Do 20. Sep 2018, 08:17
Ich kann für mich sagen, ich bin nicht grundsätzlich "Gegen". Gegen Braunkohleverstromung ja. Gegen Windenergie oder auch Energie aus Biogas nicht grundsätzlich. Klar, müssen wir vernünftige Alternativen für Braunkohle und auch Kernenergie finden. Klar, ist das ein Entwicklungsprozess: gerade Wind- und Biogas- sind noch lange lange nicht ausgereift (Konflikte mit Vögeln, Fledermäuse, Landschaft, Monokulturen...). Mit Wasserkraft kenn ich mich nicht so aus - irgendwie gabs hier im Betrieb mal eine Studie/Diplomarbeit oder so zu Kleinanlagen entlang von Flüssen, quasi wie eine moderne alte Wassermühle.
Bei der Wind- und Biogasenergie konnte ich schon einen Blick hinter die Kulissen werfen, weil ich beruflich auch mit diesen Anlagen recht intensiv zu tun hatte/habe. Insbesondere bei der Windenergie ist es so, wenn man da mal den Krieg zwischen den einzelnen Windinvestoren um potentielle Windparksflächen erlebt hat, die Schlachten um jedes einzelne Grundstück. Die im Regionalplan ausgewiesenen Windeignungsflächen werden mit Anlagen vollgepflastert, so dicht, wie es baurechtlich geht, aber oft ohne wirtschaftlichen Sinn, weil die einzelnen Anlagen sich quasi gegenseitig den Wind aus den Segeln nehmen und somit gar nicht ihre volle Leistung erbringen können. Sind die im Regionalplan ausgewiesenen Windgebiete voll, was sehr schnell geht (heißt nicht, dass sie gleich bebaut sind, sondern eigentumsrechtlich gesichert), werden die Institutionen, die für die Aufstellung der Regionalpläne zuständig sind, unter Druck gesetzt, neue Gebiete auszuweisen. Und damit bleibt dann auch die Natur immer mehr und mehr auf der Strecke. Anlagen werden immer näher an sensible Bereiche (Wälder, Greifvogelbrutgehölze, Schutzgebiete) herangebaut, Nahrungsflächen der Greifvögel werden weggenommen und vorher "weggegutachtet", der Höhepunkt sind solche Standorte die der Stormchaser Stefan verlinkt hat, die geplanten Windparks innerhalb von Wäldern. Der Gipfel des Ganzen fand hier direkt in meiner Nachbarschaft statt:
Ich kenne dieses Gebiet selbst. Ganz in der Nähe dort brütet jedes Jahr ein Fischadler. Fotos des Horstes habe ich irgendwann mal gezeigt. Auch habe ich dort schon Rotmilane zumindest fliegen sehen. Und während der herbstlichen Wanderzeit einen schönen Seeadler. Nunja. Derzeit siehts so aus, als wenn hier die Greifvögel nun doch gewinnen. Derzeit.
Mist, heißgeredet... Wie gesagt, nicht grundsätzlich gegen Wind, aber für eine vernünftige Art und Weise, in der alle Belange abgewogen werden, wie es auch rechtlich vorgeschrieben ist, und mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung nicht nur der Energieerzeugungsanlagen, sondern auch vernünftiger Speicheranlagen.
Aber es geht hier ja nicht um heißen Wind, sondern um den Hambacher Wald...
Im Übrigen kann ich auch irgendwo die Arbeitsplatzargumente verstehen. War ja auch in anderen Bereichen so. Die Region Quedlinburg war früher bunt von Blumenfeldern. Irgendwann war nix mehr davon über und u.a. meine beiden Eltern standen vor dem Nichts. Hier in Magdeburg ist so gut wie der gesamte Maschinenbau weg
(was es hier an Lost-Places gibt...) usw.