Es gibt auch noch Fotofreunde und Begeisterte und sogar Berufsfotografen, die nicht von Pentax weg, sondern zu Pentax hinwechseln. Das hab ich, nein, das haben wir (meine Frau machte da begeistert mit) im Januar 2013 durchgezogen. Es kann schon sein, dass Pentax an der kurzen Leine gehalten wird, vielleicht ist es auch nur eine viel zu vorsichtige oder fehlgeleitete Strategie. Auch ich hab mir im Vorfeld darüber Gedanken gemacht und mich gefragt, warum sie nicht stärker ins Rampenlicht treten. Taugen die denn wirklich nichts? Ist das alles nur Müll? Sollten die besser die Klappe halten?
Natürlich nicht! Das ganze Gegenteil.
Wir beide sind u. a. Mitglieder in einem kleinen, aber sehr renommierten Fotoclub, wo es noch richtig zur Sache geht. Keine Vereinsmeierei, viel Arbeit, eine eigene Jugendgruppe, gemeinsame Fotoreisen, Seminare und Schulungen, gemeinsame Ausstellungen. Also: viele richtig aktive Leute und eben Fotografen, die sich nicht mit Fotografie beschäftigen, weil es hipp ist, sondern weil sie echt Spaß an der Sache haben und es sie erfüllt. Selbst unsere Berufsfotografen - haben wir sogar einige zu bieten - profitieren sehr vom Verein und vom Wissen der Leute da.
Man hat uns damals wie Außerirdische angeschaut, als wir zum ersten Mal unsere Pentax (damals zwei K-3) ausgepackt haben. Unverständnis im Gesicht, misstrauische Blicke, unklare Erwartungen, hochgezogene Augenbrauen - aber keine blöden Sprüche. Sie kannten mich und wussten, das so ein Wechsel gut kalkuliert und vorbereitet war. Trotzdem gab's stille Aufregung - und ich genoss es!

Wir waren die ersten seit vielen Jahren, die sich der Marke Pentax wieder zugewandt hatten.
Es hat nicht lange gedauert und man hatte alle Zweifel ausgeräumt, als Ergebnisse präsentiert wurden. Da machten Fotos die Runde, die auf gemeinsamen Ausflügen und Workshops entstanden waren, die man also direkt vergleichen konnte und wir ernteten ein ehrliches "Wow! Das hätt' ich nicht für möglich gehalten! Und das ist wirklich nur eine Halbformat? Echt jetzt?" oder "Wie hast du denn das hinbekommen? Meine waren alle unscharf und verwackelt...", "Mann! Sind echt knackig. Diese Details!"
Gibt es eine bessere Werbung als Überraschung in den Köpfen der Mitbewerber?
Mein Händler vor Ort - ein relativ kleines Geschäft mit Dienstleistungsbereich, der neben allen Marken auch gelisteter Pentax-Händler ist und seine eigenen Studioarbeiten mit einer 645er bewältigt - hat mich damals mehrfach gefragt, ob ich so einen radikalen Schnitt wirklich machen wolle und ob ich mir das gut überlegt hätte. Ich glaube - wir haben im ersten Anlauf für zwei unabhängige Systeme und kompletter Nahkampfausstattung fast einen Kleinwagen bei ihm gelassen - er hielt mich noch lange für komplett bescheuert. Vielleicht hatte er auch ein mulmiges Gefühl. Bei jedem Zusammentreffen hat er mich gefragt, ob ich zufrieden sei, ob alles funktioniert und wie es mit der Pentax eben so ist. Also hab ich ihm Nachtaufnahmen, Studiobilder, Action- und Sportaufnahmen mitgebracht und ihm geschildert, wo und wie sie entstanden sind. Seitdem fragt er nicht mehr. - Er weiß es.
Schließlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Ich hab nur hinzugefügt, dass ich jetzt wieder "gerne" fotografiere und dass es für mich wieder "echtes Fotografieren" ist.
