Sa 14. Feb 2015, 22:54
Jeder der mal mit Brennweiten >400mm unterwegs war, kennt das Problem: Die Bilder sind oftmals nicht so zufriedenstellend scharf. Ich meine jetzt nicht verwackelt (Stativ sollte da schon fast Pflicht sein und wenn sich das Motiv bewegt, auch eine entsprechend kurze Verschlusszeit ), sondern die Fokus Lage.
Für so ein Motiv braucht es natürlich nicht solchen Aufwand, ganz einfach, weil hier mit ausreichend Abstand zum Motiv und moderater Brennweite fotografiert wurde. Das der Fokus ca. 40cm zu weit hinten liegt, fällt auch bei dem Bild in der Größe kaum auf, zumal Blende 8 für einen Tiefenschärfebereich(*) von >60cm sorgt.
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:31:16
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 240mm
ISO: 100
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
Ganz anders stellt sich das aber da, wenn das Motiv etwas dichter steht und die Brennweite wie im folgenden Bild 500mm beträgt. Sieht das Bild im Web-Format noch halbwegs okay aus, könnt ihr durch Draufklicken ein Halbcrop sehen - der Fokus liegt ca. 2..3cm zu weit hinten (hinter dem Auge) und das Bild ist so für die Tonne.
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:35:47
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 500mm
ISO: 500
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
Die Tiefenschärfe beträgt bei 500mm und Blende F8 gerade einmal 12mm, wenn sich das Reiherauge 3m vom Fotografen entfernt befindet.
Wie kommt man nun zu einem scharfen Bild vom Auge?
Die Blende weiter zu schließen, will ich mit Blick auf die ISOs als Tipp einmal aussen vor lassen.Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:35:47
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 500mm
ISO: 500
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
Zunächst ist es einmal notwendig, eine AF Feinkorrektur der Kamera mit dem Objektiv zu machen. Zum Glück geht das ja mit den Pentaxen recht gut - sogar für bis zu 20 Objektiven. Dabei sollte man auch gleich prüfen, ob nach Justage im Nah-Bereich (z.B. mit dem Traumflieger Tool) auch der Fernbereich passt. Die Justage sollte unbedingt mit passendem Licht gemacht werden; Glühlampen oder Halogen Licht sowie Straßenlaternen Beleuchtung sind ein No-Go, da die Wellenlängen viel zu lang sind gegenüber dem normalen Tageslicht.
Wenn die Kamera so auf das Licht und das Objektiv justiert ist, gilt es, das Motiv so zu positionieren, dass man den verfügbaren Tiefenschärfebereich auch ausnutzen kann.
So ist es z.B. recht ungünstig,
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:37:00
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 410mm
ISO: 160
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
das Auge ist zwar scharf, aber das allein reicht nicht. Ausserdem ist in dieser Position jede kleinste Bewegung des Reihers in Unschärfe zu sehen - trotz 1/400s.
Dankbarer ist da schon diese Ansicht (und wird meist durch kurzes Verharren an selber Position durch das Motive frei Haus geliefert)
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:37:00
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 500mm
ISO: 250
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
und kurze Zeit später kommt noch die für mich am ansprechendsten wirkende Version von Auge und Schnabel
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:37:00
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 410mm
ISO: 200
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
nämlich so, dass es nicht aussieht, als wenn der Reiher einen Kurzschnabel hätte.
Wenn man den Luxus hat, sich Gedanken zur optimalen Sonneneinstrahlung machen zu können (bzw. das Motiv mitspielt), so wird schnell der Unterschied deutlich.
Wirkt das Auge bei seitlicher Bestrahlung incl. der Kopfpartie besser als die Schattenseite zuvor (nun einmal mit "nur" 170mm)
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:38:40
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/500s
Brennweite: 170mm
ISO: 100
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
so kann eine kleine Kopfdrehung das Bild schnell versauen, denn nun ist das Auge ein schwarzer Klecks (Reflektion der Pupille an der gebogenen Augenoberflächen-Innenseite).
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:38:40
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/500s
Brennweite: 500mm
ISO: 125
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
Die finale Betrachtung gilt noch dem Hintergrund. Wenn der Abstand vom Motiv zum Hintergrund sehr groß ist und die Brennweite recht lang, so kommt im allgemeinen ein recht brauchbares Bokeh zu stande - auch bei Blende F8 und Zoomobjektiven. Vielleicht gelingt es aber, eine andere und angenehmere Farbe als das "Teich-Grün" zu bekommen?
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:29:52
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 500mm
ISO: 250
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
In diesem Fall bin ich einmal um das Motiv herumgelaufen und konnte die Spiegelung des Himmels im Wasser als Hintergrund nutzen. Wenn nun der Reiher noch den Kopf etwas dreht, bin ich zufrieden:
Datum: 2015-01-22
Uhrzeit: 19:29:52
Blende: F/8
Belichtungsdauer: 1/400s
Brennweite: 500mm
ISO: 200
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-3
denn nun hat das Bild auch ausreichend Tiefenschärfe - womit wir wieder am Anfang des Beitrags sind.
Hinweise:
Alle Bilder mit dem Sigma 50-500, AF einjustiert auf die K3 bei 2m und 30m Entfernung für 150mm und 500mm Brennweite. Stabiles Stativ und meist Fernbedienung. Der AF wurde vom Auslöser getrennt (
AF-2 aktivieren), damit das Fokussieren und das Auslösen nicht miteinander gemischt werden (falls ich mal nicht mit der Fernbedienung auslöse) - und ausserdem ermöglicht das, den Fokuspunkt nicht ständig nachgeführt zu bekommen, wenn sich das Motiv bewegt.
Für die Berechnung der Schärfentiefe gibt es ein
von Erik Krause.
Das Traumflieger Tool zur Feinjustage der Fokuslage kann nicht nur in DIN A5, sondern auch in DIN A3 oder gar A2 ausgedruckt werden und taugt dann auch für Fokusjustagen mit mehreren Metern Abstand.
Allen Bildern (nur nicht beim ersten) liegt ein Halb-Crop hinter; bitte auf das Bild klicken, dann öffnet sich das größere Bild in einem neuen Fenster des Browsers.
(*) in diesem Beitrag wird der Begriff Tiefenschärfebereich wie Schärfetiefenbereich verwendet. Für mich meint Beides dasselbe und ich möchte hier bitte keine Begriffs-Definition führen. Danke.