So 20. Mär 2022, 19:17
Hallo Bernd,
vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!
Die Zeit, dich mit Philipps Musik auseinanderzusetzen, die Zeit, alles zu reflektieren, mit deinen musikalischen Wurzeln übereinander zu legen und nicht zuletzt die Zeit, deine Gedanken dazu hier zu schreiben! Dankeschön!

Aus meiner ganz subjektiven Sicht hat Philipp mit seiner Platte, die in den nächsten Tagen erscheinen soll einen Punkt erreicht, an dem er mit gutem Gewissen sagen kann, dass, wenn sich der Erfolg nicht einstellen will, alles in seiner Macht stehende getan hat und es wohl einfach nicht sein soll. Seine Reimtechnik, seine Stimm- und Atemtechnik, sein Gefühl für Rhythmus und Tempowechsel hat ein Niveau erreicht, dass selbst in der Szene einfach nur bei ganz wenigen zu finden ist!
Das einzige, was man ihm jetzt noch vorwerfen könnte wäre, dass seine Musik eben nicht stromlinienförmig genug für die Majorlabel-Heinis ist.
Vor zwei Jahren stand er kurz vor der "großen Bühne" als er den wohl wichtigsten deutschsprachigen Rap-Contest gewonnen hat, ihn ein Musikjournalist, vor dessen Meinung er sich fürchtete in den Himmel gelobt und ihm mit zum Sieg verholfen hat. Und dann kam vor dem Event Corona. Dass dann auch den etablierten Künstlern nur noch die Onlinekanäle blieben, hat es für die Newcomer noch schwerer gemacht, Aufmerksamkeit zu erlangen.
Ich erinnere mich an Gespräche in denen er uns erklärt, wie die Reime seiner Songs aufgebaut sind, 12, 16, 24er, wie ihm ständig diese Reimmathematik bei jedem neuen Wort was er verwenden könnte im Kopf herumschwirrt, Tempowechsel usw., wie er sich schon als kleiner Junge auf der Fahrt zu unserer Familie nach Thüringen auf der Rückbank zusammengekauert stundenlang mit seinem Schreibblock gebastelt, geknobelt, gebaut hat und wie man in seinen frühen Songs als aufmerksamer Zuhörer gemerkt hat, wo es noch harkt. Dann jahrelanges Rappen auf Beats, die schon dutzendfach verwendet wurden, weil einfach nichts eigenes da war und dann vor einigen Jahren sein Weg nach Hamburg, wo er in Björn einen ganz wichtigen Freund gefunden hat, der ihn nicht nur sein Studio zur Verfügung stellen konnte, sondern ihn von Anfang an als Produzent und auch mental unterstützt hat mit einem unbändigen Glauben an Philipps Talent und seine Fähigkeiten! Und wie die beiden um sich eine Crew aufgebaut haben, die sie unterstützen. Wie er seit seiner Schulzeit sein ganzes Dasein dem Ziel unterworfen hat ein Rapper werden zu wollen der es schafft, das war für uns als Eltern auch nicht immer einfach, kannste glauben!
Man sieht es den relativ kurzen Musikclips von außen nicht an, was dort von der Grundidee eines Songs bis zum fertig gemischten Titel, bis zum Releasedate des Videos für eine Arbeit, für ein Organisationsaufwand, welche Logistik, welche Rückschläge und nicht zuletzt Ausgaben drin stecken.
Schnell klickt man rein, denkt "Pfff, nicht meine Musik ..." und klickt wieder raus, ohne den 'Daumen hoch' da zu lassen, ist ja nicht meine Musik.
Deswegen noch einmal mein ganz herzliches Dankeschön an dich, Bernd!
Es ist dabei ja ganz egal, um welche Musik
richtung es geht! Solche Geschichten spielen sich immer wieder ab! Egal, ob es das kleine Mädchen mit der Zahnspange ist, das aus Leibeskräften Zombie von den Cranberries in den Besenstiel schreit oder den kleinen schüchternen Hinterbänkler, der in der Garage seine Gitarre quält oder eben den Rapper, der seine Bars im Schulbus in seinen Schreibblock kritzelt und von niemandem für voll genommen wird.
Mir ist es scheißegal, ob das nun meine Musik ist.
Ich drücke allen von denen meine beiden Daumen!
Dankeschön Bernd!