Hallo zusammen,
seit etwa einem Monat fotografiere ich mit meiner geliebten K1 und der Sony Alpha 7R IV. Vielleicht interessieren ja meine Erfahrungen im Vergleich der beiden Kameras. Pixelpeeper und Technikfreaks können den Threat beruhigt ignorieren, es geht um Feeling und Erfahrungen. Die K1 habe ich seit Jahren und bin damit nach wie vor glücklich und zufrieden. Es sollte aber eine Backup-Kamera her, einfach weil sie nötig ist. Zu erst habe ich auf den K 3-Nachfolger gewartet, aber als sich herauskristallisierte, dass da "Modelpflege" zu erwarten war habe ich mich bei Nikon und Sony umgeschaut. Warum? Das Backup sollte zugleich die Bereiche abdecken, in denen die K1 nicht erste Wahl ist. So wurde es die Alpha 7R IV.
Ich war und bin immer noch überrascht, wie groß der Unterschied beim Fotografieren ist. Bisher habe ich alle Kameras, die ich je hatte (alles Pentax) bei Lieferung ausgepackt, Objektiv drauf, "M" eingestellt und erstmal drauf los fotografiert. Da kamen natürlich nicht die besten Fotos heraus, aber so nach 50 Bildern hatte ich i.d. R. die Kamera im Griff, kannte ihre wichtigsten Eigenheiten und die Ergebnisse wurden besser je meht Fotos ich damit machte. Mit der Sony habe ich das genauso versucht, keine Chance, völliger Fehlschlag. Die machte was sie wollte, nicht was ich wollte. Beispiel: Zeit und Blende eingestellt, ISO auf 100 und fotografiert. Ergebnis: Schrott, ISO hatte sich auf 12000 verstellt. Selbst das wäre bei der K1 kein unlösbares Problem gewesen, bei der Sony waren die Fotos völlig verrauscht und nicht zu gebrauchen. Bei der K1 habe ich das Handbuch zu Rate gezogen, wenn es Unklarheiten gab. Bei der Sony war erstmal Handbuch lesen, Sony-Onlinhilfe studieren und Youtube durchwühlen. Nach ca. 8 Stunden (!) verteilt auf 3 Tage hatte ich die Sony eingestellt und die Menues angepasst. Ohne das geht garnichts. Danach dann wieder Probefotografieren und Überraschung (!) alles funktioniert. Aber wie? Ich fühlte mich zurückversetzt in die Frühzeit der "Knipsomaten" von AGFA vor 40 Jahren. Zeit + Blende und klick, Foto i.O. Fotografieren mit der K1 ist ein sinnliches Erlebnis, ich habe diesen Klotz in der Hand, sehe im Sucher, was ich ohne ihn sehe und passe dieses Sehen durch Technik (Zeit/Blende/ISO/Ausschnitt) so an, dass ich das Bild habe, was ich haben wollte. Ganz anders die Sony, ich sehe nicht das was ich sehe, ich sehe, was die Kamera aus dem Sehen machen würde, jedenfalls wenn es hell genug ist. .... und dann "klick". Sprich: Ich versuche nicht die Wirklichkeit fotografisch darzustellen, ich passe das Foto so an, dass es der Wirklichkeit und meinen Vorstellungen entspricht.
Interessant wird es, wenn man Lichtformer und Blitzlicht einsetzt. Mit der K1 ist das überhaupt kein Problem, durch den sauguten optischen Sucher. In der Sony ist das Blindflug. Schwarzer Sucher, der dann durch Blitz kurz aufgehellt wird. Das ist reines Glücksspiel, Kamera auf Stativ, geschätzte Blende und Zeit einstellen, scharf stellen mit einem Hilfslicht, Hilfslicht "aus" und Probefoto. Nach Optimierung kein Blick mehr durch den Sucher, sondern direkt z.B. auf das Model und dann auslösen, wenn man denkt, das es passt. Das ist MURKS! Mit LED-Dauerlicht in den Lichtformern ist es aber kein Problem.
... und schon hat man das nächste Problem: Auf den Fotos sieht man ALLES, auch das, was man nie sehen wollte. Durch die 61 Megapixel sind die extrem scharf und hochauflösend. Kleinste Hautunreinheiten oder Fältchen, absolut sichtbar. Die K1 ignoriert sowas ganz lässig, bei der Sony ist hinterher Lightroom angesagt. Lightroom 6.14 kann aber nicht mit dem Sony-Raw-Format. Da helfen bei Portraits nur leichte Teles (z.B. 135 mm) und entsprechender Abstand zum Model.
Die letzten 2 Wochen habe ich fast ausschliesslich mit der Sony fotografiert, um fit zu werden. Die Ergebnisse sind gut und das ist eine wirklich extrem gute Kamera. Ihre schnellen AF-Funktionen (inkl. Augenfokus auch für Tiere!) sind überragend, ihre Serienbildfunktion ist Welten vor der K1, ihr Gewicht ist angenehm leicht im Vergleich zur K1. In der Haptik und im Gefühl kommt sie aber nicht an die K1 heran. Ihre Auflösung macht aber auch Dinge möglich, die mit der K1 undenkbar wären. z.B. ein Crop aus einem Querformat in Hochformat hat immer noch eine höhere Auflösung als die K1 im Normalbetrieb, man hat quasi immer noch eine Telebrennweite dabei.
Wie dem auch sei, heute Nachmittag ziehe ich mit der K1 los und erhole mich von der Sony.

Auch wenn die K1 fast antiquiert wirkt gegenüber der Sony, wird sie meine Erstkamera bleiben, dieses Gefühl Fotograf zu sein und nicht Sklave der Technik ist unbezahlbar.
Liebe Grüße
Norbert