Seit diesem Zeitpunkt macht er mit mir Werbung für Pentax. 'Er kennt da so einen Verrückten und seine Frau. Die sind damals mit Erscheinen der K-3 zu Pentax gewechselt, haben ihre komplette vorherige Ausrüstung verkauft... Die haben sich folgendes neu angeschafft... Hier sind ein paar Bilder von ihm... Der läuft zu Fuß quer durch die Namib... oder bei -30°C durch Mittelnorwegen...'
Da die Welt klein ist, kommt einem das natürlich zu Ohren, z. B. von Fotofreunden (Olympus-Fans), die sich beim Händler die (noch nicht lieferbare) K-1 unbedingt anschauen wollten - interessehalber. Ja, so fängt's an!
Pentax' eigene Werbestrategie ist nur schwer zu verstehen. Ich kann nur hoffen, dass es klare Absicht ist und man nicht versucht, zukünftig zum Giganten aufzustreben. Erinnern wir uns mal: Pentax war jahrzehntelang Weltmarktführer im Kamera- und Objektivbau und hat am Ende fast alles komplett vergeigt. Dann war lange Jahre Ruhe und es war nicht mehr als ein Schattendasein - und das ist es auch noch. Aber ist das schlecht? Für die Nutzer kaum! Das mag für das Unternehmen sicherlich eine ungewisse und unruhige Zeit gewesen sein. Bekanntheit = Marktsicherheit = Kapital. Leider (heutzutage)!
Man wurde gekauft und wieder verkauft, es kam zur "Neugründung". Aber trotz des Chaos und der Wirren hat man mehrere Marktlücken besetzt, gut ausgebaut und kann sie auch locker verteidigen. Man hat mittlerweile Erfahrung! Solange man nicht wieder zum Branchengiganten aufsteigen will und Pentax / Ricoh Imaging "klein und fein" bleibt, kommen überzeugende Produkte auf den Markt. Die K-3 hat z. B. meine Frau und auch mich überzeugt. Schon die K-7 haben wir aufmerksam betrachtet, die K-5 nicht minder.
Ich glaube, für gute Produkte reicht die normale Werbung, die man heute aus dem Fernsehen, aus Zeitungen, aus dem Netz und von Messen kennt, nicht mehr aus. Wir sind abgestumpft, sind den ganzen Mist, der pausenlos auf uns hereinprasselt überdrüssig. Mittlerweile kann man sogar Erscheinungen beobachten, die den Effekt regelrecht umkehren. Es kommt zu regelrechten Kontraerscheinungen, zu Verweigerern. Gerade weil "die" penetrant Werbung machen, wir genau das beworbene nicht gekauft - sondern die stille Konkurrenz.
Ich hab es nicht bereut, meine Frau auch nicht. Wir haben alles, was wir brauchen, egal, ob von Drittherstellern breite Unterstützung erfolgt oder nicht. Es gibt nur weniges in unserem Sortiment, was nicht mit Pentax beschriftet ist. Inzwischen ist das Zubehörangebot richtig sinnvoll und ungewöhnlich schnell (für Pentax) gewachsen. Wir haben einzig zwei SIGMAs in Verwendung, der Rest - und das ist schon ziemlich viel - ist alles Originalzubehör. Na gut, die Handschlaufen hab ich modifiziert. Mir ist zwei Mal die Bodenplatte gerissen. Jetzt ist sie einer selbstentworfenen und aus gutem Werkzeugstahl gewichen. An Tamron scheint sich Pentax wieder anzunähern. Auch wenn Tamron nicht auf den Objektiven steht, gibt es - wenn ich das richtig im Blick haben - schon zwei neue Linsen, die von Leuten aus Aomori für Pentax exklusiv gefertigt werden. Immerhin, das ist auch eine Methode!
Vertrauen kann man sich auch mit "kurzer Leine" verdienen, vielleicht erst recht...
Gruß an euch!
Arne