Ein paar Tage im sakralen Leipzig.
Ich habe auf der Straße immer mal wieder ein paar Melodien von Bach vor mich hin gepfiffen und gehofft, dass jemand das erkennt. Umsonst! Vielleicht hätte ich es mit Rosenmüller oder Schein probieren sollen. Bach war ja zu seiner Zeit eher wenig beliebt.
Wie auch immer, ich habe am Anfang einen Bogen um die Thomaskirche gemacht, weil ich dachte: Was hat der Bau mit der Musik zu tun, die du in dir trägst?
Dann war ich doch drin, und es war ein Gänsehaut-Erlebnis. Hätte ich nicht erwartet.
Das Grab, in dem seit Kriegsende die Knochen beigesetzt sind, die man hoffentlich korrekt als Bachs identifiziert hat:

#1
Während der Wanderschaft durch die Kirche hat ein (wie ich vermute:) Student Präludium und Fuge e-moll auf der Orgel geübt. Eins meiner Lieblingsstücke (
https://www.youtube.com/watch?v=F1Yjsh9p3Eg ). Leider war vor dem Schlussakkord seine Übungszeit um, und er hat einfach ab gebrochen. Na, gut, musste ich den Rest für mich allein summen und brauchte meine nicht ganz so bachbegeisterten Kollegen nicht mehr so lange warten zu lassen.

#2

#3
Kurz vor der Abfahrt ein Info-Termin bei der Leipziger Bahnhofsmission. Es gab ein Gespräch darüber, wie sie sich da ab mühen, den vielfältigen Erscheinungen von Armut und Not zu begegnen und meistens nicht mehr bewirken als den Stress etwas zu mildern. Aber das wenige, das möglich ist, tun sie immerhin. Im Konferenzraum ein Tisch mit Plastikblume, Spendenbüchse, NT, Infoblättern, Kerze; darüber an der Wand ein auch nicht besonders kunstvolles Kreuz, die Wandfarbe bräuchte eine Auffrischung, und trotzdem war dieses Ensemble sakraler, also von stärkerer Ausstrahlung als manches andere. Gänsehaut Nr. zwei.

#4