Mi 12. Feb 2025, 21:17
Intru hat geschrieben:naja beim "drauf schreiben und löschen" "verschleißen" die betroffenen Bereiche der SD Karte (ist bei SSDs genauso) und wenn ich nur die einzelnen Bilder entferne, dann ist es ja auch nur ein kleiner Bereich...
Beim Formatieren dagegen wird die komplette Karte "belastet" - auch die unbeschriebenen Stellen, die beim "verschieben" von einzelnen Bilder unbelastet blieben.
Nee, beim Löschen werden die Dateien nicht wirklich überschrieben, sondern es wird nur der Verzeichniseintrag gelöscht und wieder freigegeben. Auch beim Formatieren wir nicht die ganze Karte überschrieben, sondern nur das Inhaltsverzeichnis. Das würde sonst sehr viel länger dauern als nur ein paar Sekunden. Streng genommen ist der Begriff "Formatieren" irreführend. Flashspeicher sind adressierbare Speicherarrays, die werden überhaupt nicht formatiert. Das, was man bei einer neuen SD-karte oder SSD formatieren nennt, ist nur das Anlegen eines Dateisystems. Der Begriff hat sich aus dem Pleistozän des Computerzeitalters erhalten, und jeder verwendet ihn. Magnetische Festplatten werden formatiert, aber heutzutage nur einmal vom Hersteller, und danach nie wieder.
Die Nutzung einer SD-Karte in einer Kamera ist ja auch nicht mit einer SSD in einem PC vergleichbar. Beim Fotografieren werden nur Schreibvorgänge auf freie Speicherblöcke durchgeführt, belegte Blöcke werden nicht ständig überschrieben. Und nach dem Löschen am PC oder in der Kamera werden die Blöcke auch nicht gleich wiederverwendet. Ein Schreibvorgang auf einen Speicherblock ist somit ein recht seltenes Ereignis, die "Abnutzung" ist daher minimal, und es macht keinen Sinn, selektiv Bilder oder Verzeichnisse zu löschen, um die Karte zu schonen. Im Gegenteil: Wenn man seine Bilder auf der Karte liegen lässt, werden diese Blöcke erstmal nicht mehr angefasst, und stattdessen neue, unbenutze Blöcke beschrieben. Bei einem PC-Betriebssystem, das pausenlos wild auf der Platte liest und schreibt, ist das etwas anders, aber SSDs sind auch dafür spezifiziert.
Der Kartencontroller erkennt es, wenn es Lesefehler auf bestimmten Blöcken gibt, und verwendet die nicht mehr. Natürlich ist eine SD-Karte trotzdem irgendwann "durch". Wenn gehäuft Probleme mit einer Karte auftreten, ist es besser, sie zu ersetzen. Aber bei guten Markenfabrikaten (Samsung, Kingston etc.) dauert das Jahre. Die Karten, die ich bisher aussortiert habe, waren alles Uralt-Noname-Karten, die teilweise 10 jahre im Einsatz waren. Ein oder zweimal war eine neue Karte nach kurzer Zeit defekt, vermutlich Produktionsfehler.
Generell muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass SD-Karten ein Consumerprodukt und kein sicheres Speichermedium sind. Den Herstellern ist das herzlich egal, wenn irgendjemand seine Bilder verliert, solange das nicht so oft vorkommt, dass das Produkt in Verruf gerät, oder so früh, dass die Garantie greift. Also Datensicherung nach einer Fotosession sollte schon immer erfolgen.