Da ich im Stackingschlittenthread erwähnte,daß ich aufgrund der ziemlich beengten Situation im Gehäuse nun doch eigene Platinen entworfen habe, dachte ich mir, vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen wie so etwas eigentlich funktioniert.
Im Grunde genommen ist es nicht anderes als quasi analog Fotografieren.

Also machen wir heute so etwas wie die Sendung mit der Maus.

Zuerst macht man in einem Programm einen Schaltplan, die virtuellen Bauteile werden platziert und generiert daraus das Platinenlayout.
Ich drucke es mir ganz gerne aus um mit dem Papierauschnitt zu testen ob es denn überhaupt gut reinpasst in das Gehäuse, Gerät, etc. ganz nebenher nutze ich es als Schablone um das Platinenmaterial zu schneiden.
Das Blaue da ist ein "Platinenrohling", der hat bereits einen Fotolack drauf, dieser reagiert auf den UV Anteil im Licht, daher hat es eine Schutzschicht.

Der Rohling wird zurechtgesägt (einfach), Platinen Ober und Unterseite werden auf Folie ausgedruckt (auch noch einfach), jetzt werden die beiden Folien so lange geschoben bis die Pins deckungsgleich sind (überhaupt nicht mehr einfach), diese haben ein 0,3mm Loch zum Zentrieren und später kann man damit wunderbar die Bohrspitze führen.
Passt alles, macht man eine Tasche in dem man einfach Klebefilm über die Kanten stülpt.
Das ist jetzt also unser "Negativ" nur eben mit einem anderen Motiv auf jeder Seite.


Jetzt wo ich es so sehe, wäre auch ein dankbares Motiv für den "Was ist das?" Thread gewesen.

Das war doch mal? Richtig, es ist ein umgebauter SCSI Scanner, ich habe die "Eingeweide" rausgeholt und sie gegen die eines Gesichtsbräuners getauscht!
Damit kann man wunderbar belichten, es kommt kein bisschen UV Strahlung raus, man braucht also keine Brille.
Der Klebefilm wird abgezogen (der Fotolack mach schon eine Minute Lichteinfall mit) und die Platine kommt in die Folientasche.

Deckel auf, Platine drauf, Deckel zu.

Nach 2 min. drehen wir die Platine einfach um.
Das war es auch schon.
Das UV Licht verändert den Fotolack so das die Kontur der Platine nun auf dem Fotolack "gebrannt" ist.

Nanu? kein Bild?
Nein nicht wirklich, nur wenn man ganz genau hinschaut, sieht man Umrisse der Platine.

Im Entwicklerbad zeigen sich schnell die Umrisse, der unbelichtete Lack der nun verbleibt, schützt das Kupfer vor der nächsten Tortur, dem Säurebad.

Ab ins nächste Planschbecken! bereits nach etwa einer Minute fängt das ungeschützte Kupfer an sich aufzulösen und man kann richtig zuschauen wie die Platine entsteht.


Haben sich alle Kupferreste verflüchtigt, nimmt man sie aus den Säurebad und stoppt den Ätzvorgang unter fliessenden Wasser.
Fertig ist die Platine.

nun kann man die Löcher für die Bauteile bohren, damit der Bohrer immer schön mittig bleibt, nutzt man nun die zuvor schon genutzten Löcher als Zentrierhilfe.

Die Platine kann nun bestückt und verlötet werden, sie hat die gleichen Eigenschaften wie die in Euren elektrischen Geräten.
