Ich empfinde diesen Thread als bedrückend wichtig und aktuell.
Heinsberg ist ein kleines Städtchen, brav, nett, gut leben lässt es sich hier. Gut leben ließ es sich hier auch vor vielen Jahren - und es ließ sich ebenso furchtbar sterben. Auch hier gab es Verfolgungen und Drangsal bis zum Tod. Bis vor einiger Zeit waren die Hinweise noch sehr verschämt, erst in der letzten Zeit wird darauf aufmerksam gemacht, dass auch hier Menschen mit Angst und Schrecken überzogen wurden und grausam starben. Stolpersteine wurden eingelassen und im Zuge dieser Aktion wurden die Rufe laut: "Lasst doch die Vergangenheit ruhen, macht uns doch nicht immer und wieder schuldig!" Natürlich hat niemand aus unserer Generation Schuld an der furchtbaren Vergangenheit. Aber wir machen uns schuldig, wenn wir unsere Vergangenheit vergessen, wenn wir zulassen, dass sich diese Gräuel so oder in anderer Form wiederholen. Was mich aufmerksam machte war, dass diese Rufe in der Mehrzahl aus einer bestimmten Richtung kamen, Geschichte geklittert und relativiert wurde. Glücklicherweise zeigte sich in den Diskussionen, dass die große Mehrheit die Aktion Stolperstein begrüßte; bei den damit verbundenen Veranstaltungen waren viele Menschen zugegen.
Ich habe diese Berichte zum Anlass genommen nachzuforschen, was sich in "meiner Stadt" zugetragen hat, damals, in der dunklen Zeit. Zeitzeugen gibt es nicht mehr, wohl deren Kinder, die noch erzählen können, was die Eltern erzählten - aber selten wollen. Berichte in diversen Zeitungen, veröffentlichten Tagebüchern und wissenschaftlichen Arbeiten sind zugänglich. So lässt sich feststellen, dass auch in "eigentlich" funktionierenden Sozialsystemen beliebte, rechtschaffene und angesehene Bürger plötzlich drangsaliert, entrechtet und ermordet wurden...."...und dann war er plötzlich weg..."
Es gibt kaum noch Häuser, die man mit Hinweisen versehen könnte, da Heinsberg gegen Kriegsende zu fast 90% zerstört wurde. Aber mittlerweile gibt es Mahnmale und die erwähnten Stolpersteine. Versuchen will ich, die Mahnmale und die Stolpersteine in meinem Städtchen zu fotografieren. Dazu braucht es Kraft, denn das Grauen fasst schon zu, wenn man diese Steine sieht und weiß, was diesen Menschen geschah. Aber das Dröhnen genagelter Schuhe und die Hassparolen sind in der Ferne schon und immer noch zu hören - man muss etwas tun, "Gegen das Vergessen"
Hier, in Engelhafe war es ein kleiner Stein, der mich anschließend nicht mehr fotografieren ließ
Graue Flecken im Grün
Ein verwitternder Stein mit mehreren Namen
Eine steinerne Hand aus dem Stein, zum Grün strebend
Ein Grün, das Leben ausstrahlt
Leben, dass diese Hand nicht erreicht
