Di 13. Nov 2012, 19:53
Lillaja hat geschrieben:Ich habe mal eine Frage an euch.
Ihr macht so schöne Bilder von Menschen, viele im öffentlichen Raum. Haltet ihr dann einfach drauf?
[...]
Muss ich da noch abgebrühter werden? Oder mir ein besseres Zoomobjektiv zulegen, so dass ich aus dem Verborgenen heraus fotografieren kann?
Wie geht es euch da und vergeht das nach einer zeit?
Hallo Martina!
Deine Fragen sind nicht einfach zu beantworten, aber einige gute Tipps hast du ja schon bekommen.
Nur mal ein paar Gedanken dazu:
Als erstes muss ich dir sagen, dass ich z. B absolut nicht abgebrüht bin, wenn ich street-Aufnahmen mache.
Es geht mir öfters so, dass ich gute Motive erkenne und sehe, aber mich dann auch nicht traue, den Auslöser zu drücken.
Es gibt Tage, da gelingt einem nichts und Tage, da machst du den Schuss des Monats oder auch des Jahres.
Bei mir sind mehrere Faktoren wichtig:
Ich muss Lust zum Fotografieren haben und selber gut drauf sein.
Ich muss meine Kamera mögen und mir ihr auch vertraut sein!
Je mehr sie ein Teil von mir ist und je selbstverständlicher ich sie handhabe, desto weniger werde ich mit ihr auffallen.
Die guten street-Aufnahmen sind meist nicht vorher angefragt, sonst sind sie gestellt und die Atmosphäre geht kaputt.
Wenn man ein Bild wirklich haben will, dann riskiert man auch etwas dabei. Wenn man zu lange überlegt und abwägt, ist die Szene vorbei.
Manchmal muss man eine gut "Szene" blitzschnell als solche erkennen und abdrücken, oder auch schon Sekunden vorher kommen sehen. Das ist schwierig zu vermitteln.
Das kann man sicherlich auch schulen.
Manchmal sehe ich eine interessante Szene, einen Menschen, und dann verfolge ich ihn oder passe einen günstigen Moment ab. Das gelingt auch nicht immer.
Es gibt aber auch Momente, wo du Personen oder Szenen nicht direkt erkenntlich fotografieren musst, und die Bilder sind trotzdem schöne streets.
Das ist für mich auch ein Kunst, die ich noch verfeinern möchte.
Für den Anfang ist eine gewisse Fluchtdistanz sicherlich nicht schlecht, bessere Bilder gibt es allerdings, wenn du näher ran gehst.
Wenn du nach (oder auch vor) einer Aufnahme von dir überzeugt bist, genügt oft ein Nicken, ein Lächeln, eine freundliche Ausstrahlung, um eine nonverbale Zustimmung einzuholen.
Natürlich musst du auch damit rechnen, dass du negative Reaktionen erhälst, das mag daran liegen, dass du zufällig auf einen Psychopathen gestoßen bist, oder auch daran, dass deine Unsicherheit dazu einlädt.
An meinen wenigen bisher erlebten negativen Reaktionen war ich nahezu fast immer selber Schuld.
Aber ein bisschen dreist muss man manchmal schon sein, sonst kommt man zu nichts.
Oh je, ich lese lieber nicht nochmals durch, was ich hier geschrieben habe.