiedlich stark belichtet. Sollte ich die Kalibrierung daher lieber nachts durchführen oder ist das egal, da ich ja sowieso die lux messe zu Beginn? Falls es einen Unterschied macht, ist ein vollkommen dunkler Raum besser geeignet oder ist das egal?
Da sind wir bei einem generellen Problem der Kalibrierung. Um die letzten 2% Genauigkeit rauszubekommen, müsstest du unter konstanten Lichtbedingungen arbeiten. Das wird/muss aber kein Hobbyfotograf machen. Die Kalibrerung und Profilierung an sich sollte, sofern der Kolorimeter/Spektralphotometer richtig auf dem Monitor aufliegt, unabhängig vom Umgebungslicht sein, da der Sensor ausnahmslos das Monitorlicht sieht.
cj1pm hat geschrieben:
4. Wie installiere ich das Profil? DisplayCal gibt mir am Ende die Möglichkeit zur Installation (siehe #3). Reicht es hier installieren zu drücken? Wie kann ich die erfolgreiche Installation kontrollieren? Gefunden habe ich nur die beiden Dialoge unter #6 und #7. Was mich irriteirt ist, dass unter Geräteprofil der Systemstandard steht, obwohl ich auch mein Monitroprofil auswählen kann. Sind die Einstellungen so richtig oder muss ich noch etwas ändern?
Wenn ich das richtig sehe, arbeitest du unter Windows richtig?
Die Installationsoption unter DisplayCAL sollte eigentlich ausreichen. In #6 wird ja auch angezeigt, dass das Profil mit dem Monitor verknüpft ist. Eventuell müsstest du den Rechner noch mal neustarten bzw. das Profil anklicken und dann unten rechts "Als Standardprofil festlegen" anklicken.
Der Reiter Erweitert im Menu Farbverwaltung macht für mich im Moment noch keinen Sinn, da müsste ich mich erstmal einlesen.

cj1pm hat geschrieben:
5. Unter #4 und #5 sieht man mein Ergebnis. Kann es sein, dass Gamut-Volume 1,13 beträgt? Das bedeutet doch letztendlich, dass ich mehr als den sRGB Farbraum darstellen kann, oder? Wie "verträgt" sich das mit den Profilangaben unter #3?
Das
Gamutvolumen ist eine relative Messgröße im Vergleich zum sRGB bzw. AdobeRGB Standard. Dein Dell U2415 stellt im Vergleich zum sRGB Standard etwas mehr Farben im Blau-Violett Bereich und im Rot bzw. Grünbereich dar. Das ist gut und normal so
Die
Farbraumabdeckung ist eine relative Größe in der ausschließlich im Referenzfarbraum gemessen wird, welche Farben dargestellt werden. Die Farben, die außerhalb des Farbraums liegen, werden hier ignoriert. Die maximale Größe ist 100%. Dir fehlen 0,3% aller Farben im sRGB Farbraum. Das könnte aber durchaus im Fehlerrahmen liegen und ist soweit nicht schlimm.
cj1pm hat geschrieben:
6. Etwas OffTopic, aber vllt. könnt Ihr mir das ja beantworten. Ich arbeite mit CaptureOne. Nehme ich dann auch das kalibrierte Profil vom Monitor als Basismerkmal, oder behalte ich hier das Profil meiner Kamera (siehe #8)?
Gut, dass du das fragst! Hier kommt es immer wieder zu Missverständnissen.
Kurz gesagt: Nein, du solltest dein Monitorprofil nicht als Kameraprofil verwenden.
Kurze Erklärung: Für eine farbechte Wiedergabe von der Aufnahme bis zum Druck brauchst du ein Arbeitsprofil (sRGB/AdobeRGB), ein Monitorprofil (um die Ausgabe des Monitors zu korrigieren), ein Eingabeprofil (das die Farben aus deiner Kamera korrigiert) und ein Ausgabeprofil (das die Farben des Druckers korrigiert). Im Moment hast du ein Arbeits- und ein Monitorprofil. Um die Farben aus deiner Kamera zu korrigieren, müsstest du bei jeder Lichtänderung ein Farbtarget abfotografieren und daraus ein Eingabeprofil erzeugen. Das macht bei gleichmäßigen Lichtbedingungen bei der Produkt- und (Studio)Portraitfotografie durchaus Sinn, bei der normalen Hobbyfotografie aber eher seltener.
habe ich einen kurzen Abriss zum Thema Farbmanagement geschrieben. Da wird das vielleicht nochmal klarer.
Dein Monitorprofil sollte von CaptureOne automatisch erkannt werden. Um zu überprüfen, ob das auch wirklich der Fall ist habe ich
unter Punkt "3. Wie teste ich, ob meine Software farbmanagementfähig ist?" einen Test beschrieben.
cj1pm hat geschrieben:
7. Ich würde gerne noch einen Laptop kalibrieren. Darf ich hier vorher die Grafikeinstellungen in der Software verändern oder sollte ich den Bildschirm so nehmen, wie er ist?
Laptopdisplays sind in der Regel eher weniger darauf ausgeht Farben gut und korrekt darzustellen. Deswegen gibt es bei der Kalibrierung auch nur wenig Spielraum zur Korrektur. Mit einer Softwarekorrektur verkleinerst du den Korrekturspielraum des Displays sehr wahrscheinlich. Von daher würde ich da alles auf der Werkseinstellung lassen.
cj1pm hat geschrieben:
8. Nebenher läuft jetzt immer der DisplayCal Profil-Lader. Kann ich den beenden oder muss der weiterlaufen?
Läuft der Profil-Lader nur als Prozess oder auch in einem Fenster? Theoretisch sollte der Profillader beim Systemstart aktiviert werden. Danach müsste er beendet werden können. Ganz genau weiß ich das aber nicht, da ich seit ein paar Jahren kaum noch im Windowsuniversum unterwegs bin.
Noch eine kurze Einschätzung zum Monitor und Profil.
Der Dell U2415 ist für den Hobbyfotografen sehr gut geeignet. Die Farbraumabdeckung ist für sRGB perfekt. Die Kalibrierkurven sind hinreichend gleichmäßig. Der Durchschnitts DeltaE (ACCURACY_dE76_avg) Wert liegt bei 0.65 und ist gut soweit. Der maximale DeltaE liegt mit 3.4 durchaus im Rahmen.