Bernd hat da eine Diskussion losgetreten.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Kamerafirmen den durchschnittlichen Kunden aus dem Auge verlieren. Mit Kunde meine ich hier den etwas ambitionierteren Fotografen, nicht denjenigen, der mit seinem Smartphone zufrieden ist.
Die einfach Frage ist doch, ob die Bilder mit den Spiegellosen besser werden. Und da hege ich so meine Zweifel. Für 95% der Amateurfotografen wird das kaum der Fall sein. Es gibt immer die Freunde der Technik, die den aktuellsten Markttrend hinterherlaufen und das Neueste unbedingt brauchen. Aber warum sollen jetzt alle auf Spiegellos wechseln?
Die Kamerafirmen versuchen auf biegen und brechen das Marktvolumen zu halten. An dieses hatten sie sich mit dem Wechsel von Film nach Digital gewöhnt. Als es unbedingt VF brauchte, anstatt APSC (für den durchschnittlichen Fotografen), da hatte ich schon sehr schwere Zweifel. Sei's drum. Jetzt ist es Spiegellos. In wieweit diese Diskussion mit dem Kunden zu tun hat ist mir rätselhaft.
Der ganze Markt schadet sich damit. Die Firmen investieren massiv und die Investoren erwarten, dass die Inestitionen rentieren. Nur wie bloss? Diesen sogenannten technischen Fortschritt sehe ich nicht. Die Sensoren, marginaler Unterschied die letzten 5 Jahre. EVF oder OVF, marginaler Unterschied. Objektivqualität, mehr als doppelter Preis und dann einen Tick besser? Beim jetztigen Fortschritt der Technik, werden die Firmen wieder auf einen 5 Jahresentwicklungszyklus wechseln müssen. Früher oder Später. Weil es schlicht und einfach kaum Gründe gibt weshalb das Marktvolumen nicht weiter schrumpfen sollte, wenn der technische Fortschritt so bleibt wie er ist. Das Marktvolumen für den etwas ambitionierteren Fotografen.
Ricoh hat entschieden eher sehr vorsichtig zu investieren, eine Handvoll neuer Produkte pro Jahr, nicht mehr. Ich kann das verstehen.
Videofreunde, und Freunde die einen besseren Kameraprozessor benötigen, mögen einen Fortschritt sehen. Ich gehöre zu keinen von beiden Gruppen, die so etwas benötigen. Und die meisten Kunden die eine Kamera kaufen hantieren eher selten mit den beiden Features.
Mein jüngerer Sohn (15J) sucht gerade eine neue Kamera (die S110 ist ihm zu klein geworden). Er ist einfach einmal alle Kamerafirmen "abgelaufen". Und sein Stand ist jetzt so (ich weiss nicht wieviele Kameras er schon in der Hand hatte):
Features: - Spiegellos lieber als mit Spiegel - EVF lieber als OVF - wenn OVF dann Prisma (die Glassucher (wegen Kontrast) haben ihm nicht gefallen 250D / D5600 Vergleich zur 90D / D7500) - Sensor, egal, 20+MP - Bildstabilisator unbedingt - vernünftiger Griff zum Halten - zwei Rädchen - Klappbarer Bildschirm - Touchscreen - AF versteht er den Unterschied nicht bzw. kann das im Geschäft nicht nachvollziehen - Er möchte (in VF Brennweiten) ein 24-70 F4, ein 50 F1.8, ein Makro (oder für APSC 16-85, 30 1.8, Makro)
Wenn er sich zu diesem Featureset eine Kamera sucht im Spiegellosen-Bereich, dann bleibt ihm nur die Kamera die Bernd gewählt hat. Oder im Spiegelbereich für Einstieger Psssst die K-70 (allerdings ohne den Touchscreen). 90D oder D7500 sind deutlich zu Gross für seine Hände, das sieht er selbst. Hat man solche Kunden (und das ist jetzt eher ein Standardwunsch) bei den Kamerafirmen irgendwie vergessen und meint sie mit 5000+CHF Equipment überzeugen zu können?
Er sieht den Markt gerade so (nach Diskussionen mit Fotofreunden aller Marken): - VF hat er aufgrund der Kosten geradewegs ausgeschlossen (Panasonic S1 und die entsprechenden Objektive 7000CHF, Sony älteres Modell 4000+CHF) - Für APSC/MFT sind Fuji (3000+CHF), Sony und Olympus wegen der Kosten auch geradewegs rausgeflogen. Der Lifestylebonus von 30% ist ihm zu viel. - Canon sieht den Anfängermarkt für APSC, die Ambitionierten sollen doch bitte VF nehmen. Die M-Kamera-Bajonette hat man geradewegs inkompatibel gemacht mit den VF-Objektiven. Super Idee. Der Kunde wird dem sicherlich folgen. - Nikon: die Z50 hat ihm mit am Besten gefallen. Stabi, im Objektiv bitte. Gibt es Zwei von. Bei VF andersherum, sehr logisch, Stabi in der Kamera. Preis der Z50 mit einem sehr einfachen Kit-Objektiv 1200+CHF. Zum fast gleichen Preis bekommt er eine D7500 mit dem sehr guten 16-80mm F2.8-4 Objektiv. Bessere Kamera, besseres Objektiv. - vom Design fand er übrigens die Sony am Schönsten
Auf dem Digitalevent in Baden war er bei fast allen Firmen. Der Sony-Vertreter hat ihm ein Equipment von 5000+CHF einreden wollen. Eine 6600 und die Objektive dazu. Der einzige Vertreter der die Sache kundengerecht angegangen ist, war der Nikonvertreter, der hat ihm eine D3500 empfohlen. Und für die Objektive solle er gebraucht schauen.
Meine Empfehlung war übrigens, er solle sich meine K-S2 überlegen und in 2-3 Jahren nochmals schauen, wenn der Markt sich etwas gelichtet hat. Aber so richtig gefällt ihm das nicht, zu uncool. Er wird sich wohl eine Gebrauchte zuzulegen. 250D oder so ähnlich. Dann zieht das 3te System im Haus ein (Sein Bruder hat eine Pen EP5). Einmischen werde ich mich nicht. Kinder müssen Erwachsen werden, und mit Geld kann er umgehen.
Ich hoffe nur, die Fragerei hört irgendwann wieder auf. Und die Kamerafirmen werden wieder normal, ohne dass es Eine "lupft", das wäre schade, egal welche.
_________________ Freundliche Grüsse aus der Schweiz
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