Sa 14. Feb 2015, 17:52
Moin Moin,
der ein oder andere hat es vielleicht mitbekommen, ich trenne mich von meinen schärfsten Objektiven.
Das Sigma 35 1,4 ART - 18-35 1,8 ART - 85 1,4 DG fliegen aus meinem Equipment.
Warum tue ich das, wo ich doch mehr als zufrieden mit der Abbildungsqualität dieser Objektive bin?
In der tat sind das rasiermesserscharfe Objektive und genau aus diesem Grund fliegen diese auch raus - paradox!? Ja und Nein.
Ich habe folgendes bei mir festgestellt. Und bitte, das ist wirklich jetzt eine ganz persönliche Sache. Immer wenn ich diese Objektive an
der Kamera hatte, existierte bei mir im Hinterstübchen der Gedanke, dass es jetzt auch sauscharf werden muss. Ob es für das Bild
von Vorteil ist oder nicht spielt erst mal keine Rolle, aber die Konzentration auf das Scharfe rückte vor die Konzentration auf das
Bild und die Gestaltung. Dieses ist mir in letzter Zeit sehr stark aufgefallen und behindert mich das gesehene mit Gefühl auf den Sensor
zu bannen. Mit dem 16-50 und dem 50-135 laufe ich wesentlich entspannter durch die Gegend und fotografiere mit richtig Spaß in den Backen
und so soll es auch sein.
Ein weiteres Beispiel halte ich auch für sehr bemerkenswert. Bei vielen Fotos, die ich hier eingestellt habe, und die auch bei vielen hier
positiv aufgenommen wurden, steht ganz bestimmt nicht die Schärfe des Bildes im Vordergrund sondern eher die Harmonie im Bild.
So ergeht es mir auch immer beim Betrachten andere Fotos. Ob dieses hundertprozentig scharf ist ist mir eigentlich Wurscht, wenn das
Bild Emotionen und Gefühle überträgt. Das Bild sollte mich irgendwie berühren und das macht es nicht dadurch, dass es gestochen scharf ist.
Was auch ein sehr schönes Beispiel in eine andere Richtung ist - fällt mir gerade spontan ein - sind die Holzkopp Bilder von Ursa.
Nicht das sie nicht scharf wären, im Gegenteil, aber da hat doch bestimmt jeder als letztes draufgesehen, wenn überhaupt.
Die Fotos sind einfach genial in ihrer Gesamtheit und darauf kommt es an! Oder wen interessiert bei Street die letzte Schärfe? Die Situation
ist entscheidend. Nun gibt es natürlich auch Fotografien die Dokumentarisch sind. Dazu zähle ich z.B. Makroaufnahmen. Schön anzusehen, aber berühren
tuen diese nicht. Die sollen natürlich scharf sein. Mach ich aber nicht.
Viele berühmte Fotografien des letzten Jahrhunderts sind sicherlich Meilen hinter der Schärfe heutiger Fotos zurück und trotzdem sind sie
herausragend. Sie vermitteln den Augenblick, auch Jahre später noch, und sollen anregen. Dieses erreiche ich nicht mit Schärfe bis in letzte Detail.
Wie komme ich auf diesen Gedanken? Zwei Dinge haben entscheidend dazu beigetragen. Zu einem mein neues 16-50. Dieses Objektiv war
sicherlich ein Glücksgriff in Sachen Schärfe. (Eine Gurke brauch ich natürlich auch nicht). Aber das harmonische Bild das dieses Objektiv erzeugt
hat für mich noch vorher keine andere Linse geschafft. Damit wurden die Sigmas bei mir eher zu Ballast in Sachen Gewicht und in Sachen Zugzwang
das es jetzt doch bitte auch sauscharf werden muss. Der zweite Anstoß kam wieder einmal für mich von Hannes. Er hat mir schon öfter den kleinen Stoß
in die richtige Richtung gegeben (und dafür nochmals vielen Dank an Dich, falls du dieses hier lesen solltest). Hannes erwähnte bei einem Kommentar
zu einem meiner oder mehreren Fotos einer Serie, das das 50-135 dem 85er doch in nichts nachstehen würde. Leider finde die genau Ausdrucksweise
nicht mehr, ist aber auch nicht so wichtig. Mir ist Sinn dieses Satzes hängengeblieben und hat mich die ganze Zeit im Unterbewusstsein beschäftigt. Nach dem Kauf
des 16-50 hatten wir nochmal eine kurze Unterhaltung und hier wurde für mich endgültig klar, das ich dieses ganze schärfe Gedöns überhaupt nicht brauche. Ich
schleppe sozusagen Schärfe als Ballast mit mir rum. Seltsam? Ja! so bin ich halt.
Ich will mich auf das wesentlich konzentrieren und darum fliegt alles was mich ablenkt raus. Und hier war und ist ein ganz großer Anschubser für mich StaggerLee.
Er ermutigt mich immer wieder rauszugehen und weiter Fotos zu machen und noch nie ging es um Schärfe, das ist einfach nur Nebensache. DANKE DIR!
Dieses Statement soll natürlich keinen davon abhalten meine Objektive zu kaufen

. Sie sind scharf und technisch Top. Jeder muss für sich den richtigen
Weg finden für schöne Fotos, denn nur darum geht es ja meistens hier und das ist gut so!
Ich denke, das dieses Statement auch die ein oder andere PN an mich beantwortet, warum ich mich von den schärfsten meiner Objektive trenne. Ob ich
das später bereue? Keine Ahnung, werde ich sehen! Wenn es so sein sollte, kauf ich mir eben was Neues.
Bis demnächst und lieben Gruß, Heiko
Zuletzt geändert von Hooky69 am Sa 14. Feb 2015, 19:38, insgesamt 1-mal geändert.