Sa 12. Dez 2015, 21:51
Da sind ja schon einige sehr interessante Sichtweisen auf den virtuellen Tisch gekommen. Teils sehr überraschen, aber eigentlich auch wieder nicht. Immerhin haben unterschiedliche Fotografen teilweise sehr unterschiedliche Anforderungen, Herangehensweisen und Vorlieben. Ich finde deshalb den Austausch sowohl im Forum als auch bei User-Treffen immer wieder ernüchternd, weil man sich sonst allzu schnell denkt, dass die eigene Sichtweise doch eigentlich die übliche sein sollte, die alle haben sollten. Ist eben nicht so.

Ich hatte es ja eingangs erwähnt, dass ich das 35mm-Limited fast immer drauf habe. Ich habe allerdings noch eine Handvoll weitere Objektive, die aber eben eher selten benutzt werden. Ob ich auf sie verzichten könnte? Ich schätze schon. Würde ich es wollen? Eher nicht.

Ich muss ja nicht auf die Flexibilität verzichten und schätze genau das auch an meiner Kamera.
Allerdings stimme ich nicht der Meinung zu, dass die Möglichkeit, Objektive wechseln zu können, gleichzeitig auch eine Pflicht wäre.
Welche Gründe sollte es dafür geben, nur ein spezielles an einer Kamera einzusetzen, wenn einem doch eine so große Auswahl an OBjektiven zur Verfügung steht? Warum dann nicht eine Kamera kaufen, die keine Objektivwechselmöglichkeit hat?
Nun, das ist ganz einfach:
1) Eine DSLR bietet im Vergleich zu Kameras mit einem fest montierten Objektiv eine signifikante Anzahl von Funktionen, die man für das anspruchsvollere Fotografieren nicht missen möchte. Hätte eine Kamera mit festem Objektiv all diese Vorteile und Funktionen, so wäre das durchaus eine Alternative. Ich kenne solche Kameras allerdings nicht. Außerdem: nehmen wir mal an, jemand will so etwas wie den Body der K-3II und dann ein lichtstarkes 35mm. Gut, die könnte ein Kamerahersteller anbieten - ohne Wechselbajonett. Aber es wäre etwas schwierig, mit diesem Modell erfolgreich zu sein - als Hersteller. Denn jemand anders wünscht sich die Eigenschaften dieses Bodys und dazu aber ein 150-450mm-Objektiv, weil das nunmal sein favorisierter Brennweitenbereich ist. Sollte ein Hersteller also noch ein weiteres Bodell mit einem fest angebrachtent Objektiv dieser Art anbieten? Und was ist mit jemandem, der so eine Kamera haben will, aber mit WW-Objektiv? Für den Hersteller ist es also durchaus sinnvoll, dem Kunden die Wahl zu lassen, auch wenn der sich am Ende entscheiden sollte, nur ein einziges Objektiv an dieser Kamera zu benutzen. Ich denke, das sollte einleuchten.

2) Warum sollte es selbst für jemanden, der am Ende nur ein einziges Objektiv besitzen und benutzen möchte, sinnvoll sein, eine Kamera mit Wechselbajonett zu besitzen? Nun, wer den Artikel ganz gelesen hat, wird sich daran erinnern, dass für seltene Situationen durchaus schon mal andere Objektive eingesetzt werden, die dann aber geliehen oder gemietet werden. Schaut man sich die Preise von hochwertigen Spezialobjektiven an, so ist das ein valider Ansatz.
Ein weiterer Punkt: bevor man dieses eine Objektiv gefunden hat, welches man am Ende nur noch benutzen will, wird man vermutlich erst einige Objektive ausprobieren müssen/wollen. Das erlaubt das Wechselbajonett. Ich vermute, dass all die unter uns, die vornehmlich mit einem bestimmten Objektiv los ziehen, dieses nicht von Anfang an kannten oder besaßen. Vielleicht kam es auch erst Jahre nach dem Kauf der Kamera auf den Markt. Warum also nicht zum Ausprobieren allein schon diese Wechselmöglichkeit nutzen und schätzen?
Wie eingangs schon erwähnt: die Ansichten und Meinungen zu diesem Aspekt der Fotografie gehen sicher immens auseinander. Dennoch finden sich zahlreiche von uns in vielleicht moderaterer Form in dem genannten Artikel wieder. Dass man es sich damit leichter macht, kann ich so nicht nachvollziehen. Aber es geht ja auch nicht darum, wie leicht es jemandem fällt, oder wie kompliziert es jemand anders macht: lasst Fotos sprechen, denn darum geht es.

Wenn jemand tolle Fotos zeigen kann, dann weiß ich, dass er (s)einen Weg gefunden hat. Ob er dafür oft das Objektiv wechselt oder immer nur das gleiche benutzt, das interessiert mich als Betrachter wenig (gar nicht); außer als der technik-affine Fotograf, der gerne mal hinter die Kulissen schaut - in der Hoffnung, einen Hinweis darauf zu bekommen, wie man solche Fotos angehen kann.

Dieser Artikel hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht: so toll ich mein 35mm-Limited auch finde... Mit f2.8 ist es kein Lichtriese und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das Sigma 35mm f1.4 aus der Art-Serie noch besser für mich passen könnte. Das wäre dann meine favorisierte Brennweite, aber mit deutlich mehr Gestaltungsspielraum bzgl. Low-Light und Schärfentiefe.